Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!
gegessen, als dein Vater noch lebte.« Hedwig klingt schwer getroffen. »Ich dachte, ihr freut euch. Ich dachte, du freust dich.« Sie fängt an zu schluchzen. »Weißt du, das hätte Carolin mir jetzt auch anders sagen können. Ich gebe
mir solche Mühe – und sie ist so gemein zu mir. So gemein!« Jetzt weint Hedwig richtig.
Klaus und Elke schweigen betreten. Los, Marc! Tu was! Caro ist nicht gemein, sie ist krank! Du musst es den anderen jetzt erklären. Und offen gestanden will ich auch endlich wissen, woran mein Frauchen leidet.
»Mutter, das war nicht böse gemeint. Wirklich nicht. Aber Carolin verträgt keinen Fisch. Ihr wird davon sofort schlecht.«
Elke Neumann mischt sich ein.
»Du meine Güte, seit wann verträgt sie denn keinen Fisch mehr? Ist sie etwa krank? Eine Allergie?«
Marc schüttelt den Kopf.
»Nein, sie ist nicht krank.«
Wuff? Ist sie nicht? Gott sei Dank! Mir fallen ganze Wagenladungen Steine von meinem kleinen Dackelherzen. Aber … was hat sie dann?
»Carolin ist schwanger. Wir bekommen ein Baby. Wir wollten es euch eigentlich nach dem Essen sagen.«
Ach so. Sie ist schwanger. Sie ist schwanger? Wir bekommen ein Baby? Heilige Fleischwurst! WIR BEKOMMEN EIN BABY!!!
ACHT
S chmetterlinge sind wirklich eine anspruchsvolle Beute, weil sehr, sehr schwer zu fangen. Herr Beck tut natürlich wieder so, als sei es keine große Sache, die Freunde einfach aus der Luft zu fischen. Aber damit ärgert er mich nicht. Der nicht! Schließlich hat er schon deutlich mehr Frühlingsmonate erlebt als ich und hatte entsprechend mehr Zeit zum Üben. Der flatternde Kollege, auf den ich es abgesehen habe, scheint das auch zu wissen. Jedenfalls macht er einen sehr großen Bogen um Herrn Beck, der neben mir im Garten liegt, und umschwirrt stattdessen meine Nase. Dreimal habe ich schon nach ihm geschnappt, dreimal dabei nur Luft geschluckt. Langsam fängt es an, in meinem Bauch zu blubbern.
»Was machst du da eigentlich?«, erkundigt sich Beck nur scheinbar mitfühlend. Will mich offenbar provozieren. Aber der ärgert mich nicht. Der nicht.
»Wonach sieht’s denn aus?«, gebe ich betont gelassen zurück.
»Tja, das weiß ich eben nicht, deswegen frage ich ja.« Der nicht!
»Ich fange einen Schmetterling.«
»Ach. Aha. Und – hattest du mit deiner Methode schon mal Erfolg?« Beck kann so verdammt herablassend klingen. Aber noch mal: Der ärgert mich nicht! Ich bleibe cool, ich bleibe gelassen, ich bleibe ruhig. Der bringt mich nicht aus
der Fassung! Anstelle einer Antwort drehe ich mich auf den Rücken und lasse mir die milde Frühlingssonne auf den Bauch scheinen. Herrlich!
»Ich habe übrigens Cherie gesehen. Ich glaube, sie ist wieder zurück.«
Was? Mit einem Ruck drehe ich mich um und springe auf. Okay – er hat es geschafft! Schon allein die Erwähnung dieses Namens bringt mich tatsächlich aus der Fassung, von cool und gelassen kann nicht mehr die Rede sein.
»Oh, ich dachte schon, du schläfst.« Täusche ich mich, oder klingt Herr Beck gehässig? Aber egal – wenn das stimmt, was er sagt, will ich unbedingt Details erfahren. Also ignoriere ich seinen Unterton und frage nach.
»Bist du sicher?«
»Ja. Ganz sicher. Sie kam die Straße entlangspaziert, als ich gerade im Vorgarten saß.«
»Und es war wirklich Cherie?«
»Herrgott, ja. Ich bin ja nicht blind!«
»Na ja. Aber ein Adlerauge auch nicht gerade.«
»Zum Schmetterlingsfangen reicht’s noch.«
Autsch. Vielleicht spare ich mir weitere Spitzfindigkeiten und beschränke mich auf das wichtigste Thema überhaupt.
»Also, Cherie kam die Straße lang. Und weiter?«
»Was und weiter ?«
»Na, was ist dann passiert?«
»Was soll denn da passiert sein? Nix. Sie grüßte mich kurz, und dann war sie schon wieder weg.«
»Und ist dir irgendetwas Besonderes aufgefallen?«
»Nee. Eine zugegebenermaßen recht hübsche Retriever-Dame spaziert mitsamt Frauchen an unserem Haus vorbei. Ein alltäglicher Vorgang. Was soll mir da groß auffallen? Sei froh, dass ich alter, nicht mit Adleraugen gesegneter Kater
überhaupt gemerkt habe, dass es sich bei der Hündin um Cherie gehandelt hat.«
Das ist nun wieder typisch Herr Beck. Meine große Liebe, die unter mysteriösen Umständen aus meinem Leben verschwunden ist, taucht plötzlich wieder auf – und er hält das für einen alltäglichen Vorgang. Katzen sind solche Einzelgänger. Die Welt um sie herum könnte untergehen, es würde sie nicht kratzen. Sie würden es vermutlich gar nicht
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