Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
Vom Netzwerk:
abertausenden dieser
Flugquallen gebettet lag. Offenbar waren sie zusammengerückt wie ein
undurchdringliches Kissen, und sie trugen ihn durch die Luft. Er musste sich
mitten im Schwarm befinden. Ihre flatternden Flügel bliesen Wind über sein
Gesicht, seine Arme, Beine und Hände. Doch sie berührten ihn dort nicht.
Allerding lag er mit dem Körper auf einem Teil des Schwarms. Er fühlte die
samtigen Flügel unter seiner Handfläche. Spürte das feine Klopfen unter Armen,
Beinen, Rücken. Hätte er nicht längst durch ihr Gift verbrannt sein müssen?
    Plötzlich fiel ihm die Lösung ein. Beinahe hätte er gelacht.
Ja, das Geheimnis war ganz banal. Ihre Flügel waren nur von der Unterseite
tödlich giftig. Dort saßen die feinen Flimmerhärchen die das fatale Gift
absonderten. Okay, dachte er und
zwang sich dazu, langsam durchzuatmen. Er blinzelte. Die Quallen waren
anscheinend darauf bedacht, ihn nicht zu verbrennen. Also wollten sie ihn nicht
töten. Aber was hatten sie mit ihm vor? Warum trugen sie ihn? Und vor allem:
Wohin flogen sie mit ihm?
    Dunkel erinnerte er sich daran, dass er in die Lava gestürzt
war. Aber war er auch darin eingetaucht? Konnten die Flugquallen durch
geschmolzenen Stein fliegen?
    Ihr Flug verlangsamte sich plötzlich, und die unerträgliche
Hitze ließ nach. Ihm war noch immer viel zu heiß, aber er begriff, dass er
nicht daran starb – zumindest nicht sofort.
    Dann flog der Schwarm über ihm beiseite und er hatte freie
Sicht auf eine Höhle, die weit größer als jeder Dom war. Bevor er darüber
nachdenken konnte, wie riesig die Höhle war, kippten die abertausenden Flügel,
die ihn gebettet hatten, synchron zur Seite und er rutschte auf den harten
Felsboden. Der Stein fühlte sich heiß an, aber seine Haut verbrannte nicht.
Trotzdem würde er es in dieser Hitze nicht lange aushalten. Vermutlich wäre
sein Körper schon in wenigen Stunden ausgedörrt. Moryn keuchte und presste
Sauerstoff in seine brennenden Lungen.
    Vorsichtig stützte er die Arme auf, hob den Oberkörper und
sah sich um. Die zerklüftete Höhle leuchtete orangefarben. Schatten flackerten
auf den Steinen. Von der Decke hingen Stalaktiten, so groß wie Mammutbäume. Die
Tropfsteine waren gewunden und geschwungen, und vor allem waren sie mit
Ornamenten und Mustern verziert. Ähnliche Bauwerke wuchsen auch vom Boden in
die Höhe. Zugleich waren die Stalagmiten von einem Wald aus weißen und gelben
Pilzen umgeben. Dazwischen mäanderte ein Fluss aus reiner Lava. Er leuchtete
orangefarben und spendete warmes Licht.
    Wahrscheinlich ganz
nett, wenn man eine Flugqualle ist, dachte Moryn. Allerdings wunderte er
sich, welcher Bildhauer bis in diese Lava-Katakomben vorgedrungen war und die
Steinverzierungen angebracht hatte.
    Und noch viel drängender war die Frage, wie er hier wieder
wegkommen sollte. Überall wuselten die kleinen, todbringenden Tierchen durch
die Luft. Sie umschwirrten die hängenden Bauten, verschwanden in den
Fensteröffnungen oder flogen akrobatisch durch steinerne Hängebrücken.
    An der gegenüberlegenden Höhlenseite erblickte Moryn ein
riesiges, halbrundes Portal. Es war, wie die übrigen Bauten, mit unbekannten
Reliefs verziert. Hinter dem Durchgang vermutete er eine weitere Höhle.
Theoretisch konnte es immer so weitergehen. Unendlich. Vielleicht gab es
nirgendwo einen Ausgang.
    Dann war er ihr Gefangener.
    Trotz der Hitze rieselte ihm ein Schauer über den Rücken.

54 Einer für
Alle

 
    W ährend Tessya und Zalym
frühstückten, betrachtete Heather gedankenverloren die blauen Flecke an ihren
Armen. Sie tröstete sich damit, dass sie sich manchmal viel schlechter gefühlt
hatte, wenn sie mit Moryn joggen gewesen war. Ein paar geprellte Stellen waren
zu verkraften. Was ihr allerdings zu schaffen machte, war die Tatsache Frankenfyrt verlassen zu müssen. Sie
hatte das Gefühl, sich damit noch weiter von Moryn zu entfernen. Es kam ihr wie
Verrat vor. Traurig nestelte sie an der Halskette mit dem Herzblutstein. Hoffentlich ist es die richtige
Entscheidung, dachte sie.
    Der Eingang zum Gastraum öffnete sich und eine eisige
Windböe blies durch die Stube. Karyll van Ozyen kam herein. Er trug ein langes,
dunkles Cape aus dickem Mantelstoff. Für einen Moment blieb er ruhig stehen und
ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen. Augenblicklich sank der
Geräuschpegel im Raum, die Leute grüßten ihn mit einem Kopfnicken. Er grüßte
ebenso zurück, nahm seinen Umhang ab und legte ihn über den Arm.

Weitere Kostenlose Bücher