Welt Der Elben (1-3)
Haarbürste.«
»Blödmann.«
Moryn zog eine Augenbraue hoch. »Wieeebitte?«
»Ja, schon gut. Entschuldigung.« Kynka diktierte Marthas Adresse ins Gerät und entfernte sich währenddessen ein paar Schritte von Moryn.
»Martha, wo ist Ma?«, rief sie ins Telefon. »Was, schon wieder über Nacht weg? … Warum soll ich auf Laut stellen? … Na gut.«
Marthas Stimme war zu hören. »Habt ihr die Neuigkeiten aus B’aakal mitbekommen? Nein? Stellt euch vor, ein Yrrwanderer tyrannisiert unsere Stadt.«
Siedend heiß fiel Heather ein, was sie vergessen hatte zu erzählen, da es ihr angesichts ihrer eigenen Situation unwichtig und nebensächlich erschienen war. »Martha?«
»Ja?«
»Maarloy hat den Yrrwanderer in einem Seelenfänger-Gefäß mit nach B’aakal gebracht. Die Priesterin Maya Elda hatte das Gefäß für ihn hinterlegt.«
»Heather, das weiß ich doch alles. Maya Amylla und die anderen Priester wollten ihn befragen, und da ist er ihnen entkommen!«
Marthas Stimme schrillte, dass es in den Ohren schmerzte.
»Er muss eine mächtige Kraft haben. Er hat sich ausgedehnt und über die Glocke von B’aakal gelegt. Die gesamte Stadt ist eingesperrt. Das muss passiert sein, kurz nachdem ihr die Stadt verlassen habt. Niemand kann zurzeit rein oder raus. Ihr könnt froh sein, dass ihr nicht hier seid.«
Die Tante beschrieb ausführlich das Chaos in der Stadt, dann schlug die eben noch hektische Stimme nach und nach in einen Plauderton um. Sie erzählte eine Weile Belangloses und hatte bereits »Tschüss« gesagt, als ihr noch etwas Wichtiges einfiel: »Ach ja, deine Mutter war außer sich, als sie deine Nachricht bekommen hat. Sie wollte dir sofort hinterher reisen. Aber das geht ja nun nicht mehr. Ich habe sie seit Stunden nicht gesehen. Sie ist bei Maya Amylla und hilft, das Problem mit dem Yrrwanderer in den Griff zu bekommen. Ich soll dir außerdem von deiner Mutter sagen, dass du auf dich aufpassen und nichts Unüberlegtes tun sollst. Sie käme nachgereist, sobald die Sperrung aufgehoben sei.«
»Danke Martha, Küsschen.«
Kynka legte auf. Dann entfachte sie eine Diskussion darüber, inwieweit Maya Elda noch zu trauen sei.
Heather schlug sich auf Kynkas Seite. Moryn, Zalym und Tessya hingegen lehnten jeden Verdacht vehement ab. Sie bestanden darauf, ihre Priesterin am besten zu kennen. Sie wäre zu keinem Verrat fähig – unter gar keinen Umständen.
***
Etwas verzankt brachen sie auf und liefen schweigend durch den Ebbytunnel von Atylantys nach Port Olva. Heather staunte, dass es tatsächlich möglich war, so schnell zurück zu reisen. Die Wirtin begrüßte sie bei ihrer Ankunft am Nachmittag übellaunig. Sie war ganz eindeutig nachtragend, wie sich schon bald herausstellte.
»Warum seid ihr durch den Tunnel durch? Ich habe euch doch gesagt, dass er gesperrt ist. Ihr hättet alle sterben können. Mit einem Yrrwanderer ist nicht zu spaßen. Wisst ihr, was zurzeit in B’aakal los ist?«, schimpfte sie.
Auf dem Weg zur Unterkunft tauchte prompt Aarab auf. Er zeigte Zalym die Faust, der die Provokation ausnahmsweise ignorierte. Er hatte anscheinend keine Lust auf eine weitere Schlägerei. Für heute nicht.
Beim Abendessen war Kynka fahrig und unkonzentriert. Sie erklärte, dass sie einen empfindlichen Magen hätte und verschwand zwischendurch vom Tisch, um sich eine Medizin holen zu gehen. Von der einstigen Schönheit war nicht mehr viel übrig geblieben.
Nach dem Abendessen kündigte Moryn an, sich mit Aarab treffen zu wollen, um Informationen auszutauschen. Er bestand darauf, alleine zu gehen. Tessya wollte mitgehen, aber Moryn lehnte ab. Sie solle sich stattdessen um Kynka kümmern. Woraufhin Tessya einen Spaziergang an der frischen Luft vorschlug und die beiden Elbinnen aufbrachen.
Bevor Moryn ging, beschwor er Heather, sie solle Zalym im Auge behalten. Sie nickte, ohne ernsthafte Absicht. Gemeinsam machten sie und Zalym sich auf den Weg zur Unterkunft.
»Heather, ich muss dir etwas gestehen«, sagte Zalym leise, während sie durch den Ort schlenderten.
»Hast du mein Haarshampoo benutzt?« Sie lachte.
»Nein, natürlich nicht.«
»He, schau nicht so verwirrt. Das war ein Scherz.«
»Es geht um dich, was ich dir sagen muss.«
»Dann sag es einfach.«
»Ich habe dich völlig unterschätzt und schlecht über dich gedacht. Und nun merke ich, du bist ganz anders.«
Heather fühlte plötzlich einen dicken Kloß im Hals und nickte. »Danke!«
»Freundschaft?«
»Ja.«
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