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Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!

Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!

Titel: Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frauke Scheunemann
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kam.
    Tatsächlich, da steht sie! Bildschön ist sie, fast noch schöner, als ich sie in Erinnerung hatte. Ihr langes, blondes Haar weht in der leichten Brise, sie hat den Kopf gehoben und schaut ihr Frauchen an, das neben ihr steht und ihr irgendetwas erzählt. Ich will zu ihr hinrennen – doch dann zögere ich. Was, wenn sie mich gar nicht mehr kennt? Oder schlimmer: mich erkennt, aber nichts mit mir zu tun haben will? Mein Herz fängt wieder an zu rasen, aber diesmal ist es nicht freudige Erwartung, sondern: Angst. Was mir als Jagdhund natürlich sehr peinlich ist. Aber ich kann es nicht leugnen. Sosehr ich mich nach diesem Moment gesehnt habe, so sehr fürchte ich mich nun vor ihm.
    »Aha. Das ist es also, das Objekt deiner Begierde.« Daniel steht wieder neben mir. Und seine Äußerung zeugt nicht
einmal von besonderem Hundesachverstand. Vielmehr ist wahrscheinlich kaum zu übersehen, dass ich mittlerweile angefangen habe zu zittern, als ob ich es mit einer ganzen Rotte Wildsauen aufnehmen müsste. Kein Wunder, es fühlt sich gerade auch genauso an.
    »Na, eins muss ich sagen: Geschmack hast du. Eine sehr hübsche Hündin. Das Frauchen sieht übrigens auch nicht übel aus. Lass uns doch mal näher rangehen.«
    Nein!, möchte ich laut rufen, aber natürlich kann ich nicht verhindern, dass sich Daniel schnurstracks zu den beiden aufmacht.
    »Einen schönen guten Tag!« Oh nein, er spricht sie auch noch an! Damit dürfte die Chance, unerkannt von dieser Wiese wieder runterzukommen, gleich null sein. Und natürlich: Frauchen dreht sich zu uns und Cherie gleich mit. Mir wird heiß und kalt.
    »Ich weiß, das klingt nach einer billigen Anmache. Aber ich glaube, unsere Hunde kennen sich.«
    Frauchen und Cherie starren uns an. Ich fürchte, dass mir der Sabber mittlerweile aus den Mundwinkeln läuft. Heiß ist mir nicht mehr, nur noch kalt. Eiskalt. Heute ist ein furchtbarer Tag. Wahrscheinlich der furchtbarste meines bisherigen Lebens. Ach was. Ganz sicher der furchtbarste meines bisherigen Lebens. Frauchens Blick wandert zwischen Daniel und mir hin und her. Dann fängt sie an zu lachen.
    »Aber klar! Das ist doch Herkules, der Hund von Doktor Wagner!«
    Uff. Die hat mich schon mal erkannt. Dann macht auch Cherie einen Schritt auf mich zu. Mein Herz macht einen so großen Sprung, dass ich fast mit hochgerissen werde. Als sie mich mit der Schnauze in die Seite stupst, fühle ich mich genauso wie damals, als ich mich an den Weidezaun unseres
Nachbarn angelehnt hatte. Ein gigantischer Schlag, dann sträuben sich meine Nackenhaare. Ich bekomme dermaßen starkes Ohrenrauschen, dass ich zuerst kaum verstehe, was mir Cherie jetzt ins Ohr raunt.
    »Herkules! Du bist es tatsächlich! Wie schön, dich zu sehen!«
    Sie freut sich, mich zu sehen! Sie FREUT sich, MICH zu sehen! Es ist ein großartiger, es ist ein grandioser Tag! Möglicherweise der schönste Tag meines bisherigen Lebens. Ach was. Ganz sicher der schönste Tag meines bisherigen Lebens. Auch Daniel scheint mit diesem Zusammentreffen ganz zufrieden zu sein, er unterhält sich angeregt weiter mit Cheries Frauchen.
    »Also, genau genommen ist Herkules der Hund von Carolin Neumann, der Freundin vom Tierarzt«, klärt Daniel sie auf. »Ich bin übrigens Daniel Carini.« Er reicht Frauchen die Hand. Die schlägt lächelnd ein.
    »Hallo! Ich bin Claudia Serwe.« Sie streicht sich mit einer Hand ihr langes, dunkles Haar hinters Ohr. Das sieht irgendwie … absichtlich aus. Habe ich früher ab und zu bei Nina beobachtet, wenn die sich mit Männern unterhalten hat. Ob das bei Menschen irgendeine tiefere Bedeutung hat?
    »Freut mich, Frau Serwe! Tja, wie ich schon sagte: Es klingt seltsam, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Herkules auf der Suche nach Ihrem Hund sein könnte. Kennen sich die beiden also tatsächlich?«
    »Ja, und wie! Die beiden haben eine richtige Geschichte miteinander! Cherie hat Herkules mal aus der Alster gerettet. Er war hinter irgendetwas hergesprungen und kam nicht mehr allein ans Ufer. Golden Retriever sind ja sehr gute Schwimmer, sie hat ihn gepackt und rausgezogen.«
    Cherie stupst mich noch mal in die Seite.

    »Stimmt! Daran kann ich mich noch gut erinnern! Du dich auch?«
    Das soll wohl ein Witz sein? Diese Schmach hat sich unauslöschlich in mein Gedächtnis eingebrannt. Mit meiner Aktion wollte ich Cherie damals beeindrucken. Dass sie mich anschließend retten musste, war mir peinlich ohne Ende. Was soll ich darauf also antworten?

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