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Wellentraum

Wellentraum

Titel: Wellentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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Geduld verlor.
    So ungern es der Dämon auch zugab, es mochte andere, bessere Verwendungszwecke für den Menschen Caleb geben, als Besitz von ihm zu ergreifen. Er war nicht vollkommen unintelligent. Er war ohne Frage willensstark. Er stand der Selkie Margred nahe. Und seinen Fragen in der Gasse nach zu urteilen, suchte auch er das Fell.
    Was, wenn Tan ihm erlaubte, es zu finden?

[home]
    19
    D ie Luft war bleiern und heiß, schwer von Bratenfett und Knoblauch, und auch die Küchenventilatoren konnten daran nichts ändern.
    Margred wackelte in den Turnschuhen mit den Zehen, während sie so tat, als würde sie Antonias Demonstration zusehen, wie man Muschelstreifen frittierte. In Wahrheit ließ sie die Tür nicht aus den Augen.
    Und die Uhr.
    Eine Stunde und siebenundzwanzig Minuten waren vergangen, seitdem Caleb den Abfall hinausgebracht und versprochen hatte, er würde wiederkommen. Seit elf – nein, zwölf – Minuten war ihre Schicht zu Ende. Sie roch nach Rauch und Schweiß und verkrusteten Töpfen, und sie wollte …
    Nach Hause.
    Sie hielt den Atem an. Weil sie dabei nicht die kalte, steinerne Erhabenheit Caer Subais oder die süße, kühle Freiheit des Ozeans vor Augen hatte.
    Sie sah ein Haus, das sich verschwiegen unter die großen Kiefern duckte, und ein breites Bett, von dem aus man auf die See blicken konnte, die durch die Holzfenster schimmerte. Calebs Haus. Calebs Bett.
    Das Bild kam ganz plötzlich über sie wie eine Welle, es rührte sie bis in tiefsten Tiefen an und erfüllte die leeren Kammern ihres Herzens. Fast schwindelig vor Bestürzung und Sauerstoffmangel, drückte sie sich den Handballen auf die Brust.
    Sie war eine Selkie. Sie trieb dahin, wie die See dahintrieb, folgte ihren Launen und Strömungen. Sich ständig verändernd. Ewig.
    Caleb war aus Neuengland-Fels gehauen, aufrecht wie die alte Steinkirche am Hafeneingang, fest verwurzelt wie eine Eiche. Trotz seines Selkie-Erbes gehörte er aufs Land. Auf die Insel.
    Und wohin gehörte sie?
    Sie wusste es nicht. Nur, dass ihr ruheloses Herz bei ihm endlich einen Hafen gefunden hatte.
    »Passt du überhaupt auf, Mädchen?«, fragte Antonia.
    »Nein«, gab Margred zu.
    »Schöne Augen«, wiederholte Antonia angewidert.
    Diesmal machte sich Margred nicht die Mühe, es zu leugnen.
    Eine Stunde und zweiunddreißig Minuten. Jedes Sechzig-Sekunden-Klicken der Uhr legte sich schwer auf ihr Herz.
    Was, wenn Caleb den Dämon gefunden hatte? Oder der Dämon ihn?
    Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie griff an die Halskette und schloss die Finger um die Muschel. Caleb war verwundbarer, als er glaubte. Und dass er in Gefahr schwebte, machte sie verwundbarer, als sie jemals geahnt hätte.
    Die Tür zum Speisesaal flog mit einem lauten Krachen auf.
    Caleb,
dachte Margred erleichtert.
Endlich.
    Aber es war Regina, die in die Küche stürmte, mit zornigen Augen und roten Warnflaggen auf den Wangen. Margred verbiss sich ihre Enttäuschung.
    Antonia hob die Friteuse aus dem heißen Öl. »Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?«
    »Dieser …
Reporter
« – Regina spuckte das Wort geradezu aus – »hat mich eben gefragt, ob der Hummer frisch ist. Ja, sage ich. Hiesiger Hummer also, sagt er. Wir sind auf einer verdammten Insel vor der Küste von Maine. Was glaubt er denn – dass wir den Hummer aus Florida einfliegen lassen?«
    »Hast du seine Bestellung aufgenommen?«, fragte Antonia.
    »Ich habe ihm den Kopf abgerissen«, erwiderte Regina. »Arschloch. Ich werde ihm seinen hiesigen Hummer schon geben.«
    »Du wirst ihm geben, was er haben will«, befahl Antonia. »Und dafür gibt er dir dann Geld. So funktioniert ein richtiges Restaurant.«
    »Ich muss mir von dir nichts über Restaurants erzählen lassen.«
    Antonia verschränkte die Arme. »Warum bis du dann zu uns gekommen?«
    Regina fuhr sich mit der Hand durch das kurze Haar. »Weil ich einen deiner kostbaren zahlenden Kunden umbringen werde, wenn ich noch eine Minute da draußen bleibe. Was kein großer Verlust wäre, aber ich will Nick kein schlechtes Vorbild sein.«
    »Okay.« Antonia riss sich die Schürze herunter und warf sie Regina zu. »Du stehst jetzt am Grill. Aber probiere ja keinen modischen Firlefanz aus.«
    »Ja, da sei Gott vor, dass ich so etwas Verrücktes tue wie echte Kräuter zu benutzen oder Mayonnaise selbst zu machen«, murmelte Regina. Sie wickelte sich die Bänder der Schürze um die schmale Taille und streute Salz auf die Muschelstreifen, wobei sie Margred aus

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