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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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Einladung,
mit ihm nach Sibirien oder zum Mars zu fliegen. Moryn wollte gerade etwas sagen,
da tauchte Karl auf. Er trug wie immer schwarze Kleidung. Seine mit Kajal
geschminkten Augen wirkten düster und irgendwie gruselig auf sie.
Offensichtlich hatten Moryn und er sich ein wenig angefreundet.
    Tja, dachte
Heather, Moryn schwimmt nie mit dem Strom .

 
    Zwei Stunden später stand sie im elterlichen Bad und
betrachtete sich kritisch im Spiegel. Wo
ist die Wimperntusche? Lieber nicht. Womöglich glaubte er, sie hätte sich
extra für ihn geschminkt. Nervös zog sie ihren Spickzettel aus der Hosentasche.
»Suko dala sum – wir gehen schwimmen …« Sie stöhnte. So viele Vokabeln! »Suko
dala kurum – wir gehen ins Kino …« Dann steckte sie den Zettel in die
Hosentasche und putzte sich die Zähne.
    Es klingelte an der Haustür. Moryn!
    »Ich bin schon auf dem Weg!«, brüllte sie nach unten. Linus
und Niklas polterten die Treppen hinunter und öffneten ihm. Als Heather aus dem
Bad kam, stand Moryn bereits oben im Flur.
    In der Hand hielt er einen lilafarbenen Strauß mit
Zwergastern und Heide. Heather machte große Augen. Noch nie hatte ihr jemand
Blumen geschenkt.
    »Wo hast du die denn her?« Im selben Moment ärgerte sie sich
über ihre Reaktion, aber da waren die Worte bereits über ihre Lippen geflutscht.
    »Die hab ich auf dem Mond gepflückt«, zischte Moryn. »Was
denkst denn du?«
    »Bei den Nachbarn geklaut?«, versuchte sie zu scherzen.
    Er kniff die Augen zusammen. »Ich dachte … ach lassen wir
das«, murmelte er.
    »E-es ist nett … wirklich«, stammelte sie und nahm ihm die
Blumen ab. Mit Sicherheit hatte es nichts zu bedeuten. Die Elben hatten andere
Gewohnheiten – und manchmal waren sie auch etwas altmodisch. Kurzentschlossen
nahm sie eine Vase mit Kunstblumen von der Fensterbank im Flur, zupfte die
Plastikblumen heraus und legte sie daneben. Dann steckte sie Moryns Strauß
hinein.
    »Wo hast du sie denn nun gepflückt?«, fragte sie und
probierte einen belanglosen Tonfall, der ihr nicht überzeugend gelang.
    »Auf dem Mond. Sag ich doch.«
    »Im Wald?«
    Moryn ließ die Frage unbeantwortet. »Ich trag sie schon eine
Weile mit mir rum. Wie wäre es, wenn du ihnen etwas zu trinken anbieten
würdest.«
    »Oh ja, entschuldige. Hatte ich ganz vergessen. Und was willst du trinken?«
    »Wasser würde mir auch genügen.«

 
    Heather ging ins Bad und füllte Wasser in die Vase. Als
Linus’ neugieriger Lockenschopf auf der Treppe auftauchte, dirigierte sie Moryn
mitsamt Vase und Blumen hastig in ihr Zimmer.
    Sie holte zwei Gläser und eine Flasche Sprudel aus der Küche
und dann setzten sie sich auf das alte, abgewetzte Sofa, über das sie ein
großes Tuch gelegt hatte. Die Sprungfedern knarzten und die ausgebeulte Sitzfläche
sackte unter Moryns Gewicht bedenklich tief.
    »Sollen wir mit dem Buch lernen?«, fragte er.
    »Ähm ja, ich hole es schnell.« Sie drückte ihm ihr Glas in
die Hand und ging zum Bett. Dort hob sie die Matratze an und zog es darunter
hervor.
    »Ich muss es verstecken, sonst haben es bald meine Brüder
und kritzeln rein oder reißen Seiten heraus, um daraus Papierflieger zu
basteln.« Sie rollte mit den Augen.
    Moryn hielt ihr das Glas hin und nahm das Buch. Er schlug
die Seite mit dem Lesezeichen auf.
    In der folgenden Stunde versuchte Heather sämtliche Gehirnzellen
zu mobilisieren und zu vertuschen, dass sie in den letzten Tagen nicht gelernt
hatte.
    Moryn erwies sich als überraschend geduldig.
    »Deine Aussprache ist gut«, lobte er und um seine Mundwinkel
spielte ein winziges Lächeln. Oder irrte sie sich?
    »I-ich glaube, meine Mama hat mir früher Lieder auf Elbisch
vorgesungen. Manchmal habe ich eine Melodie gesummt. Ich dachte immer, die
Worte wären nur … hm … blabla, würden nichts bedeuten. Aber, ich habe jetzt das
Wort Kristallfalter wieder erkannt.«
    »Kekla sissala fina dimmlischum?«, fragte Moryn.
    »Kann schon sein. Sissala heißt doch Kristallfalter?«
    »Ja! Kennst du das Lied vom Schmetterling, der zur Sonne
fliegen will?«
    »Ich bin mir nicht sicher.«
    Es geht so: »Kekla sissala fina dimmlischum …«, sang Moryn
leise. Kein Stück verlegen war er. Und vor allem hatte er eine sehr schöne,
klangvolle Stimme. Klar, Zalym summte auch manchmal ein Lied, und er hätte bei »Deutschland
sucht den Superstar« locker antreten können. Aber Moryn, der beim Sprechen
immer so klang, als spräche er absichtlich tiefer, um ja nicht fröhlich zu
klingen?

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