Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!
verbringen Hedwig und Caro damit, sich aus dem Weg zu gehen, was durch Marcs Einfall erleichtert wird, dass seine Mutter die Einkaufsliste abarbeitet, während Carolin noch ein bisschen schläft. Er selbst schmückt Caros kleinen Baum und räumt auf, Hedwigs großen Baum hat er mittlerweile in den Vorraum seiner Praxis im Erdgeschoss gewuchtet. Luisa übt ihren Text als Maria. Der ist so geheim, dass nicht einmal ich zuhören darf. Also verziehe ich mich in mein Körbchen und schlafe auch ein wenig.
Ein wenig war offensichtlich ein wenig länger, denn als ich durch das Türläuten wieder geweckt werde, duftet es aus der Küche bereits verführerisch, was darauf hindeutet, dass Marc schon begonnen hat, das Festessen vorzubereiten. Und weil das Essen meist den Höhepunkt einer menschlichen Veranstaltung markiert, bedeutet das bestimmt auch, dass der echte oder falsche Weihnachtsmann in diesem Zusammenhang aufkreuzen wird. Na warte, Bursche, dich kauf ich mir!
Marc kommt aus der Küche und öffnet die Tür.
»Hallo Elke, hallo Klaus!«
»Hallo Marc!«
Sie schütteln sich die Hände – auch eine von diesen seltsamen menschlichen Angewohnheiten. Wozu machen die das bloß? Beschnüffeln ist eine logische Angelegenheit, man klärt mal schnell, mit wem man es zu tun hat, frei nach dem Motto »Ein Duft sagt mehr als tausend Menschenworte«. Aber wie viel Information kann schon in einem Händedruck stecken? Wobei – der alte von Eschersbach behauptete ja immer, so einiges aus dem Händedruck ablesen zu können. Offenbar musste der aus seiner Sicht möglichst fest sein, denn einer seiner Neffen wurde von ihm regelmäßig ermahnt, fest zuzudrücken, er sei doch wohl keine Memme. Ist es also am Ende
ein Unterwerfungsritual? Und wer dem anderen die Finger möglichst doll quetscht, hat gewonnen? Andererseits – würde Marc Caros Mutter absichtlich die Finger brechen? Na, wozu auch immer es dient, für Pfoten ist es nicht gemacht. Ich bleibe beim Schnüffeln.
Marc hat den Besuch in der Zwischenzeit hereingebeten.
»Schön, dass ihr da seid. Hedwig zieht sich gerade um, Luisa und Caro sind schon in der Kirche. Setzt euch doch kurz, ich wasche mir schnell die Hände und ziehe die Schürze aus, dann können wir auch los.« Tatsächlich, Marc hat eine Art Kleid an, bei dem der hintere Teil fehlt. Das muss die Schürze sein. Gut, dass Marc noch eine Hose anhat, sonst wäre dieser Aufzug mit Sicherheit zu kalt.
Während Klaus und Elke Neumann auf dem Sofa Platz nehmen, nutze ich die Gelegenheit, sie etwas genauer zu betrachten. Sehr oft habe ich sie noch nicht gesehen, vielleicht zwei- oder dreimal. Klaus Neumann ist unübersehbar Caros Vater: die gleiche schlanke, hochgewachsene Figur, die hellen Haare, das gleiche Lachen. Elke hingegen ist relativ klein und leicht rundlich, eher gemütlich. Sie sieht so aus, als ob man mit ihr ganz hervorragend kuscheln könnte. Ich trabe zu ihr hinüber und lege mich vor ihre Füße. Tatsächlich fährt sie mir sofort mit ihren Händen durch das Fell.
Hedwig kommt auch ins Wohnzimmer und begrüßt die beiden. Sie sieht ganz anders aus als heute Morgen. Irgendwie – glitzernd! Statt der Hose hat sie nun ein langes, dunkles Kleid an, und dieses sieht aus, als sei es mit kleinen Sternen übersät. Sobald sie sich bewegt und Licht darauf fällt, beginnen die Sterne zu funkeln. Außerdem funkelt es noch an ihren Ohren, um ihren Hals und an ihren Händen. Ein sehr interessanter Effekt! Ob sie das macht, damit man sie im Dunkeln besser sehen kann? Immerhin wird es momentan wirklich
sehr früh dunkel, und man kann in der Tat nicht vorsichtig genug sein. Die Menschen in ihren Autos und auf ihren Fahrrädern schauen meist nicht richtig, wohin sie eigentlich fahren. Meine gute Freundin Cherie kann ein Lied davon singen. Sie wurde nämlich einmal von einem Fahrradkurier überfahren, Marc musste sie operieren, und ich musste sie pflegen. Und dann musste ich noch den Unfallfahrer zusammen mit Herrn Beck zur Strecke bringen, um Cherie meine Liebe zu beweisen. Fast wäre es mir auch gelungen – aber das ist eine andere Geschichte. Also, in diesem Aufzug ist Hedwig jedenfalls bestens gewappnet. Die übersieht so leicht keiner.
Das findet offenbar auch Klaus. Er springt vom Sofa auf und schüttelt Hedwig die Hand.
»Hallo, Hedwig! Donnerwetter – du siehst blendend aus!«
Sag ich doch: blendend. Man kann kaum hinsehen. Elke tun die Augen offenbar auch schon weh, sie guckt gequält. Klaus
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