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Wellentänze: Roman (German Edition)

Wellentänze: Roman (German Edition)

Titel: Wellentänze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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beschloss, lieber auf die Wahrheit zu setzen. »Um ganz ehrlich zu sein, Fergus, sehe ich in dir immer noch den Freddie von damals. Den ich gehasst habe.«
    »Aber warum eigentlich?«
    »Ich glaube, es war die Spinne. Nachdem du sie mir aufs Bein gesetzt hattest, habe ich Jahre gebraucht, bevor ich wieder selbst mit Spinnen fertig werden konnte.« Sie blickte auf und lächelte, in der Hoffnung, ihn von ihren Gefühlen abzulenken. »Mit Spinnen fertig zu werden, sollte unter Suzys Überlebensfähigkeiten eingereiht werden, findest du nicht auch?«
    Er sah ihr in die Augen und erwiderte ihr Lächeln. »Ganz bestimmt. Aber ich habe sie nicht absichtlich auf dein Bein gesetzt, musst du wissen. Sie fing plötzlich an zu zappeln, und ich habe sie fallen gelassen. Ich habe nämlich selbst nicht allzu viel für Spinnen übrig.«
    »Oh. Ich dachte, kleine Jungen wären allesamt Spinnenfans. Rupert, mein Bruder, kann sie mit der bloßen Hand von der Wand nehmen.«
    »Dazu wäre ich nie imstande. Natürlich bringe ich sie auch nicht um.«
    »Natürlich nicht. Ich benutze einen großen Plastikeimer und bringe sie nach draußen. Wie machst du es?«
    »Julia, ich weiß nicht, ob du das eigentliche Thema mit Absicht umschiffst, aber ich meine, wir hätten jetzt genug von Spinnen geredet.«
    Solchermaßen ertappt, lief Julia dunkelrot an. »Du hast damit angefangen.«
    Fergus warf ihr einen kurzen, tadelnden Blick zu, bei dem sie den kleinen Freddie ganz und gar vergaß. »Was ich gern sagen würde, wenn du mir die Chance gäbst, ist, dass ich mich jetzt bald von euch verabschieden muss.«
    »Oh.« Diese Ankündigung kam keineswegs unerwartet, war aber dennoch ein Schock.
    »Unseren Informationen nach ist die Fahrt flussaufwärts von hier aus unproblematisch.« Er holte aus seiner Gesäßtasche den abgegriffenen, eng beschriebenen Briefumschlag hervor, der inzwischen Suzys Bibel geworden war. »Es sind nur etwa zwei Stunden von hier bis nach Upton-upon-Severn; dann geht es weiter nach Worcester, ins Diglis Basin.«
    Ungerechterweise fühlte Julia sich im Stich gelassen. Sie knibbelte sich ein Bröckchen unter einem Fingernagel hervor, das sich bei näherer Betrachtung als Brotteig erwies. »Natürlich musst du dein eigenes Leben leben. Wie ich schon sagte, es war sehr nett von dir, dass du überhaupt mit uns gefahren bist.«
    »Aber du zumindest wirst froh sein, mich von hinten zu sehen? Wegen der Spinne?«
    Julia schluckte, um Zeit zu gewinnen. Wie konnte sie ihm ehrlich antworten, ohne indes den Eindruck zu erwecken, ihre Gefühle für ihn hätten sich verändert? Da es ihr Schicksal zu sein schien, auf immer Schweigen zu bewahren, war sie sehr erleichtert, dass Suzy ausgerechnet in diesem Augenblick wieder zu ihnen stieß.
    »Fergus sagt, er müsse gehen«, erklärte Julia sofort, und ihre Stimme klang abscheulich nach Klatschtante.
    Suzy begann auf der Stelle zu jammern. »Aber wir haben noch Worcester vor uns und den Birmingham Canal! Das bedeutet Hunderte winzig kleiner Einzelschleusen. Die können wir zu zweit unmöglich schaffen. Nicht mit Gästen an Bord. Könntest du Italien nicht verschieben und den Sommer mit uns verbringen?«
    Julia war entsetzt. »Du hast kein Recht, Fergus um so etwas zu bitten. Er kann nicht sein ganzes Leben auf Eis legen, bloß weil wir keinen dritten Mann haben! Es war sehr nett von ihm, dass er uns überhaupt so lange geholfen hat. Und er hat von Anfang an klar gemacht, dass er nur ein paar Tage bleiben könne!«
    »Ich weiß.« Suzy warf sich neben ihm ins Gras und klammerte sich an seinen Arm. »Und wir waren dir ja auch so dankbar. Stimmt’s nicht, Julia?«
    »Natürlich.« Julia konzentrierte sich mit aller Macht auf eine Grabplatte.
    Fergus stand auf und stellte sich so hin, dass er unweigerlich in Julias Blickfeld auftauchte. »Aber Julia wäre noch viel dankbarer gewesen, wenn nicht ausgerechnet ich euch geholfen hätte. Habe ich Recht, Julia?«
    Sie zwang sich, ihm in die Augen zu sehen. »Fergus, ich – ich meine ...«
    »Mach dir nicht die Mühe, dir eine taktvolle Lüge auszudenken, es ist mir egal, was du von mir hältst. Ich habe nur keine Lust, mir irgendwelche Scheiße anzuhören.«
    »Ich finde, du solltest an einem geweihten Ort nicht solche Ausdrücke benutzen, Fergus«, bemerkte Suzy geziert. Dankbar dafür, dass die Spannung sich ein wenig löste, begann Julia zu kichern.
    Als sie wieder auf den Booten waren, verschwand Fergus in seiner Kabine, wahrscheinlich um zu packen,

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