Welt Der Elben (1-3)
daran, den purpurnen Fliedertee dreimal aufzugießen!«
Moryn erblasste.
»Soll ich das wiederholen, oder kannst du einmal eine Aufgabe richtig machen?«
»Nein«, antwortete der Abgestrafte leise, verneigte sich und verließ mit schnellem Schritt die Halle. Heather hoffte, er würde sich nicht bei Gelegenheit an ihr rächen.
11 Y-Nischen
» Z alym, du wirst Heather erklären, was unsere Welt mit ihrer Welt zu tun hat!«, befahl Lynn.
Sie hob einen Zeigefinger.
»Nicht du! Tessya. Du würdest vermutlich einen wissenschaftlichen Monolog halten, dem sie nicht folgen kann.«
Offenbar hatte Lynn alles Wichtige gesagt. Sie stand auf, brachte den Stein zurück und verschwand hinter den Vorhängen.
Zalym begann mit dem, was Heather bereits selbst beobachtet hatte. Er erklärte, sie sei durch eine Art Tor in einen anderen Wald, ja sogar in eine andere Welt gelangt. »Dieser Wald«, sagte er, »liegt von eurer Waldseite aus betrachtet hinter einer Nische, die in eurem Wald verborgen ist.«
»Es ist eine Y-Nische «, sagte Tessya. »Im Gegensatz zu euren funktionslosen Nischen.«
Zalym runzelte die Stirn.
Sie verstummte.
»Der Baum ist das Tor«, redete er weiter, »und öffnet den Zugang in den anderen Wald.«
Will der Kerl mir ein Märchen aufbinden? Heather schüttelte den Kopf.
Aber Zalym ignorierte ihre zweifelnden Blicke und zog aus einer Schublade unter dem Tisch ein Blatt Papier hervor. Er faltete es mehrere Male wie einen Brief zusammen und hielt es dann hoch. »Du siehst jetzt nur ein kleines Stück mit einer winzigen Oberfläche. Wenn ich es auffalte, dann erscheint eine große Fläche. Stell dir vor, das ist unsere Raumdimension, in der wir leben, sie ist scheinbar gefaltet hinter eurer Welt verborgen. Über einen Torbaum ist der Zugang möglich.«
Er klappte das Papier wieder auseinander, strich es glatt und legte eine Hand darauf. »Hier leben wir.« Dann drehte er das Blatt um. »Und hier lebt ihr! Hast du das verstanden?«
Heather hatte tausend Fragen auf einmal. Aber sie nickte trotzdem. Auf einer Party hätte sie dem gutaussehenden Jungen und seinen Geschichten alle Aufmerksamkeit der Welt geschenkt – schließlich hatte er lange blonde Haare und ein gewinnendes Lächeln. In ihrer gewohnten Umgebung hätte Heather sicher auch die leuchtenden Augen cool gefunden. Gewiss würden sich auf ihrer Schule die Mädchen um so einen Typen reißen – sie eingeschlossen. Doch sie war nicht in der Schule, sondern in einem fremden Wald. Verwirrt blinzelte sie.
»Unsere Welt ist mit eurer Welt untrennbar verbunden, wie …«, er überlegte kurz, »… wie siamesische Zwillinge. Beide denken und handeln unabhängig voneinander, können aber nicht voreinander weglaufen. Wenn einer etwas Heißes isst, dann verbrennt nur er sich die Zunge, aber wenn er etwas Falsches isst, dann wird auch dem anderen schlecht.«
Heather bemühte sich, nicht in seine türkisfunkelnden Augen zu blicken. Egal wie cool er aussah – bei Lichte betrachtet war sie nach wie vor eine Gefangene.
»Zwei miteinander verbundene Welten?«, hakte sie nach. »Wie konnte das geschehen? Und warum?«
»Für das Wie gibt es eine komplizierte Erklärung.« Zalym faltete seine Hände. »Du willst wissen Warum? Das kann ich dir nicht beantworten.«
»Ähm …« Tessya räusperte sich.
Doch er hob eine Hand und schüttelte den Kopf. »Warum gibt es siamesische Zwillinge? Eine Laune der Natur. Und das hier ist eine Laune des Universums.« Er zuckte mit den Schultern. »Es ist eben so. Wenigstens kann ich dir erklären, wie es dazu kam. Also, bevor Raum und Zeit entstanden, gab es Nichts. Trotzdem entwickelte sich mit einem Urknall ein Universum, es entstanden die Sonnen und am Ende eure Erde. So hast du das bestimmt schon irgendwo gelernt. Nicht wahr?«
Heather nickte. Aus einem Augenwinkel sah sie, wie Tessya von ihrem Haar eine grüne Haarsträhne abteilte und um den Finger wickelte. Hier im Halbdunkel wirkte das Haar kastanienrot. Und das Leuchten der grünen Strähnen war um ein Vielfaches stärker, es war phosphoreszierend.
»Wir nennen eure Erde Tellus «, fuhr Zalym fort.
Eine von Tessyas Haarspangen fiel mit einem leisen »Plink« zu Boden. Zalym hob sie auf und hielt sie ihr wortlos hin.
»Parallel dazu entstand ein weiteres Universum aus dem unvorstellbaren Nichts«, sprach er weiter. »Auch dieses hat Sonnen und Planeten. Und ein Planet ist mit eurem verschmolzen. Unsere Welt heißt Aion .«
Heather blickte fragend die
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