Welt Der Elben (1-3)
herablassendem Tonfall. »Du kannst gerne mitgehen.«
»Halt, haaalt!!!«, brüllte Lyga. »So nicht! Nicht mit mir! Ich habe nicht so viele Jahre geackert, mit dem Vater meiner Tochter gebrochen und auf alles verzichtet, um jetzt behandelt zu werden, wie … wie ein Niemand …«
»Das hast du dir selbst zuzuschreiben. Leider habe ich dich zu spät durchschaut, ich hätte mit dir rechnen müssen. Und zwar von Anfang an.«
Lyga lachte. »Ja, ich habe den blöden Yrrwanderer ausgetrickst. Hat ihm gar nichts genützt, dass er die Torbäume und die Stadt unter Kontrolle hatte. Ich habe mir Maya Amyllas Zyrrusschlüssel geborgt …«
Ach so nennt man Stehlen bei den Elben, dachte Heather.
»Ich bin dann durch eine Nische im Palast nach Palenque und mit falschem Pass nach Deutschland geflogen. Ist diskret und schnell. Ich habe auf Tellus genügend Kontakte …«
Maya hob die Hand. »Sei vernünftig und leg endlich die Waffe weg! Oder willst du deine Strafe sofort antreten?«
»Welche Strafe? Ich kann es immer noch so drehen, dass ich ohne irgendeinen Verdacht hier rauskomme.«
»Lyga, dein Schweigen hat uns das alles hier eingebrockt. Du hast eine Klimakatastrophe in Kauf genommen und du warst bereit, mich sterben zu lassen, für deine Stellung als Botschafterin … Also gut, du hast es nicht besser verdient!«
Maya öffnete die Hand, und die weiße Schlange machte sich erneut auf den Weg. Bevor Lyga reagieren konnte, lag sie auch schon bewusstlos auf dem Boden. Maya hielt der Schlange das Gefäß hin, und sie kroch zurück in ihr Zuhause.
»Sie hat Glück!«, murmelte Maya. »Die Schlange war satt. Sie hat sich nur ein wenig an Lygas Zorn genährt. Es war nicht alles schlecht an ihr. Sie wollte vor allem ihr Kind schützen und hat es gerade deshalb da mit rein gezogen. Im Gegensatz zu diesem Rittershausen wollte sie sich nicht zusätzlich bereichern, sondern nur ihren beruflichen und gesellschaftlichen Status behalten. Sie wird in ein paar Stunden mit einigen Gedächtnislücken aufwachen. Ich werde dafür sorgen, dass die Polizei sie bis dahin findet. Sie werden denken, dass der feine Herr eine illegale Haushaltshilfe hatte, und sie nach Mexiko abschieben. Dort wird sie ins Gefängnis gesteckt und wir holen sie zu uns zurück.«
»Und dann?«, fragte Tessya.
»Wird sie in den Süden verbannt, ins Altzeit-Aionland. Zusammen mit ihrer Tochter. Fernab von den Nischenländern. Da kann sie dann keinen Schaden mehr anrichten.«
Maya bückte sich und entnahm den gestohlenen zweiten Zyrrusschlüssel aus einer Tasche an Lygas Gürtel. »Ich glaube, der gehört meiner Schwester.«
Gegen sechs Uhr morgens brachen sie auf. Sie nahmen Kynka mit, ohne ihr zu sagen, dass die Mutter bestraft im Haus lag. Ein Fluchtversuch war nicht zu erwarten. Wo sollte sie auch hin?
Kurz vor dem Torbaum ließ Maya Elda sich Moryns Handy geben, wählte 110 und sprach mit der näselnden Stimme von Lyga, aber in gebrochenem Deutsch. »Ja, ich sprechen mit Erste Hilfe? Hilfe, mein Herr … Herr Anselm von Rittershausen liegen da. Nix mehr bewegen … Ja, von Rittershausen… Ich sein Haushaltshilfe … Ja.«
Dann legte Maya auf und nahm wieder ihre eigene Stimme an. »Ich denke, der feine Herr ist bekannt genug, und sie wissen auch ohne mein Zutun, wo er wohnt. Für die Menschen wird es so aussehen, als hätte er einen Schlaganfall gehabt.«
68 Gebrochene Herzen
S ie liefen schweigend zurück. Heather war hungrig und müde. Sicher ging es den Elben ähnlich. Moryn lief wie immer vor, doch sah er sich diesmal mehr als einmal um. Heather schien es, als stahl sich ein kleines Lächeln in seine Augen und umspielte seine Lippen, wenn sein Blick auf sie fiel. Einmal zwinkerte er ihr sogar zu. Sie lächelte zurück. Als sie schließlich durch den Torbaum in den Elbenwald traten, kam ihnen eine Truppe mit Elben entgegen.
»Sieh an!«, rief die Priesterin, streckte ihren Rücken und reckte das Kinn hoch. »Karyll van Ozyen höchstpersönlich, Lynn … Sylvana … welch eine Ehre. Wäre gar nicht nötig gewesen.« Sie neigte den Kopf und blickte mit angedeutetem Lächeln zu Moryn und Heather. »Die Jugend war ein klein wenig schneller.«
Aarab lachte leise. »Die Kavallerie kommt zu spät.«
Heather beobachtete Moryns Vater. Der Elb war eine beeindruckende Erscheinung alleine aufgrund seiner Größe und des schwarzen Haares. Hinzu kam, dass seinem Gesicht jegliche Spur eines Lächelns fehlte.
Sein Sohn hatte alle seine Befehle
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