Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!
eines hat sich auch schon bis zu mir herumgesprochen: Wenn das Muttertier sagt, dass es losgeht, geht es los! Oh, oh, ich merke, dass sich die Haare entlang meines Rückens aufstellen. So gerne ich nun cool und gelassen mein Frauchen beruhigen würde – gerade im Moment bin ich selbst richtig aufgeregt und muss ein bisschen winseln. Gott sei Dank biegt Marcs Auto in diesem Moment um die Ecke und hält kurz vor der Parkbank. Marc springt raus und läuft zu Carolin.
»Wie geht es dir? Du sollst doch liegen, nicht sitzen.«
Caro schnauft heftig, bevor sie ihm antwortet.
»Ich … aaah …. ich kann nicht ruhig liegen. Die Wehen kommen jetzt schon so schnell, ich musste mich aufsetzen, es ist sonst unerträglich.«
»Okay, ich helfe dir einzusteigen. Dann fahren wir ins Krankenhaus.« Er legt einen Arm um Carolin und versucht, ihr aufzuhelfen. Sie kommt kurz auf die Beine, dann stöhnt sie erneut laut auf und setzt sich wieder hin.
»Marc, ich schaffe es nicht. Bitte ruf den Notarzt oder einen Krankenwagen.« Marc streichelt Carolin über den Kopf.
»Ganz ruhig, Spatzl. Das ist alles ganz normal. Entspanne dich ein paar Minuten, dann versuchen wir es noch einmal. So eine Geburt geht nicht so plötzlich, schon gar nicht beim ersten Kind.«
Als er ihr wieder über den Kopf fahren will, stößt Caro seine Hand weg.
»Marc, mach schon! Du hast mich nicht richtig verstanden – das Kind kommt! Und zwar jetzt! Ich habe keine Zeit mehr, ich spüre es genau! Glaub mir einfach!«
Wieder ein Stöhnen und Schnaufen, jetzt legt sich Caro doch auf die Seite. Marc greift nach ihrer Hand.
»Gut, ich telefoniere, mein Handy ist noch im Auto. Bleib liegen! Herkules, du bleibst bei Frauchen.« Selbstverständlich! Der kluge Jagdhund weiß, wo in der Gefahr sein Platz ist. Wenn die Wildsau kommt, weiche nicht von deinem Jäger! Auch wenn das hier sehr wenig mit dem Angriff einer Wildsau gemein hat …
Kurz darauf steht Marc wieder neben uns. Er hat zwei Decken unter den Arm geklemmt. Caro sagt eigentlich nichts mehr, aber die Abstände zwischen dem Stöhnen und dem Schnaufen sind jetzt nur noch ganz kurz.
»Die sind gleich da, Spatzl. Ich weiß, es klingt seltsam,
wenn ein Tierarzt das sagt, aber ich würde dich gerne kurz untersuchen.«
»Was? Hier auf der Bank?«, presst Caro mühsam hervor.
Marc nickt, dann legt er eine Decke neben Caro und versucht, sie daraufzuheben. Das ist nicht ganz einfach, denn Caro windet sich regelrecht hin und her. Ich trabe wieder zu ihrem Kopfende. Vielleicht beruhigt sie die Anwesenheit eines treuen Kameraden. Ich weiß nicht genau, was Marc sich in der Zwischenzeit angeschaut hat, aber der Befund scheint eindeutig zu sein. Mit einem sehr knappen »Oh!« richtet er sich auf und breitet die zweite Decke auf dem Boden vor der Bank aus.
»Willst du in den Vierfüßlerstand gehen?«
Caro sagt nichts, nickt aber knapp. Ich kann ihre Angst und Aufregung förmlich riechen. Marc hingegen ist auf einmal ganz ruhig. Offensichtlich hat er sich von »werdender Vater« in »praktizierender Arzt« verwandelt. Gott sei Dank! Wenigstens einer weiß, was er hier tut.
»Komm, ich helfe dir. Der Muttermund ist schon ganz weit geöffnet, ich konnte bereits das Köpfchen tasten. Wenn du jetzt pressen musst, atme nicht dagegen an. Ich versuche, den Damm zu schützen, genau so, wie es die Hebamme im Kurs erklärt hat.«
Caro stöhnt auf. »Ich habe Angst.«
»Keine Sorge! Ich bin ja bei dir. Und ich habe früher häufiger in der Geburtshilfe gearbeitet. Und das Prinzip ist schon ziemlich ähnlich, ob nun Mensch oder Pferd.«
Soll Caro das etwa beruhigen? Nicht, dass Marc gleich noch versucht, das Baby mit einem Strick rauszuziehen. Soll ja bei Pferden ab und zu so gemacht werden, das behauptete jedenfalls der alte Hofhund unseres Nachbarn auf Schloss Eschersbach.
Ein weiteres Auto biegt auf den Kiesweg und stellt sich neben den Wagen von Marc. Gott sein Dank! Das wird der Notarzt sein! Der ist dann hoffentlich ein echter Menschenarzt und weiß genau, was zu tun ist. Schritte knirschen über die Steine – sehr gut, es sind sogar zwei Ärzte! Sie kommen neben mir zum Stehen. Ich werfe einen kurzen Blick auf die beiden: Oh nein! Es sind keine Ärzte! Das sieht sogar ein Dackel sofort.
»Guten Abend, ich bin Polizeiobermeister Wilke vom PK 33. Uns wurden verdächtige Geräusche auf dem Friedhof gemeldet. Würden Sie mir bitte erklären, was Sie da machen?«
Marc, der neben Caro kniet, die tatsächlich
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