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Welt Der Elben (1-3)

Welt Der Elben (1-3)

Titel: Welt Der Elben (1-3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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als erstes wäre Anselm von Rittershausen dran. Mit dem hatte sie noch eine Rechnung offen. Sie konnte sich gut an jenen Abend erinnern, als ihre Tante weinend bei ihrem Vater gesessen hatte. Da war ihre leibliche Mutter Sylvana bereits verschwunden und ihr Vater selbst voller Kummer.
    Bedächtig sprach sie den Namen aus. »Anselm von Rittershausen?« Instinktiv spürte sie, dass sie etwas Wichtiges übersah. Erinnerungen an gesprochene Worte geisterten wie Nebelschwaden durch ihren Kopf. Aber sie bekam die Fetzen der Vergangenheit nicht zu fassen. Es ging nicht nur um ihn. Da war noch etwas. Es hatte mit seiner Mutter zu tun. Sie sprachen darüber, dass sie eine Von-und-zu wäre, worauf sich Heather keinen Reim machen konnte.
    Sie grübelte, kam aber nicht darauf, und schlief darüber ein.

     
***
    Am nächsten Morgen zierte Moryns Gesicht zwar kein blaues Auge, aber er saß trotzdem mit finsterer Miene am Tisch. Seine schwarze Mähne hatte er streng hinter die Ohren geklemmt. Es schien, als dulde er nicht einmal den Widerspruch eines einzelnen Haares. Wasser, vermutlich hatte er gerade geduscht, tröpfelte von den nassen Haarspitzen auf sein schwarzes Hemd.
    Die Mundwinkel zeigten nach unten und gaben ihm etwas Arrogantes und Unnahbares. Bereute er etwa seinen Entschluss vom gestrigen Abend?
    »Aarab hat meinen Computer nicht!« Moryn sagte es so bestimmt, als wüsste er es ganz genau.
    »Mein Tagebuch ist auch nicht wieder aufgetaucht«, sagte Heather und vermied es, ihn anzusehen.
    Wortlos erhob er sich und verließ die Unterkunft. Nach einer Weile kam er zurück und hatte etwas Silbernes in der Hand. Damit verschwand er in seinem Zimmer.

     
    Als er wieder heraus kam, hatte er seine Haare abgeschnitten.
    Heather war entsetzt. Die schönen schwarzen Haare. Sie ahnte, dass ihn Selbstzweifel, womöglich Selbsthass getrieben hatte.
    »Sieht echt cool aus, Alter«, sagte Zalym grinsend.
    »Warum?«, fragte Tessya leise und schüttelte unmerklich den Kopf.
    Moryn schwieg.
    Kynkas Mimik versteinerte. »Du verrätst alles, was wir sind!«, sagte sie kalt.
    »Was sind wir denn?«, fragte Moryn und funkelte sie mit schwarzgrünen Augen an.
    Wir sind mehr als die Summe unserer Äußerlichkeiten, wir sind das, was wir tun, Moryn, dachte Heather und senkte den Blick.

     
    In gedrückter Stimmung und mit dem unguten Gefühl, bespitzelt und beklaut worden zu sein, reisten sie schließlich ab. Bereits nach einer halben Stunde erreichten sie die Kreuzung. Links ging es zum Tunnel und rechts nach Frankenfyrt.
    Zögernd zeigte Tessya mit dem Finger in Richtung Heimat. »Sollen wir vielleicht doch erstmal da vorbeischauen?«  
    Moryns Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen aus denen grüne Funken sprühten. »Spinnst du? Einmal dort, kommen wir nie mehr weg! Ich glaub, du kennst meinen Vater nicht …«
    Tessya blieb stehen. »Heather, was denkst du?«
    »Für mich ist es noch nicht zu Ende!« Heather spürte, wie Wut und Ärger sie überrollten. Ihr Magen zog sich zusammen und ihre Haut kribbelte. Noch ein schräges Wort und ich schreie, dachte sie. »Tessya, ich muss nach Berlin. Aber geh du nur nach Frankenfyrt, wenn du meinst. Und nimm Kynka gleich mit, die ist ja auch dagegen.«
    Kynka schüttelte heftig den Kopf. »Ich komme auf jeden Fall mit!«
    Tessya schwieg.
    Heather blickte Zalym fragend an. Willst du es dir auch noch einmal überlegen? Er lehnte an einem Baum – mit einem ganz stillen Gesichtsausdruck. Gar nicht mehr wie Barbies Ken, sondern einfach Zalym Zen, dachte Heather. Er folgte wortlos.

     
***
    Im Tunnel zur Elbensiedlung Berlyn war es ungewohnt kühl. Heather legte den Kopf in den Nacken und erblickte eine höhlenartige Gewölbedecke, die grünliches Licht abstrahlte. So hatte sie sich immer einen Kerker vorgestellt, in dem Gefangene an Ketten um Gnade bettelten. Spitze Steine ragten hier und dort wie stumpfe Messer hervor und das graue Gestein wirkte abweisend, es schien jeden Besucher vertreiben zu wollen.
    »Hat der Tunnel auch einen Namen?«, fragte Heather.
    »Nein«, sagte Tessya. »Merkwürdig, er heißt einfach nur Der Tunnel – das ist sein Name.«
    Rechts und links des Weges lagen Schotter und Geröll. Ein paar Spinnen und Kellerasseln hatten sich in die Gesteinsritzen verkrochen. Als Heather näher trat, huschten und krabbelten die Tierchen über das Gestein und flitzten in dunklere Ecken. Es roch staubig und abgestanden.
    »Ist ja schrecklich hier – dringend renovierungsbedürftig!«,

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