Wells, ich will dich nicht töten

Titel: Wells, ich will dich nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells

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gestohlenen Körperteilen angestellt hat.«
    »Was hat er denn gestohlen?«, fragte Marci.
    »Augäpfel.«
    »Wusste ich doch, dass ich besser nicht gefragt hätte.«
    Officer Jensen lächelte nicht mehr, runzelte aber auch nicht die Stirn. Sein Gesicht blieb ausdruckslos, die Mundwinkel zeigten nach unten. Er war auch nicht wütend, sondern … professionell. Ich hatte ihn in den Vortragsmodus versetzt. Er hatte den Köder geschluckt.
    »Du meinst also, dass er die Hände und die Zunge isst?«, fragte er.
    »Das finde ich naheliegend«, bekräftige ich und beobachtete ihn genau.
    »Und wenn ich dir nun sage, dass er es nicht getan hat?«
    Bingo. Genau das hatte ich erhofft – die Polizei hatte neue Hinweise gefunden. Es war wunderbar, eine Freundin mit Verbindungen zu den Cops zu haben.
    »Was haben Sie denn herausgefunden?«, fragte ich.
    Er senkte die Stimme. »Wir haben heute Morgen einen Anruf bekommen. Zwei Wanderer entdeckten am See ein Lagerfeuer, das noch brannte. Als sie sich näherten, lief jemand zwischen den Bäumen hindurch in Richtung Straße davon. Ein paar Sekunden später hörten sie, wie ein Auto angelassen wurde und wegfuhr. Sie dachten sich nichts weiter dabei, bis sie in der Feuergrube Fleischgeruch wahrnahmen und mit einem Stock darin herumstocherten.« Er blickte den Gehweg entlang. »Es waren die Hände des Bürgermeisters.«
    Nein, dachte ich. Das passt doch überhaupt nicht ins Bild. Sie muss die Hände aus irgendeinem anderen Grund aufbewahrt haben. Welchen Sinn hätte es denn, sie aufzuheben und dann doch zu zerstören?
    »Sie hat sie gebraten, um sie zu essen«, unterstützte mich Marci. »Genau wie John gesagt hat.«
    »Nur wenn sie das Fleisch extrem gut durchgebraten mag«, widersprach ihr Vater. »Die Hände lagen auf keinem Grill oder Rost, sondern tief drinnen, unter den Holzklötzen.«
    Nun kam mir meine jahrelange Erfahrung in Sachen Brandstiftung zu Hilfe. Die heißeste Stelle eines Feuers ist das Zentrum unter den Scheiten. Dort zieht das Feuer frischen Sauerstoff an und brennt heiß wie ein Schmelzofen. Alles verglüht zu Asche.
    Aber warum? Was hatte die Dämonin davon, die Hände zu verbrennen? Wollte sie Beweismittel vernichten? War ihr jemand zu dicht auf den Fersen? Wenn sie die Hände absorbieren oder auflösen konnte, wie Crowley es getan hatte, dann musste sie sie nicht verbrennen. Ich konnte es nicht glauben. Es musste einen anderen Grund geben – die gefundenen Hände gehörten sicher einem anderen Menschen und hatten mit diesem Fall gar nichts zu tun.
    »Sie können doch die Hände noch nicht identifiziert haben«, wandte ich ein. »Die Fingerabdrücke sind nicht mehr zu gebrauchen, und für einen DNA -Test war nicht genug Zeit.«
    Officer Jensen lächelte humorlos, hob das Handgelenk und tippte sich auf den vorstehenden Knochen an der Außenseite. »Das ist das Erbsenbein. Der Schlag, der die linke Hand des Bürgermeisters abgetrennt hat – wahrscheinlich mit einem Beil, wie ihr vermutet –, ist beim ersten Mal von diesem Knochen abgefälscht worden, und erst der zweite Hieb ist ganz durchgedrungen. Dadurch ist eine auffällige Schnittwunde entstanden. Die Knochen, die wir im Feuer gefunden haben, passen genau dazu.«
    »Haben die Wanderer den Killer gesehen?«, fragte Marci.
    »Leider nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Weder eine Silhouette noch einen Farbfleck zwischen den Bäumen. Auf keinen Fall das Geschlecht des Betreffenden. Ich fürchte, eure Theorie, es müsse eine Frau sein, bleibt vorläufig reine Spekulation.«
    »Was ist mit dem Auto?«, fragte Marci weiter.
    »Unsere Wanderer haben nichts gesehen, aber wir vernehmen noch alle, die heute draußen am See waren. Vielleicht hat jemand etwas bemerkt, und wir bekommen sogar eine Beschreibung.«
    Nein, das war alles falsch. Nichts fügte sich zu meinen Kenntnissen über den Killer. Warum sollte die Dämonin Beweise verbrennen? Warum hob sie die Hände auf, nur um sie später sorgfältig zu vernichten? Sprach die Zerstörung für eine noch größere Wut, oder ging es dabei eher um Kontrolle? War die Verbrennung geplant gewesen oder spontan erfolgt? Es passte einfach nicht.
    »Was ist mit der Zunge?«, fragte ich. »Haben Sie auch die Zunge gefunden?«
    Er nickte. »Außer den Händen gab es einen verkohlten Brocken, der vermutlich aus Fleisch bestand und die Zunge gewesen sein könnte. Das ist jedoch noch nicht bestätigt. Das FBI untersucht den Fund gerade. In Kürze werden wir erfahren, was die