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Wellentraum

Wellentraum

Titel: Wellentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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in ihm, befahl rot glühenden Fasern, sich um seine Nerven zu ranken und jeden Gedanken, jede Erinnerung zu ersticken. Wie jener gemeine Zwerg in einem von Lucys Märchen. Wie hatte er doch gleich geheißen?
    Caleb runzelte die Stirn in dem verzweifelten Bemühen, sich zu erinnern und wenigstens Teile seiner selbst der Kontrolle des Dämons zu entziehen.
    Rumpelstilzchen,
das war es. Das Märchen, das seiner Schwester so gut gefallen hatte, hieß
Rumpelstilzchen.
    »Ich glaube nicht, dass wir warten können«, gab er zurück.
    Maggie nahm seine Hand. Caleb wusste es zu schätzen, dass sie versuchte, ihn zu trösten. Im Gegensatz zu dem Fieber, das in ihm wütete, fühlten sich ihre Finger kühl und stark an. Aber wie konnte sie es ertragen, ihn zu berühren, da sie doch wusste, wer – was – in seinem Körper wohnte?
    »Vielleicht kann der Prinz …« Maggie biss sich auf die Lippen. »Conns Fähigkeiten sind größer als meine.«
    »Und er kennt den Wirt des Dämons nicht so … intim«, fügte Dylan hinzu.
    Aus Maggies Kehle stieg ein leise knurrender Laut.
    »Aber du könntest es tun«, sagte Caleb zu Maggie. »Wenn dieses … Ding nicht in mir wäre.«
    »Ich … Wenn ich ihn austreiben könnte, ja. Aber ich habe nicht die Macht dazu.«
    »Schon okay«, erwiderte Caleb. »Ich habe sie.«
    »Du?« Dylans Stimme troff vor Hohn. »Du bist ein Mensch.«
    Genau. Er war ein Mensch. Und deshalb konnte er etwas, das Maggie und Dylan nicht konnten.
    Er konnte sterben.
    Caleb sah auf seine Hände. Sie standen in bizarren Winkeln von seinen Handgelenken ab, wie die Gliedmaßen einer Schaufensterpuppe, sperrig, fremd, nicht zu ihm gehörig. Es waren nicht länger nur
seine
Hände. Mit ihnen ergriff er das schwere Ende der Ankerkette und hob es von Deck auf.
Denk nicht darüber nach. Tu es einfach. Tu es, bevor er dich daran hindern kann.
    Caleb wickelte sich die Ankerkette um die Taille.
    Verstehen flammte in Maggies Augen auf. Sie hielt den Atem an. »Nein. O nein!«
    »Ich habe dich mit den Delphinen gesehen«, sagte er. »Im Wasser hast du Macht.«
    »Was willst du tun? Dich ertränken?«, fragte Dylan.
    »Ja.«
Solange er dazu noch in der Lage war.
Grimmig holte Caleb die Ankerkette ein, wobei er Blutspuren auf den einzelnen Gliedern hinterließ. Seine Schulter brannte wie Feuer. »Du hast gesagt, dass er nie mit seinem menschlichen Wirt sterben würde.«
    Dylans Augen verengten sich. »Also soll Margred den Dämon fangen, während er zu entwischen versucht. Das könnte klappen.«
    »Ich kann dich doch nicht sterben lassen!«, brach es aus Maggie hervor.
    Ihre Heftigkeit alarmierte Caleb. Aber es änderte nichts. Er war Soldat und dazu ausgebildet, den Preis für jede Handlung gegen ihren Nutzen abzuwägen. Er hatte unter einer Wüstensonne gedient, in der Schatten wie Entscheidungen klar und deutlich erkennbar waren. Wenn er jetzt zögerte, wenn er jetzt versagte, würde Maggie unter seinen Händen sterben, und die Hölle würde losbrechen – buchstäblich.
    Caleb legte sich eine weitere Kettenschlaufe um die Taille. Seine gute Hand gehorchte prothesengleich nur widerstrebend seinen Befehlen. Er fühlte, wie sich der Wille des Dämons noch immer durch ihn hindurchfraß wie tausend Würmer durch eine Leiche. Was würde passieren, wenn sie sein Gehirn erreichten? Sein Herz?
    »Es gibt Schlimmeres als den Tod«, entgegnete er fest.
    Er zog probehalber an der Kette. Er würde nicht freikommen. Nicht unter Wasser, nicht mit einem verletzten Arm. Er konnte sie auch nicht sprengen, nicht einmal mit Dämonenkraft.
    Caleb holte noch einmal tief Luft. Er sah über die helle, ruhige Oberfläche des Wassers, blickte zu seinem Bruder, der schweigend auf dem Steg stand, und dann in Maggies blasses Gesicht und ihre dunklen, ausdrucksvollen Augen. Selbst verängstigt und erschöpft war sie noch immer die schönste Frau, die er jemals gesehen hatte. Er hätte sie gern noch ein letztes Mal geküsst.
    Doch er wollte nicht, dass der Dämon in ihm mit ihr in Berührung kam, sie besudelte. Er spürte ihn wie eine ansteckende Krankheit in seinem Blut wüten, spürte, wie er ihm unterlag und zu etwas wurde, das er hasste und fürchtete. Er dachte an das, was Whittaker der Selkie Gwyneth angetan hatte, und erschauerte.
    »Es gibt Schlimmeres als den Tod.«
    Ja. Sein Kopf hämmerte. Aber er hätte lieber weitergelebt und den Rest seines Lebens mit ihr verbracht.
    »Gwyneths Fell liegt in der Seemannskiste am Fuß von Dylans Bett«,

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