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Wellentänze: Roman (German Edition)

Wellentänze: Roman (German Edition)

Titel: Wellentänze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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Supermarkt ein, und als sie zu den Booten zurückgetaumelt kamen, hatten sie Arme wie Orang Utans, und die Plastiktüten bohrten ihnen tiefe Kerben in die Finger. Julia ging als Erste an Bord und fluchte, während sie ihre Taschen hinter sich herschleifte, dass Fergus nicht in der Nähe war, um ihnen zu helfen. Als Suzy ihr ein Weilchen später folgte, war sie nicht allein.
    »Wo soll ich das hinstellen?«, fragte der junge Mann aus dem Kanu. Er war, wie Julia zugeben musste, aus der Nähe noch atemberaubender.
    »Oh, stellen Sie einfach alles auf die Theke.« Suzys Stimme war heiser vor Bewunderung für seine Stärke und seine Ritterlichkeit. »Wir räumen alles weg, sobald wir fertig sind. Sie sind wunderbar. Mir sind praktisch die Arme abgefallen.«
    »Keine Ursache. Die Taschen waren nicht schwer.«
    Seine Stimme hatte den schläfrigen, leicht singenden Tonfall der Bewohner von Gloucestershire, und Julia war sich ziemlich sicher, dass diese Stimme schon so manch ein unachtsames Mädchen ins Bett gelockt hatte.
    »Für mich waren sie sehr schwer«, erwiderte Suzy mit verhangenem Blick.
    Erheitert und gleichzeitig entsetzt über Suzys Schamlosigkeit, versuchte Julia hektisch, zu viele Lebensmittel in einen zu kleinen Schrank zu zwängen.
    »Ich muss meinen Biervorrat aufstocken«, erklärte Suzy jetzt. »Hätten Sie Lust, mir mit anzufassen?«
    Das war eine faustdicke Lüge. Die Vorratskisten auf dem Vorderdeck quollen über von Bierdosen. Die Gäste ihrer ersten Tour waren keine Biertrinker gewesen.
    »Wir könnten auch noch ein paar Dosen Tomaten gebrauchen«, warf Julia ein, die fand, dass sie von Suzys Skrupellosigkeit nur lernen konnte. Schließlich hatte sie den größten Teil ihres Lebens damit zugebracht, politisch korrekt und vernünftig zu sein, und was hatte ihr das eingetragen? Oscar.
    Suzy und ihr Leckerbissen zogen zusammen los, nicht direkt Hand in Hand, aber definitiv Hüfte an Hüfte in ihren verblassten Jeans und ihren Cowboystiefeln. Sie sahen beide ungeheuer jung aus, obwohl Suzy ihrem neuen Freund mindestens fünf Jahre voraus hatte.
    »Wo ist Suzy?«, fragte Fergus, als er wieder auftauchte, zu spät, um sich noch nützlich zu machen, und mit einem voll gepackten Rucksack zu seinen Füßen.
    »Sie ist einkaufen gegangen. Mit einem sehr jungen Mann, der sich, wenn er nicht aufpasst, auf einem Boot Richtung Tardebigge wiederfindet.«
    »Dann brauche ich euch also nicht mehr dorthin zu begleiten?«
    Julia hätte ihm von Herzen gern zugestimmt, aber der Gedanke, für Suzy und ihren jungen Freund den Anstandswauwau zu spielen, war nicht sehr reizvoll. »Das kannst du ja ohnehin nicht«, versuchte sie, Zeit zu schinden.
    »Ich könnte es vielleicht, wenn ich meine Pläne bis zum Sommer aufschiebe.«
    »Aber das willst du doch sicher nicht. Ich nehme an, Italien ist im Frühling am schönsten. Da ist es noch nicht zu heiß.«
    »Stimmt genau.«
    »Na dann, los mit dir.« Julia versuchte, zu lächeln und ihre kleinlichen Gedanken beiseite zu schieben, aber nur die eine Hälfte ihres Mundes funktionierte. Sie spürte Fergus’ Blick auf sich ruhen, betrachtete eingehend ihre Segelschuhe und stellte bei dieser Gelegenheit fest, dass sie bereits die ersten Zeichen von Abnutzung aufwiesen.
    »Dann möchtest du also nicht, dass ich wiederkomme?«
    »Nicht, wenn du lieber in Italien wärst, nein.« Diese Antwort war doch hinreichend zweideutig, oder?
    »Okay. Also, dann mache ich mich jetzt wohl besser auf den Weg. Ich muss den Bus nach Stratford bekommen.«
    »Warum ausgerechnet den nach Stratford?«
    »Mein Wagen steht da.«
    Julia kam sich plötzlich entsetzlich dumm vor. Natürlich stand sein Wagen dort. Wie sonst sollte er die ganze Strecke von ihrer Mutter im Lake District bis hierher zurückgelegt haben? Andererseits hatte er nichts davon erzählt, obwohl es in Stratford verschiedentlich außerordentlich nützlich gewesen wäre, einen Wagen zu haben. »Wenn du da ein Auto hattest«, sagte sie bedächtig und ohne eigens auf Gasflaschen und schwere Einkaufstaschen zu sprechen zu kommen, »warum bist du dann den ganzen Vormittag mit einem Fahrrad unterwegs gewesen, um den Mann zu finden, der früher auch Hotelboote betrieben hat?«
    »Weil mein Wagen in einer Werkstatt stand und repariert wurde.«
    »Das heißt, du hast in Stratford eine Panne gehabt? Du hast überhaupt keinen Umweg gemacht, um mich zu sehen?«
    Da Julia die Sonne in die Augen schien, konnte sie Fergus’ Gesichtsausdruck nicht sehen.

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