Welt Der Elben (1-3)
dich in der Zeit zurückschicken. Wir haben bereits darüber gesprochen. Du kannst dich ausruhen und heute Abend mit uns feiern. Wenn du möchtest, kannst du drei Tage bleiben. Allerdings haben wir keinen Einfluss auf die Zeit, die du zwischendurch bei den Menschen verbracht hast.«
»Und was bedeutet das?«
»Du hast deinen Bus auf jeden Fall verpasst.«
»Warum wundert mich das nicht?« Heather rollte mit den Augen. »Willst du Dad erklären, wo ich war?«
»Nein, aber ich bringe dich zur Herberge. Er wird es gar nicht merken.«
»Hast du vergessen wie er ist?«
»Nein, ich schreibe dir einen Brief, für alle Fälle.«
»Schreib bloß nicht rein, dass du eine Elbin bist.«
»Nein, nur, dass ich dich sehen wollte und mir einen Tag mit dir gestohlen habe.«
»Eines Tages werde ich es ihm sagen müssen.«
»Ich weiß.«
***
Am Abend versammelten sich die Elben zu einem großen Fest zu Ehren ihrer Hohen Priesterin, Maya Elda. Unter den Bäumen standen Tische, prall gedeckt mit Schüsseln, Töpfen und Platten. Darin Suppen, Salate und Kartoffeln. Desserts und Kuchen. Dazwischen dicke Krüge mit Säften und Schaumwein. Es roch verführerisch süß und herzhaft zugleich. Der Platz war geschmückt mit Blumengirlanden und Blütenblättern. Auf den Tischen flackerten leuchtende Steine.
Lynn erhob sich und begann zu sprechen: »Heather, Moryn, Zalym, Tessya und Aarab, ihr hattet den Mut, eine schlimme Katastrophe für die Welten Aion und Tellus abzuwenden. Der Rat der Weisen und unsere Hohe Priesterin Maya Elda danken euch dafür.
Aarab, du bist zwar kein Schüler von hier, aber du hast außerordentlichen Mut gezeigt und viel gewagt, um deine Freunde zu retten. Der Rat der Weisen dankt dir.
Moryn, du bist mit allen zu erwartenden Konsequenzen unbeirrbar dem eingeschlagenen Weg des Mutes und des Herzens gefolgt. Hiermit erkläre ich deine Praktische Prüfung für bestanden – du erhältst die Bestnote.
Außerdem habe ich die Ehre, euch allen vom Zehnerrat der Weisen die allerherzlichsten Grüße zu überbringen. Zalym, Tessya, Moryn und Aarab, ihr bekommt offiziell den Ehrentitel Großartige Retter verliehen.«
Sie machte eine Pause, bis der Beifall verklungen war.
»Damit gebe ich das Wort ab an den Obersten Weisen, an Karyll van Ozyen.«
Moryns Vater erhob sich und räusperte sich. »Heather Wakal, bei dir laufen viele Wege auf magische Weise zusammen. Deine Mutter ist eine Elbin und dein Vater ein Nachfahre des legendären Pakal-Königs. Aber auch das Böse hatte sich in eure Familie geschlichen, gerade so, als suche es sich immer die größte Herausforderung. Du hast es zu Ende gebracht. Du kannst stolz auf dich sein. Wärest du eine meiner Schülerinnen, dann hätte ich keinen Zweifel, dass du alle Prüfungen mit Bravour ablegen würdest. Daher verleihe ich dir im Namen des Rates der Weisen den Titel Ehrwürdige Retterin .«
***
Drei Tage später stand Heather bei einem der magischen Felsen der Priesterin Maya Elda. Die Luft war mild, der Himmel erstrahlte tiefblau und kein Windzug regte sich. Lynn hielt einen goldenen Salamander in der ausgestreckten Hand. »Bist du soweit?«
Heather drehte sich nach ihren Elbenfreunden um. Werde ich euch jemals wiedersehen?
Tessya schlang beide Arme um ihren Hals und drückte sie so fest, dass sie kaum Luft bekam. »Du bist eine prima Freundin, Heather«, sagte sie. »Ich maile dir.«
Dann nahm Zalym sie in die Arme. »Ich bin so froh, dass alles sich zum Guten gefügt hat. Wir sehen uns. Ja.«
Heather nickte und spähte über seine Schulter in die Ferne. Vor ihr lag der steile Weg von der Elbensiedlung Frankenfyrt hoch zu Mayas Felsen, den sie gerade genommen hatten. Unten im Tal erkannte sie die riesigen, alle anderen Bäume überragenden Hausbäume. Der umliegende Wald erstreckte sich bis zum Horizont. Hier und da leuchtete das Grün einer Baumkrone besonders intensiv – das mussten die Torbäume sein.
Wind heulte plötzlich von einer Seite der Gebirgswand herüber. Die Landschaft war hier oben karg und steinig. Disteln, Kornblumen und ein paar blutrote Mohnblumen wuchsen am Wegesrand.
Heather seufzte. Wo blieb Moryn? Er hatte sich vor drei Tagen, direkt nach der Feier, auf den Weg zu Mayas Felsen begeben. Irgendwo hier oben musste er doch sein. Er hatte ein besorgtes Gesicht gemacht. Er hätte bei den heiligen Felsen dringend etwas zu erledigen, was er ihr nicht erklären könne, hatte er gesagt. Er hatte ihr gar nicht erst die Chance gegeben,
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