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Wells, ich will dich nicht töten

Wells, ich will dich nicht töten

Titel: Wells, ich will dich nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Botschaft verstehen. Inzwischen haben wir es allerdings durchschaut und können das nächste Opfer ausfindig machen, bevor sie es tötet.« Ich starrte Marci an und hielt ihrem Blick stand. »Bitte, du musst mir helfen.«
    Ihre Miene verhärtete sich. Ich versuchte zu erraten, was sie dachte. Würde sie mitmachen oder sich weigern?
    »Das ist unmöglich«, erklärte sie. »Wie sollen wir den einen Menschen entdecken, den dieses Miststück für einen Sünder hält?«
    Sie denkt wenigstens darüber nach, dachte ich. Sie denkt ernsthaft darüber nach. Ich muss dem Feuer etwas Nahrung geben.
    »Es könnte ein weiterer Pfarrer oder wieder ein Lehrer sein«, sagte ich. »Vielleicht der Schuldirektor.«
    Sie erbleichte. »Es könnte auch ein Cop sein.«
    Ich nickte. »Jeder, der eine wichtige Stellung bekleidet, kommt infrage – aber nur, wenn der Betreffende eine dunkle Vergangenheit hat. Kein Geheimnis, sondern etwas, das alle wissen. Deinem Dad dürfte nichts passieren.«
    Sie hatte die Lippen zu einer schmalen rosafarbenen Linie zusammengepresst und die Stirn gerunzelt. Düster starrte sie mich an. »Sheriff Meier müsste ebenfalls sicher sein«, überlegte sie. »Mick Herrman, Craig Moore, kein Problem.« Ich schwieg, dann kniff sie auf einmal die Augen zusammen. »Deshalb wollte ich mich nicht darauf einlassen. Ich will nicht über die bösen Taten anderer Menschen nachdenken und mich schuldig fühlen, wenn ich ein Vergehen vergessen habe, für das jemand sterben muss.«
    »Was ist mit …«
    »Ellingford«, unterbrach sie mich und blickte mich wieder an. »Larry Ellingford. Er war bei der Polizei und wurde vor zwei Jahren wegen Amtsmissbrauchs angeklagt. Er hatte Leute belangt, die angeblich zu schnell gefahren waren, nur weil er sie nicht leiden konnte. Ich habe schon lange nichts mehr von ihm gehört und weiß nicht einmal, ob er noch in der Stadt lebt.«
    »Hervorragend«, sagte ich. »Fällt dir sonst noch jemand ein?«
    »Warum muss ich die ganze Arbeit allein erledigen?«
    »Na gut.« Ich nickte. »Wie wäre es mit Miss Troyer, der stellvertretenden Schulleiterin? Im letzten Jahr gab es doch einen Skandal, weil sie angeblich die Wahlergebnisse für die Schülervertretung gefälscht hatte.«
    »Meinst du, so etwas reicht aus?«, fragte Marci. »Wenn der Handlanger wegen einer solchen Lappalie tötet, dann ist hier niemand mehr sicher.«
    »Ich denke ja nur nach«, antwortete ich. »Ich suche nach jemandem, auf den das Muster passen könnte.«
    Sie hielt inne und zog gleich darauf die Augenbrauen hoch. »Wie wäre es mit Curt Halsey?«
    Unzählige Gedanken stürmten auf mich ein und kämpften um meine Aufmerksamkeit. Falls es überhaupt jemand verdient hat, von einem Dämon getötet zu werden … »Meinst du den Typ, der Formans Haus niedergebrannt hat?«
    »Warum nicht?«, fragte sie. »Er steht unter Mordverdacht. Das ist eine ziemlich große Sünde.«
    »Außerdem sitzt er in Untersuchungshaft«, wandte ich ein. »Sie könnte ihn dort gar nicht erwischen. Und eine führende Persönlichkeit der Stadt ist er auch nicht gerade zu nennen.«
    »Die Leute glauben, er habe Forman getötet«, sagte sie. »Er bekommt die ganze Anerkennung und wird als Held gefeiert, obwohl das eigentlich dir zusteht.«
    »Das stimmt«, gab ich zu. »Damit hätten wir drei Zielpersonen. Eine ist möglicherweise weggezogen, die zweite ist nur nach sehr strengen Maßstäben eine Sünderin, die dritte sitzt im Gefängnis. Nicht sehr überzeugend.«
    »Für heute Abend reicht es.« Sie hob demonstrativ das Spielkartenblatt und fächerte es auf. »Ich will nicht weiter darüber reden. Geh mit oder wirf hin.«
    Sie legte den Kopf schief und warf mir einen Blick zu, der mir sagte: Wag es ja nicht, mir zu widersprechen. Ich nickte, hob meine Karten auf und betrachtete sie. »Gib mir alle deine Vieren.«
    »Falsches Spiel«, ermahnte sie mich streng, dann lächelte sie, und schließlich lachte sie sogar. »Dann werte ich das mal als Aussteigen. Ich gewinne.« Sie kassierte den Stapel M&M auf dem Teppich ein und fügte ihn dem erheblich größeren Stapel zwischen ihren Beinen hinzu. »Du hast noch ein paar. Teil aus, damit ich sie dir abknöpfe kann.«
    »Du wirst die Beute sowieso mit mir teilen.«
    »Kommt nicht in die Tüte.«
    Ich nahm die Karten und mischte, während ich im Kopf die Liste möglicher Opfer durchging.
     
    Am Montagabend während des Abendessens klingelte das Telefon. Der Anruf kam von den Jensens.
    »Hallo?«
    »John«,

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