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Wells, ich will dich nicht töten

Wells, ich will dich nicht töten

Titel: Wells, ich will dich nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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damit: Die Handlangerin stößt den Opfern Pfähle in den Rücken, weil sie auf diese Weise ihre Botschaft verbreitet. Da sie dieses Mal im Rathaus zuschlug, konnte sie nur einen Fahnenmast finden, wollte jedoch nicht, dass die Flagge ihre Botschaft störte. Es geht ihr nicht um Amerika, sondern um etwas anderes, daher musste sie die Flagge abnehmen, damit niemand einen falschen Eindruck bekam.«
    »Das kann sein«, stimmte Marci zu. »Das bedeutet aber auch, dass ihre Botschaft mehr sagen soll als nur: Hier bin ich. «
    »Da seid ihr ja.« Marcis Mom öffnete die Fliegentür und trat hinter uns auf die Veranda heraus. Marci und ich saßen auf der Kante, die Füße auf die oberste Stufe gestellt. Ihre Mom hatte einen Teller mit Butterbroten mitgebracht. »Es ist nicht frisch gebacken, aber ich dachte, ihr mögt vielleicht einen kleinen Imbiss.« Marcis Mom war riesig – nicht dick, sondern einfach nur riesengroß –, und ihre Hände waren von der ständigen Arbeit in Haus und Garten runzlig und schwielig. Sie war durchaus freundlich, doch es war offensichtlich, dass Marci ihr hübsches Aussehen nicht von der Mutter geerbt hatte.
    »Danke.« Marci lächelte und schien im Gegensatz zu mir über die Unterbrechung beinahe dankbar zu sein. Sie nahm sich ein Stück Brot. »Moms Brot ist Spitze, John. Es wird dir schmecken. Was ist das jetzt? Fünfkorn?«
    »Sechs«, antwortete ihre Mom. »Ich hab noch eine Sorte dazugetan.«
    Ich nahm mir eine Scheibe und betrachtete sie. Sie kam mir vor wie geschnittenes Vogelfutter.
    »O Mann«, sagte ich, »ich wusste gar nicht, dass man in ein Stück Brot so viele Körner reinpacken kann.«
    »Ich wollte euch nicht stören«, sagte Marcis Mom, während sie die Tür öffnete und ins Haus zurückkehrte. »Ich wollte euch nur einen Happen zu essen bringen. Viel Spaß noch.«
    »Viel Spaß« wiederholte Marci lachend. »Sie glaubt, wir reden über unsere Lieblingsbands oder so was.«
    Ich hob das Butterbrot. »Isst du so was wirklich?«
    Sie lachte. »Natürlich essen wir das. Was sollten wir sonst damit anfangen?«
    »Du könntest es an einen Baum hängen und alle Vögel im Viertel füttern.«
    »Das ist gut für dich.« Ihre Stimme verriet, dass sie wusste, wie albern es klang. Trotzdem biss sie herzhaft hinein. Anscheinend schmeckte es ihr.
    Ich biss ebenfalls ab. Es war körnig und saftig. Ich wollte etwas sagen, musste aber erst einmal längere Zeit angestrengt kauen.
    »Mom vervollkommnet das Rezept schon seit vielen Jahren«, erklärte Marci. »Du hättest es mal probieren sollen, als sie damit anfing. Mann, war das ein derbes Zeug!«
    Endlich konnte ich schlucken und ungläubig den Kopf schütteln. »Meine Güte, das schmeckt ja wie ein gebutterter Müsliriegel.«
    »Wir essen es immer, für uns ist das inzwischen völlig normal. Alles andere kommt mir zu pappig vor. Dagegen ist Wonder Bread nur eine Papierserviette.«
    »Wonder Bread ist im Vergleich zu allem nur eine Papierserviette«, antwortete ich. »Aber wenn ich die Metapher umdrehen darf, dann ist das hier im Vergleich zu Wonder Bread eine Titanplatte.«
    »Das war allerdings ein Gleichnis und keine Metapher. Du erkennst das daran, dass du von einem Vergleich gesprochen hast.«
    »Jedenfalls ist es eher Baumaterial als Nahrung«, fuhr ich fort. »Das erkennst du daran, dass Zellstoff drin ist.«
    »Armes Baby.« Marci machte ein übertrieben besorgtes Gesicht. »Zellstoff ist gut für dich. Davon bekommst du Haare auf der Brust.«
    »Seit wann genau isst du das?«, erkundigte ich mich. »Das ist ja entsetzlich.«
    »Halt die Klappe!«, rief Marci lachend.
    Ein Auto näherte sich, und als ich mich zur Straße umwandte, hielt Marcis Dad mit seinem Streifenwagen am Bordstein an. Ich legte das Brot auf den Teller zurück und setzte eine Unschuldsmiene auf. Vor Cops hatte ich keine Angst, eigentlich mochte ich sie sogar, aber ich hatte noch nie einen zu Hause besucht. Auf keinen Fall wollte ich, dass er ausrastete und mir sagte, ich solle aufhören, seine Tochter zu verderben.
    »Hallo, Dad.« Marci schluckte den nächsten Bissen Brot hinunter.
    »Hallo, Baby.« Officer Jensen schloss das Auto ab. »Und der berühmte John Cleaver – das ist wirklich eine Ehre.«
    »Hallo.« Ich wusste nicht, was ich tun sollte, und beschränkte mich auf ein knappes Winken.
    »Was führt dich hierher?« Er blieb ein paar Schritte vor uns stehen und stemmte die Hände in die Hüften. Anscheinend hatte er gute Laune. Ob er immer noch gut

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