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Wellentraum

Wellentraum

Titel: Wellentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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Margaret … wie hieß sie noch mal? Wirst du sie wiedersehen?«
    Er würde nur noch eine Runde Streife fahren, sagte sich Caleb. Heute Abend waren nach der Jahresabschlussfeier viele Leute auf der Straße. Sobald er sicher sein konnte, dass alle ohne Probleme zu Hause angekommen waren, konnte er …
    Feuer.
    An der Landspitze.
Der Lichtschein drang durch die Baumstämme, die vereinzelt die Straße säumten.
    Er spürte den langsamen, dumpfen Schlag seines Herzens und schüttelte den Kopf vor Abscheu. Wen wollte er täuschen? Sie war nicht dort. Maggie. Sie war in den vergangenen drei Wochen nicht ein einziges Mal zurückgekehrt. Ausgeschlossen, dass sie ihre Meinung geändert haben sollte, an genau jenem Abend, an dem er weggeblieben war.
    Es waren nur wieder Jugendliche oder Muschelesser. Trotzdem war Caleb dafür verantwortlich, dem nachzugehen. Feuermachen war nur an den Picknickstellen und auf den Campingplätzen erlaubt sowie mit einer speziellen Genehmigung. Er schnitt eine Grimasse. Ganz davon zu schweigen, dass Anwalt Whittaker, wenn er die Flammen entdeckte, einen Riesenaufstand veranstalten würde.
    Die Räder des Jeeps rollten von der Straße und versanken in Sand und Schotter. Der Strand war verlassen, der Himmel klar, der Mond voll und hell.
    Caleb runzelte beim Anblick der leeren Schatten unter den Kiefern die Stirn. Dort hätten Autos stehen müssen, es sei denn, die Partygesellschaft wäre per Boot gekommen.
    Er ließ Schweinwerfer und Motor an. In Portland war jeder Streifenwagen mit einem Camcorder am Armaturenbrett ausgestattet. Aber nicht auf World’s End. Chief Roy Miller hatte sich nicht die Mühe gemacht, mit der technischen Entwicklung Schritt zu halten, und bisher hatte sich der Stadtrat geweigert, diesen neumodischen Schnickschnack zu sponsern, nur weil der neue Chief es so wollte.
    Und vielleicht hatten sie gar nicht so unrecht, musste Caleb zugeben. Er brauchte wohl kaum ein Video von einem Muschelessen.
    Er glitt aus dem Fahrzeug und fühlte, wie die Muskeln in seinem müden rechten Bein verkrampften und sich auf sein Körpergewicht einstellten. Etwas Ätzendes reizte seine Kehle. Etwas Brennendes.
    Etwas, das am Strand brannte.
    Es roch weder nach einem Feuer aus Treibholz noch nach salzigen Muscheln. Dies hier roch widerwärtig nach Benzin und Fleisch, wie die verkohlten Überreste des sonntäglichen Grillfestes oder das schwelende Wrack seines Geländewagens auf der sonnenverbrannten Straße nach Bagdad.
    Angesichts des Rauchs und der Erinnerungen brach Caleb der Schweiß aus. Das war in Ordnung, es ging ihm gut, er fuhr nur Streife am Strand von World’s End und musste keinen Konvoi bei der Fahrt durch den Todesstreifen sichern.
    Dennoch griff er nach seiner Waffe. Er holte tief Luft und trat in den Schatten unter den Bäumen.
    Feuer schlug aus einem Skelett geschwärzter Holzbalken: unten weiße Hitze, oben orangefarbene Flammen. Roter Rauch wallte vor dem schwarzen Hintergrund von Meer und Himmel auf.
    Keine Bierdosen. Keine Decken. Keine Halbstarken. Überhaupt keine Menschen.
    Da.
Vor dem Feuerschein wabernd, von zornigen Flammen umrankt, entdeckte er eine Gestalt – einen Mann –, groß und dünn und seltsam fließend, die sich gerade bückte, um noch ein Stück Holz aus dem Haufen zu ihren Füßen zu ziehen.
    Der Haufen kam in Bewegung. Calebs Herzschlag beschleunigte sich. Also kein Holz. Im Gegenteil, das sah fast wie … Er hätte schwören können, dass das …
    Jesus.
    Instinkt und jahrelanges Training übernahmen das Kommando. Er riss die Pistole hoch. »Polizei! Nicht bewegen!«
    Die Gestalt erstarrte über dem Bündel zu ihren Füßen.
    Schweiß machte den Griff von Calebs Waffe schlüpfrig. Okay. Also … okay. Er wagte nicht, zu dem stummen Haufen am Rand des Feuers zu blicken, und konzentrierte sich auf den hockenden Kerl. Rauch trug den Gestank von Verbranntem über den Sand heran.
    Caleb atmete durch den Mund. »Aufstehen. Ganz langsam. Hände in die Luft. So, dass ich sie sehen kann.«
    Die große, dunkle Gestalt schien vor dem Hintergrund der Flammen zu schwanken. Ihre Hände hoben sich über den Kopf. Leere Hände, bemerkte Caleb erleichtert. Er machte einen Schritt vorwärts.
    Und sah entsetzt zu, wie die Gestalt herumwirbelte und ins Feuer sprang.
    Caleb brüllte und hechtete nach vorn. Sein verletztes Bein brach im weichen Sand ein. Er fiel auf die Knie, und die Nacht explodierte in Sterne und Funken und Schmerz.
    Atmen. Kriechen.
    Er konnte den

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