Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!
aber irgendwie freue ich mich doch auf morgen!«
In dieser Nacht kann ich kaum schlafen. Unruhig wälze ich mich in meinem Körbchen hin und her, stehe auf, laufe zum Flur, horche nach draußen, laufe wieder zurück und versuche doch noch mal, die Augen zu schließen. Aber das will mir einfach nicht gelingen, zu vieles geht mir durch meinen kleinen Dackelkopf. Etwa die Frage, ob es den Weihnachtsmann nicht etwa doch gibt. Immerhin war sich Beck da so sicher. Und Marc hat nun auch wieder behauptet, dass der echte Weihnachtsmann kommt. War das nur ein Spaß? Oder die Sache
mit Maria und dem König. Was hat das alles zu bedeuten? Warum war Weihnachten in den letzten Jahren verglichen damit so komplett unspektakulär? Und was ist das überhaupt für eine ominöse Krankheit, an der Carolin leidet? Immerhin weiß sie jetzt schon, wann sie wieder gesund sein wird. Seltsam, seltsam. Während ich noch hin und her überlege, höre ich tapsige Schritte auf dem Gang. Luisa! Sie ist offenbar auch noch wach.
Schnell hüpfe ich wieder aus meinem Körbchen, sause raus aus der Küche und ab in den Flur. Tatsächlich, da steht Luisa. Als sie mich sieht, kommt sie und kniet sich neben mich.
»Na, Herkules? Kannst du auch nicht schlafen?«
Ich lecke ihr die Hände ab.
»Weihnachten ist immer so aufregend, nicht? Das spürst du bestimmt auch. Aber du wirst sehen, es ist auch richtig schön, ich freue mich schon so. Ich hoffe nur, dass ich meinen Text morgen nicht vergesse. Ich darf nämlich die Maria sein, weißt du? Eine große Ehre!«
Ich wünschte mal wieder, ich könnte sprechen. Die Frage Wer zum Kuckuck ist die Maria? lässt sich einfach nicht in ein Schwanzwedeln verpacken. Wahrscheinlich werde ich es nie erfahren. Jaul!
»Hast du Hunger?«
Nein. Ausnahmsweise mal nicht.
»Möchtest du ein Stück Wurst?«
Na ja. Vielleicht nicht Hunger. Ein bisschen Appetit allerdings schon. Und jetzt wedle ich doch mit dem Schwanz.
»Ah, sehr gut, Herkules. Wir beide verstehen uns auch ohne Worte!«
Sie hat Recht: Das Gespräch zwischen Mensch und Tier wird manchmal einfach überbewertet, es geht auch prima
ohne. Luisa begleitet mich zurück in die Küche und holt mir das versprochene Stück Wurst aus dem Kühlschrank. Dann geht sie zurück in ihr Bett und ich in mein Körbchen.
Als Marc frühmorgens in die Küche stolpert, um einen Kaffee zu kochen, habe ich anscheinend doch noch ganz gut geschlafen, jedenfalls fühle ich mich einigermaßen fit. Entschlossen, diesem offenbar wichtigen Tag die Stirn zu bieten. Und Vorsicht, Tag! Es ist die Stirn eines Jagdhundes!
Marc gähnt und wuschelt sich selbst durch die Haare.
»Morgen, Herkules! Bereit für die große Sause?«
Ich wedele mit dem Schwanz.
»Ah, sehr gut. Weißt du, manchmal würde ich gerne mit dir tauschen. Einfach mal ein Haustier sein. Sich um nichts kümmern müssen. Und von dem ganzen Stress so rein gar nichts mitbekommen. Sich also gar keinen Kopf machen. Na ja.«
Bitte? Der spinnt wohl! Wenn der wüsste, um was ich mir hier alles Gedanken mache. Einfach mal Haustier sein und sich um nichts kümmern – wenn ich das schon höre! Der macht sich offensichtlich überhaupt keine Vorstellung, wie oft ich ihn schon aus seinem eigenen Schlamassel gerettet habe. Wenn ich allein daran denke, wie er sich damals erst mit Nina verabredet hat, die daraufhin später sauer auf Caro war. Also, wenn ich da nicht entschieden und energisch eingegriffen hätte, dann wären Marc und Caro heute mit Sicherheit kein Paar. Oder die Geschichte mit seiner Exfrau. Ich sehe uns noch im Café Violetta sitzen, und sie versucht, sich an ihn ranzumachen. Nur gut, dass ich dabei war und …
Es klingelt an der Tür. Nanu? Das ist ja ungewöhnlich. Wenn es morgens noch dunkel ist, kommen hier eigentlich nie andere Menschen vorbei. Auch Marc scheint sich zu wundern.
Jedenfalls guckt er kurz zu mir runter, zuckt dann mit den Schultern und verschwindet Richtung Wohnungstür. Ich renne natürlich hinterher. Vielleicht ist es ja der Weihnachtsmann!
Marc öffnet die Tür – und erstarrt.
»Mutter! Was machst du denn schon hier?«
Tatsächlich. Vor der Tür steht Hedwig Wagner.
SECHS
D ie Stimmung in der Küche entspricht der momentanen Jahreszeit: sehr frostig. Wortlos stellt Marc eine Tasse auf den Tisch, an dem seine Mutter jetzt sitzt.
»Danke für den Kaffee, mein Junge. Wo ist eigentlich Carolin?«
»Carolin schläft noch. Sie fühlt sich nicht so gut.«
»Fühlt sich nicht. Aha.«
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