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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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Kälte.
    Der See war trotz ihrer Bewegungen ruhig wie ein Spiegel.
Moryn schwamm neben ihr und atmete dabei so flach, als würde er ruhen. Der Wald
lag still da. Es war, als schauten die Bäume wie schweigende Riesen auf die
beiden herab.
    Mit jedem Zug fühlte Heather sich leichter und freier. Schon
bald erreichte sie den Moment, den sie so sehr liebte: Sie war eins geworden
mit dem Element. Sie schwamm, ohne zu denken, und eine Kraft durchströmte sie,
die aus einem anderen Universum zu kommen schien. Dort, wo die Energie herkam, gab
es unendlich davon. Heather vergaß die Zeit.
    Sie horchte auf das Schnattern und Scharren der Vögel, das
Rascheln der Blätter. Die Sonne wärmte ihr Gesicht und das Wasser schien sie
wie von selbst zu tragen.
    Als Kind hatte sie geglaubt, eine verzauberte Nixe zu sein.
Hier im Wald stellte sich das Gefühl erneut ein. Sie fragte sich, ob ihre
Mutter Sylvana vielleicht mit Meer-Elben verwandt war.
    »Wettschwimmen?«, forderte Moryn sie heraus.
    Heather rollte mit den Augen. Der Kerl konnte es einfach
nicht lassen. Sie durchschwammen dreimal den See. Zweimal gewann Heather.
    »Mädel, du bist wirklich eine atemberaubende Schwimmerin«,
murmelte er und zeigte zur Wiese. »Ich lege mich mal fünf Minuten hin. Ich
hatte in letzter Zeit etwas wenig Schlaf.« Er machte kehrt und schwamm zurück
zum Ufer.
    Sie drehte noch zwei Runden. Dann kam auch sie zurück. Moryn
lag im Gras. Er hatte die Hände hinter den Kopf gelegt und starrte zum Himmel. Ein
Baum warf sanft flackernde Schatten auf Stirn und Wange. Die schwarzen Haare
umrahmten sein ebenmäßiges Gesicht. Selten war sein Ausdruck weich, meistens
zog er die Mundwinkel leicht nach unten. Seine schmale Nase mit dem leichten
Knick auf dem Nasenrücken wirkte auf Heather immer etwas einschüchternd.
    Schnell sah sie weg und trocknete sich ab. Moryn rührte sich
nicht. Sie hätte nicht sagen können, ob er sie aus dem Augenwinkel beobachtete
oder seinen eigenen Gedanken nachhing.
    Sie breitete das nasse Handtuch zum Trocknen auf der Wiese
aus, zog sich leise an und setzte sich auf eine verwitterte Bank in die Sonne.
    Moryn stand auf und setzte sich neben sie.
    »Können wir jetzt reden?«, bat Heather.
    »Wo soll ich anfangen?«
    »Bei Layscha?«
    Er nickte. »Elben«, begann er leise, »sind anders als
Menschen.« Dann verstummte er.
    »Ich bin eine Halbelbin. Vergiss das nicht!«, entgegnete
Heather. »Sind nicht immer alle irgendwie anders als man selbst?«
    Er antwortete nicht darauf.
    Gab es überhaupt echte, messbare Unterschiede zwischen Elben
und Menschen?, fragte Heather sich. War es nicht vielmehr der Lebensstil, der
einen anders machte? Die Kultur?
Worauf wollte Moryn eigentlich hinaus?
    »Was ist bei euch denn anders?«, fragte sie schließlich
gedehnt.
    »Die Beziehung, die wir eingehen.« Moryn drehte den Kopf
weg. »Deine Eltern sind geschieden, nicht wahr?«
    »Ja, aber es macht mir nichts mehr aus. Selma ist okay.«
    »Das meine ich nicht«, sagte Moryn und holte tief Luft. »Ihr
probiert rum, meint es häufig nicht ernst mit der Liebe. Ihr verliebt euch,
verlobt euch, heiratet und trennt euch wieder. Nach Lust und Laune. Bei uns ist
das anders. Wir pflegen Freundschaften. Und dann …« er schluckte und schloss
kurz die Augen, » dann lassen wir erst mehr zu.« Jetzt drehte er den Kopf und
sah Heather direkt in die Augen. »Erst, wenn wir uns absolut sicher sind.«
    Er blinzelte und seine langen, schwarzen Wimpern warfen
Schatten über seine dunkelblauen Augen.
    Verwirrt blickte Heather weg und umklammerte ihre Knie.
    »Als mein Vater meine Mutter heiratete«, sprach Moryn
weiter, »da dachte er, es wäre eine Entscheidung für ein ganzes, langes
Elbenleben.«
    »1.500 Jahre«, hauchte Heather.
    »Oder etwas länger. Außer …« Moryn brach ab und biss die
Lippen aufeinander.
    Heather atmete tief durch und legte vorsichtig eine Hand auf
seinen Arm. »Was ist passiert?«
    »Meine Mutter war hier bei euch auf Mission. Dann hat sie
sich in irgendeinen General verliebt. Einer, der längst den Wahnsinn des
Krieges erkannt hatte, und nur auf eine gute Gelegenheit hoffte, alles zu
beenden. Unsere Nachrichtensysteme waren schneller als eure, damals am 20. Juli
1944. Bei uns war längst durchgesickert, dass Stauffenberg versagt hatte und
die Operation Walküre nicht funktionieren würde.«
    »Und weiter?«
    »Layscha sollte sich mit Aarabs Eltern, die ebenfalls hier
auf Mission waren, treffen und mit ihnen sofort zurück nach

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