Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!
Hedwig Wagner macht eine kurze Pause und atmet schwer. »Nur gut, dass ich gekommen bin.« Das klingt irgendwie missbilligend, ganz so, wie auch der alte von Eschersbach geklungen hätte, wenn er jemand des Mü-ßiggangs überführt hätte, aber natürlich weiß Hedwig noch nichts von Caros Krankheit.
Marc seufzt und nimmt einen Schluck von dem Kaffee, den er sich selbst eingegossen hat, dann starrt er an die Küchendecke. Was es da wohl Interessantes zu sehen gibt? Bevor ich es selbst ergründen kann – was bei meinem kurzen Hals naturgemäß nicht ganz einfach ist –, schaut Marc schon wieder zu Oma Wagner hinüber. Der Anblick scheint ihn nicht wirklich zu erfreuen, er riecht gestresst.
»Wirklich, Mutter! Ich hatte dich extra gebeten, später zu kommen. Ich meine – ehrlich! Es ist erst acht Uhr morgens, was soll das?«
»Was das soll? Schau doch bloß mal, wie es hier überall aussieht, Junge! Ich denke, ihr erwartet in ein paar Stunden Gäste. Von wegen, ihr braucht keine Hilfe! Ich
wusste doch genau, dass ich besser mal nach dem Rechten schaue.«
Was meint sie denn damit? Ich finde, in unserer Wohnung sieht es aus wie immer. Wenn man mal von der Tatsache absieht, dass momentan ungewöhnlich viele Tannenzweige in fast jedem Raum herumliegen und im Wohnzimmer sogar ein kleiner Baum steht, den Carolin vor ein paar Tagen ganz stolz angeschleppt hat. Etwas ganz Besonderes muss der sein. Anpinkeln darf man ihn jedenfalls nicht, das habe ich schon herausgefunden.
»Es sind ja auch noch ein paar Stunden Zeit, um aufzuräumen. Du hättest hier wirklich nicht mitten in der Nacht aufkreuzen müssen.«
»Mitten in der Nacht? Es müsste längst das Frühstück auf dem Tisch stehen, und deine Freundin liegt noch im Bett.«
»Ich sagte doch: Es geht Carolin nicht gut.«
»Na ja. Wie dem auch sei. Ich bin gekommen, um zu helfen. Außerdem habe ich noch eine Überraschung.«
Marc stöhnt.
»Oh, bitte, Mutter, keine wilden Aktionen! Was hast du vor?«
»Ich sagte doch: Überraschung. Mein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk. Mehr wird nicht verraten. Und jetzt räume ich hier erst einmal ein bisschen auf. Du willst in diesem Chaos doch wohl nicht deine Schwiegereltern empfangen.« Sie hält inne. »Wobei – es sind gar nicht wirklich deine Schwiegereltern. Wie nennt man Carolins Eltern denn nun bloß?«
»Klaus und Elke.«
»Das weiß ich doch, Junge!«
»Warum fragst du dann?«
»Du weißt genau, was ich meine!«
»Ja. Du meinst: Wann heiratet ihr endlich?«
»Stimmt doch gar nicht!« Hedwig klingt fast so eingeschnappt wie Herr Beck, wenn man seine Autorität als Menschenkenner anzweifelt, indem man beispielsweise behauptet, dass es keinen Weihnachtsmann gibt. Bevor die beiden sich aber noch richtig streiten können, kommt Luisa in die Küche und stürzt sich sofort auf ihre Großmutter.
»Oma! Hurra! Gut, dass du da bist – ich muss dir unbedingt mein Kostüm zeigen!«
»Engelchen! Endlich freut sich jemand, mich zu sehen!« Sie steht von der Bank auf. »Dann zeig mal dein Kostüm.«
»Marc, wirklich – der Tag ist bisher das genaue Gegenteil von dem, was du mir feierlich versprochen hast.«
Carolin liegt auf meinem Lieblingssofa und sieht sehr elend aus. Ich habe mich direkt neben das Sofa drapiert, und immerhin hat Caro noch die Kraft, mich mit einer Hand zu streicheln, während sie die andere Hand auf ihren Bauch gelegt hat. Ob sie wohl Bauchweh hat? Und liegt das nun an ihrer Krankheit oder an den vielen Schokoweihnachtsmännern?
»Ich kann doch auch nichts dafür, dass meine Mutter sich an keine Absprache hält.«
»Na, du hättest sie ja nicht hereinbitten brauchen.«
»Also, jetzt übertreibst du aber. Ich kann sie doch nicht an Heiligabend vor der Tür stehen lassen, nur weil sie ein bisschen früher als erwartet kommt.«
»Sieben Stunden, bevor wir mit ihr gerechnet haben, ist wohl etwas anderes als ein bisschen früher . Das ist einfach ätzend!«
»Na ja, aber immerhin hilft sie jetzt, alles vorzubereiten. Es ist bei uns in der Tat immer etwas chaotisch, da kann ein wenig Unterstützung doch nicht schaden.«
»Seit wann ist es bei uns denn immer ein bisschen chaotisch?
Und wer hindert dich denn daran, selbst aufzuräumen, wenn dich hier was stört?«
»Hey, Spatzl, kein Streit jetzt. Ich verspreche dir, dass ich meine Mutter in Schach halte. Bleib du einfach hier liegen.«
In diesem Moment klingelt es an der Tür, und ein paar Minuten später steckt Oma Wagner den Kopf
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