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Wellentraum

Wellentraum

Titel: Wellentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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Umstände, die sie wegen dir hat, und eine Strafe von zweihundert Dollar«, sagte Caleb zu seinem Vater.
    Bart lachte höhnisch. »Wofür? Dass ich ein schlechter Vater bin?«
    »Ungebührliches Benehmen«, erwiderte Caleb gleichmütig. »Jetzt steig in den Jeep.«
    Bart schwankte. »Ich brauche noch was zu trinken.«
    »Kaffee?«, schlug Regina vor.
    »Nein«, sagte Caleb.
    »Ich will einen Kaffee«, protestierte Bart.
    Regina blickte zu Caleb. Unbehagliches Verständnis stand in ihren Augen zu lesen. »Aufs Haus. Du siehst aus, als könntest du einen vertragen.«
    Er war vierzehn gewesen, als er erkannt hatte, dass man einen Betrunkenen nicht ausnüchterte, sondern nur wieder wachrüttelte, wenn man Kaffee in ihn hineinschüttete. Aber er wusste ihr Angebot zu schätzen. »Okay. Danke.«
    Er sah zu, wie sie den Kaffee auf den Tresen stellte, sah zu, wie sein Vater seine Tasse mit beiden Händen stabilisierte.
    Regina folgte seinem Blick. »Ich habe ihm nichts gegeben, das schwöre ich«, sagte sie leise.
    »Wer dann?«
    »Er war fast den ganzen Abend im Inn. Sie haben ihn vor die Tür gesetzt, und ich habe ihm das Geld weggenommen.«
    »Sehr nett von dir.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Keine große Sache. Hör auf zu brüten und trink deinen Kaffee.«
    Er hob die Tasse.
    »Wie schläfst du im Moment?«, fragte Regina.
    Er hatte Alpträume.
    Er vermisste Maggie.
    Heute Morgen war er gereizt und einsam und schlecht gelaunt aufgewacht, und seinen Vater wieder in dieser Verfassung zu sehen besserte seine Stimmung kein bisschen.
    Während er auf die heiße Flüssigkeit blies, sah er Regina wachsam über den Rand der Tasse hinweg an. »Geht schon.«
    »Einsam?«
    Er hob die Augenbrauen. »Ist das eine Frage? Oder ein Angebot?«
    Regina lehnte sich mit der Hüfte an die Theke und verschränkte die Arme vor der Brust. »Du hast gesagt, ich soll aufpassen, dass niemand Maggie das Leben schwermacht. Du machst es ihr selbst nicht gerade leicht.«
    »Hat sie das gesagt?«
    Regina schnaubte. »O ja, sie redet die ganze Zeit mit mir. Wir sind nämlich dicke Freundinnen.«
    »Sie braucht Freunde«, entgegnete Caleb ruhig. »Sie ist jetzt ganz allein.«
    »Und was macht sie dann bei deiner Schwester?«
    Gute Frage.
    Er stellte die Tasse mit einem Klirren ab. »Ihre Entscheidung.«
    »Nur zu, gib der Frau die Schuld. Ich wette, das bekommst du immer zu hören: ›Officer, sie hat es so gewollt.‹«
    Er sah sie mit festem Blick an, und sie wurde rot.
    »Tut mir leid, das war unfair«, gab sie zu. »Aber warum fährst du nicht zu ihr? Es ist doch offensichtlich, dass es euch beiden mies geht.«
    Er war also nicht der Einzige, der litt. Das freute ihn. Was bedeutete, dass er ein selbstsüchtiger Bastard war, denn …
    »Sie hatte recht«, meinte Caleb. »Ich habe in dem Fall nicht die nötige Distanz. Ich kann nicht eine Beziehung mit ihr führen und gleichzeitig meinen Job machen.«
    »Vielleicht braucht sie von dir, dass du mehr als deinen Job machst.«
    Sein Job war alles, was er hatte. Alles, was er konnte. Die Fakten abwägen. Den Frieden bewahren. Die Unschuldigen schützen.
    Nur bei Maggie vermischten sich die Fakten mit den Gefühlen. Sein Bauch wollte ihr vertrauen. Sein Kopf sagte ihm, dass sie eine Spinnerin war. Und sein Herz …
    Er trank seinen Kaffee aus. »Komm, Pop. Du hast deinen Spaß gehabt. Gehen wir.«
    »So kannst du mit mir nicht reden. Ich bin dein Vater.«
    »Was auch der einzige Grund ist, warum du deinen Rausch heute nicht in einer Zelle ausschlafen wirst.«
    Das Schweigen, in dem sie nach Hause fuhren, war so dicht und kalt wie der Küstennebel. Sie sahen sich nicht an. Sprachen nicht. Es war eine Fahrt wie damals vor zwanzig Jahren.
    Abgesehen von der Tatsache, dass Caleb nun die Fragen stellen konnte – stellen
musste
 –, die unbeantwortet zwischen ihnen standen.
    »Warum hat uns Mom verlassen?«
    »Was für einen Unterschied macht das schon? Sie hat uns eben verlassen. Und den Jungen mitgenommen.«
    Caleb war kein Kind mehr. Er war daran gewöhnt, mit unkooperativen und feindseligen Zeugen umzugehen.
    »Aber wohin? Wohin sind sie gegangen?«
    »Dahin, wo sie hergekommen ist.« Bart wandte das Gesicht in die Dunkelheit jenseits des Fensters. »Verdammt sei sie.«
    »Und wo ist das?«
    »Das geht dich verdammt noch mal nichts an.«
    »Sie ist meine Mutter.«
    »Sie war meine
Frau!
« Bart brüllte auf. »Vierzehn Jahre habe ich mit dieser Frau gelebt. Sie geliebt. Aber das hat sie nicht davon

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