Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!
ein kuscheliges Kissen, selbst wenn es über dem Schweinestall ist.
Karl-Heinz führt uns wieder in die Küche, wo Daggi gerade damit beschäftigt ist, in einer großen Schüssel herumzurühren. Luisa sieht ihr dabei zu, und nach ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen, geht es ihr wieder deutlich besser. Selbst Herr Beck, der auf der Bank neben ihr liegt, sieht für seine Verhältnisse sensationell gut gelaunt aus. Sein Schwanz wippt locker hin und her, und obwohl ihn niemand krault, schnurrt er. Was für ein friedliches Bild! Ich taxiere kurz die Bank, dann hüpfe ich auch hoch und lege mich neben Herrn Beck.
Daggi nimmt den Rührlöffel aus der Schüssel und legt ihn zur Seite.
»Ich mache gerade den Teig für belgische Waffeln, und Luisa hilft mir. Habt ihr auch Appetit, oder müssen unsere Gäste gleich weiter?«
»Lass dir Zeit, unser Besuch bleibt noch ein bisschen«, erklärt ihr Karl-Heinz. »Der Wagen ist so schnell nicht flottzukriegen, ich habe Willi angeboten, dass sie in der alten Gesindewohnung übernachten können.«
Daggi nickt und lächelt.
»Das ist eine gute Idee! Es ist ja schon ganz schön dunkel draußen. Dann backe ich uns jetzt die Waffeln und schlage noch Sahne dazu, und wir machen es uns richtig gemütlich. «
Als ich spätabends tatsächlich auf einem sehr weichen, bequemen Kissen im Wohnzimmer der Gesindewohnung liege, bin ich glücklich. Ich habe noch drei dicke Scheiben Fleischwurst abgestaubt, für Herrn Beck gab es sogar Fisch, und beide zusammen haben wir am Ende die große Schüssel mit der restlichen Schlagsahne ausgeschlabbert. Luisa liegt schon im Bett im Schlafzimmer und schläft, Willi bereitet sich gerade sein Nachtlager auf dem Sofa. Er gähnt.
»Ein anstrengender Tag. Nicht wahr, ihr beiden? Ich bin zwar todmüde, aber gleichzeitig völlig überdreht. Steht hier irgendwo ein Radio? Ich glaube, ein bisschen Musik zur Entspannung täte mir jetzt gut. Vielleicht was Klassisches.«
Er schaut sich in dem kleinen Wohnzimmer um, dann geht er zu dem dunklen Kasten, der auf dem mittleren Regal der Schrankwand steht. Das könnte in der Tat ein Radio sein. Richtig! Er dreht an einem Knopf – so hat es der alte von Eschersbach auch immer gemacht. Jetzt ertönt allerdings keine Musik, sondern eine sehr ernst klingende Stimme.
Luisa Wagner trägt wahrscheinlich eine Jeans und ein blau-weiß geringeltes T-Shirt und ist vermutlich in Begleitung eines kleinen Hundes unterwegs. Ich wiederhole: Vermisst wird die zehnjährige Luisa Wagner aus Hamburg. Luisa ist ungefähr 1 Meter 40 groß, hat braune, gelockte Haare und blaue Augen. Sie trägt vermutlich
eine Jeans und ein blau-weiß geringeltes T-Shirt und ist wahrscheinlich mit ihrem kleinen Hund unterwegs. Wer Luisa Wagner gesehen hat, verständige bitte umgehend die Kriminalpolizei Hamburg oder jede andere Polizeidienststelle.
ZWEIUNDZWANZIG
W illi starrt das Radio an, dann dreht er es wieder aus und holt tief Luft.
»Oha! Wollen wir mal hoffen, dass Daggi und Karl-Heinz heute Abend kein Radio mehr gehört haben.«
Ich bin völlig verwirrt. »Was war das denn?«, will ich von Herrn Beck wissen. »Woher kommt diese Stimme? Und woher weiß die, dass Luisa verschwunden ist?«
»Die haben im Radio eine Vermisstenmeldung vorgelesen, die die Polizei ans Radio geschickt hat.«
»Sicher?«
»Todsicher. Habe ich im Tatort schon ein paarmal gesehen. So suchen die immer nach verschwundenen Kindern.«
Ach du Schreck! Tatort ? Polizei? Heißt das, nach uns wird gesucht? Ich habe von der Polizei nur eine ganz vage Vorstellung, aber ich glaube, die fangen Menschen und sperren sie ein. Den gleichen Gedanken scheint auch Willi zu haben. Er geht murmelnd auf und ab und schüttelt dabei den Kopf.
»Oh, oh, wenn wir da man nicht mächtig Ärger kriegen! Aber es hilft nichts: Ich habe es Luisa versprochen, nun muss ich es auch halten. Allerdings sollte ich morgen ihren Vater anrufen, der macht sich bestimmt schon riesige Sorgen.« Er setzt sich wieder auf das Sofa. »Genau. Das mache ich. Morgen rufe ich den Herrn Doktor an. So, Kumpels, und jetzt wollen wir mal versuchen, noch eine Mütze Schlaf abzubekommen. Gute Nacht!«
Aber ich kann nicht einschlafen. Auch nicht, nachdem Willi das Licht gelöscht hat. Die ganze Zeit muss ich an die Polizei denken und ob die uns hier finden würde. Was dann wohl passiert? Ich habe zwar mit diesen Dingen noch keinerlei Erfahrung gesammelt, aber mein Instinkt sagt mir, dass unsere Flucht dann ein sehr
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