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Wellentraum

Wellentraum

Titel: Wellentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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entlocken konnte.
    Als Tan die Ankunft eines weiteren Elementargeistes am Strand gespürt hatte, war er fast enttäuscht gewesen, dass er so leichtes Spiel mit seinem Opfer gehabt hatte. Und noch enttäuschter, nachdem er sie niedergestreckt und gesehen hatte, dass sie nicht die war, die er suchte.
    Aber sie erfüllte ihren Zweck.
    Beziehungsweise das würde sie tun, wenn er sie dazu bringen konnte, ihr Seehundfell aufzugeben. Leider erwies sie sich als sehr widerstandsfähig.
    Tan runzelte die Stirn und tippte sich mit dem Messer an die Zähne. Er wusste die Stärke seiner Widersacherin fast ebenso zu schätzen, wie er ihre Schwäche genoss. Er legte seine gespreizte Hand auf die Brust der Selkie und ließ sie dort, ohne sie zu bewegen. Nicht, um ihr Schmerz zuzufügen, diesmal nicht, sondern um zu beweisen, dass sie genauso wie sein menschlicher Wirt in seiner Hand war. Er konnte alles, was ihm gefiel, mit ihr tun. Mit beiden.
    Und das hatte er in der vergangenen Stunde getan.
    Lange genug, bis der gestammelte Selbstekel, die Schreie psychischer Qual, der zusammenhanglose Protest seines Wirtes zu einer vergessenen Geräuschkulisse verschwammen und verklangen, wie ein Radio, das schon zu lange lief. Wie schade. Tan vermisste den Nervenkitzel des Bewusstseins, den schwachen Kampf seines Wirtes um Kontrolle. Dem Menschen seinen Willen aufzuzwingen, wie er der Selkie seine Berührung aufzwang, war eine erlesene, zusätzliche Lust, ein doppeltes Vergnügen.
    Aber nun, da Tan wieder auf seine Hand auf der Brust der Selkie, auf ihrem gefesselten und nackten Körper, auf ihrer vollkommenen – na ja, nicht mehr ganz so vollkommenen – Haut herabsah, bemerkte er, dass die männlichen Teile seines Wirtes angeschwollen waren, zuckten und gegen die Hose drückten. Sein Körper reagierte auf die beanspruchten Glieder, das bebende Fleisch, die Schlüpfrigkeit unter seiner Hand.
    Tan kniff sie in die Brustwarze, bis Blut kam.
    O Gott, o nein, bitte nicht …
    Köstlich.
    Träge nahm Tan den Schwanz des Menschen heraus und streichelte ihn, genoss diese freche Empfindung und ergötzte sich an dem neu erwachten Argwohn in den Augen der Selkie. Er würde sie durch Sex nicht einschüchtern können. Schließlich war sie eine Selkie. Eine Gegnerin, die die Mühe wert war.
    Aber jetzt hatte er ihre Aufmerksamkeit. O ja.
    »Hast du mir nichts zu sagen, Liebes?«, spottete er.
    Er hatte sie hierhergebracht, um zu reden. Um zu reden und vom Meer wegzukommen, wo sie aus der Kraft des Wassers schöpfen konnte. Leider konnte er ihr nicht erlauben zu schreien. Jemand hätte es hören können, und er wollte wirklich nicht schon wieder gestört werden. Er war gezwungen gewesen, seinen letzten Auftrag abzubrechen, indem er nur das Fell seines Opfers zerstörte, nicht aber seinen menschlichen Körper. Im Augenblick befand sie sich außerhalb seiner Reichweite und wurde von Menschen abgeschirmt. Er konnte nicht zu ihr, ohne die unerwünschte Aufmerksamkeit des Himmels und des Landes unter den Wellen zu erregen.
    Aber dieses Opfer hier …
    Er hatte der Selkie eine Socke in den Mund gestopft und sie mit demselben Klebeband geknebelt, mit dem er sie auch an Händen und Füßen gefesselt hatte. Tan hatte das Klebeband, die Säge und einige Zangen in der Garage gefunden. Die Technologie der Menschen vergiftete die Erde, aber er konnte nicht leugnen, dass ihre Werkzeuge gelegentlich sehr nützlich waren.
    Er riss ihr das Klebeband vom Gesicht, wobei einige Härchen hängen blieben. Sie stöhnte.
    »Geduld«, rügte er.
    Er holte den Knebel, der nass von Blut und Speichel war, zwischen ihren aufgesprungenen Lippen heraus und wartete.
    »Wasser«, krächzte sie.
    Sie musste in der Lage sein zu sprechen. Aber sie war eine Mer. Wasser war ihr Element. Er musste darauf achten, dass sie sich nicht zu sehr erholte.
    »Sag mir, wo du dein Fell gelassen hast, und ich gebe dir zu trinken.«
    Sie bewegte den Mund. Funkelte ihn mit ihrem verbliebenen Auge an. »Fahr zur Hölle, Dämon.«
    Tan begrüßte ihren Sinn für Humor – falls sie nicht schon über den Punkt hinaus war, sich an ihrem eigenen Witz zu freuen.
    »Das werde ich tun. Nachdem du geredet hast.« Er ging neben ihrem Stuhl in die Hocke. Der Schwanz ragte rot und begierig aus dem offenen Hosenschlitz. »Rede«, schmeichelte er. »Rede, und wir werden es beenden, und du kannst wieder ins Meer zurück.«
    Er log. Selbst wenn er sie freiließ, um ihn anzuklagen, würde sie niemals heimkehren

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