Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!
einer bedeutenden Dackelzucht. Zwar das Ergebnis eines kleinen Betriebsunfalls, aber mütterlicherseits mit einer Ahnengalerie von hier bis an die Ostsee.«
Ja, mindestens bis an die. Obwohl ich nicht weiß, wer oder was die Ostsee überhaupt ist. Auch egal, der Rest stimmt. Meine Mama, ihres Zeichens deutscher Jugendchampion und versehen mit dem Prädikat »vorzüglich 1«, hatte sich eines Tages unsterblich in den Terrier des Nachbarn verliebt. Das Ergebnis waren meine Schwester Charlotte und ich. Charlotte durfte auf Schloss Eschersbach bleiben – die Köchin hatte sich erbarmt. Ich hingegen wurde ins Tierheim abgeschoben. Eine Schmach, an die ich äußerst ungern erinnert
werde. Schon gar nicht von einer Frau, die aussieht wie … wie … genau: wie ein Schwein! Diese Frau sieht aus wie ein Schwein! Natürlich riecht sie anders, aber der Rest stimmt. Die aufdringliche Art, das Vorwitzige, Neunmalkluge.
Ich sage nur ungern etwas Schlechtes über andere Tiere, im Gegenteil, ich bin ein entschiedener Verfechter von Solidarität unter Haustieren – aber bei Schweinen mache ich eine Ausnahme. Ich mag sie nicht. Nicht, dass ich in meinem täglichen Leben viel mit ihnen zu tun hätte. Schweine scheinen nicht die Sorte Tier zu sein, die in der Stadt wohnen. Aber als Welpe bin ich bei einer Erkundungstour auf dem benachbarten Bauernhof einmal mit diesen unangenehmen Zeitgenossen aneinandergerasselt. Ich kam in friedlicher Absicht und wollte mit den Ferkeln spielen – die Sau hatte dafür kein Verständnis und jagte mich quer durch den Koben. Hinterher durfte ich mir hämische Bemerkungen der ganzen Truppe anhören. Die taten gerade so, als seien Schweine die schlausten Vierbeiner der Welt. Lächerlich! Wo doch jeder weiß, dass dieser Titel uns Hunden zusteht. Gut, ich könnte mich mit Herrn Beck auf ein Unentschieden mit den Katzen einigen. Aber Schweine? Auf keinen Fall!
»Na ja, dann grüßen Sie den Weihnachtsmann von mir!«, verabschiedet sich die Schweinefrau jetzt von Marc. Mist! Ich war so in Gedanken, dass ich von der Unterhaltung der beiden nichts mehr mitbekommen habe. Offenbar sind dort weitere wertvolle Informationen über den Weihnachtsmann gefallen. Oder über die Liebe zum Fest. Bloß welche? Ich werde es nie erfahren, denn Marc sagt dazu nichts mehr, sondern nickt der Frau nur freundlich zu, bevor er sich zum Gehen wendet. Wenigstens hält er mich immer noch auf dem Arm. Von hier oben aus sieht das Menschengewimmel nicht mehr ganz so bedrohlich aus. Nur Luisa kann ich auch aus diesem
Blickwinkel nirgendwo sehen. Stattdessen einige andere Kinder, Marc steuert jetzt auf eine Ecke zu, wo diese geradezu im Rudel vorkommen. Sie drängen sich vor hohen Tischen und scheinen dort etwas sehr Interessantes zu beobachten, jedenfalls schubsen sie sich fast gegenseitig im Kampf um die besten Plätze. Leider stehen sie so dicht an dicht, dass ich nicht sehen kann, was das sein könnte. Von Zeit zu Zeit blinkt es allerdings, und laute Geräusche kommen auch von den Tischen. Nicht gerade Musik, aber so ähnlich.
Los, Marc, geh mal näher ran! Ich will auch sehen, was die kleinen Zweibeiner da so spannend finden! Meiner Erfahrung nach haben Menschenkinder nämlich einen guten Geschmack. Will sagen: Die meisten Sachen, die Luisa mag, gefallen mir auch. Schokolade in jeglicher Form, Rumtoben im Garten, Zwergkaninchen. Wenn also Marc, ob nun im Auftrag des Weihnachtsmannes oder auf eigene Faust, hier nach einem Geschenk für Luisa sucht, dann wäre vielleicht auch etwas Passendes für mich dabei. Marc steht jetzt direkt hinter den Kindern und lugt über ihre Köpfe. Na prima! Schön, dass der Herr jetzt offenbar einen guten Überblick hat. Ich sehe immer noch rein gar nichts! Einen Moment scheint Marc zu überlegen, dann geht er wieder einen Schritt zurück und verlässt diese Ecke des Raumes. Menno! Diesen Ausflug hätte ich mir echt sparen können – so etwas Langweiliges und gleichzeitig Gefährliches! Hätte ich das vorher gewusst, ich wäre zu Hause geblieben. Notfalls hätte ich mich eben im Designersofa verbissen.
»So, Herkules, jetzt pass auf deine Pfoten auf. Ich muss eben mal Carolin anrufen.«
Mit diesen Worten setzt mich Marc wieder auf den Boden. Der ist ja lustig! Wie soll ich denn hier bitte schön auf meine Pfoten aufpassen? Es sind doch wohl die Zweibeiner, die
völlig außer Rand und Band sind. Beleidigt kauere ich mich zwischen Marcs Füße, der mir prompt einen kleinen Schubs gibt. Von
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