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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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würde am Spalt abbrechen. Er spürte die Versuchung, genau das zu tun.
Schnell zog er die Hand zurück, konzentrierte sich auf die Atmung. Sachte legte
er die flachen Hände auf das Quarz. Wie Pedras es ihm gelehrt hatte, nahm er die
uralte Energie und Kraft der Felsen in seinem Geist auf. Nach einer Weile
fühlte er sich besser.
    Unter sich hörte er frisch eingetroffene Kletterer
miteinander reden. Erneut spähte er in die Ferne. Endlich, da kamen Zalym und Tessya. Und hinter ihnen lief Heather. Ihre
dunkelblonden Locken glänzten in der Sonne. Sie trug ein weißes Top und eine
enge Jeans. Das Lebensband hatte sie locker um die Hüften geschlungen. Die
Steine blinkten im Sonnenlicht. Moryn musste sich zwingen, Heather nicht weiter
anzustarren. Sein Puls beschleunigte. Er senkte den Blick und konzentrierte
sich auf die Atmung.
    Vor allem ihretwegen war er heute hier. Er hatte für sie
eine ganz besondere Prüfung vorgesehen.

22 Angriff!

 
    E in stahlblauer Himmel wölbte
sich über die Bergkuppe und ließ das graue Gestein an vielen Stellen kalkweiß
erscheinen. Die Klippe hatte zwei Gesichter, wie Heather bereits von weitem
erkannte. Eine harmlose Seite für Ausflügler, Anfänger und Kinder sowie eine
leicht geneigte Steilwand für die Profis.
    Moryn kam ihnen entgegen. Er trug seine Schuhe in der Hand
und hatte einen Zipfel des T-Shirts in den Hosenbund gestopft. Trotz des kühlen
Windes sah er verschwitzt aus. Sein nackter Oberkörper glänzte und der
Herzblutstein, an der silbernen Kette um seinen Hals, glühte im Sonnenlicht wie
Feuer. Augenblicklich legte Heathers Herz ein paar Taktschläge zu. Sie wusste
doch, dass er niemals mehr sein würde als ein Freund – nach all dem, was er
über Menschen dachte und was seine Mutter getan hatte. Trotzdem konnte sie
nicht verhindern, dass sie butterweiche Knie bekam.
    »Hey Moryn.«
    »Hellsta«, grüßte er auf elbisch und kniff die Lippen
zusammen.
    »Wonza?«, fragte sie, denn sie merkte sehr wohl, dass ihm
irgendetwas nicht passte.
    »Ihr seid spät«, zischte er. »Wir sind nicht mehr alleine.«
    »Tut mir leid, aber ich hatte erst noch eine längere
Diskussion mit meinem Vater. Er wollte mich nicht gehen lassen.«
    Moryn funkelte sie verständnislos an. »Was hättest du getan,
wenn er nein gesagt hätte? Du
scheinst wohl nicht zu begreifen, worum es geht.«
    »Und du willst anscheinend nicht kapieren, dass er mein Dad
ist, und sehr wohl über mich bestimmen kann.«
    Moryn rümpfte die Nase. »Wie alt bist du? Mach ihm klar,
dass du kein Kind mehr bist.«
    Heather schüttelte den Kopf und drehte sich wütend weg.
Moryns Vorschlag war ja wohl das Blödeste, was sie seit langem gehört hatte.
Wenn sie ihrem Dad sagte, dass sie kein
Kind mehr war, lief sie Gefahr, dass sie gar nichts mehr durfte.
    Moryn umrundete sie. Er baute sich vor ihr auf und legte
seine Hände auf ihre Schultern. »Du bist ja jetzt da«, murmelte er
entschuldigend.
    Sie schwieg.
    Tessya stellte sich neben die beiden. »Warst du schon oben?«,
fragte sie Moryn.
    »Ja, war ich.«
    »Und? Gibt es irgendwelche Veränderungen im Gestein?«
    »Ich will dich nicht beeinflussen«, wich er aus. »Schau erst
einmal selbst!«
    »Gute Idee«, sagte Tessya. »Dann treffen wir uns nachher da
hinten auf der Wiese und reden. Okay?«
    Moryn berührte Heather leicht am Unterarm und dirigierte sie
zu dem angrenzenden Waldstück. Sie gingen schweigend nebeneinander. Zwischen
den Bäumen war es ruhig und still. Er ging zu einem schrägstehenden Stamm und
lehnte sich mit dem Rücken dagegen. »Sag mir einfach nur, was du fühlst. Wenn
du nichts fühlst, ist es auch okay.«
    Sie fragte sich, worauf er hinaus wollte. Nach einer Weile
ging er weiter. Sie blieben hier und da stehen. Er forderte sie manchmal auf,
eine Hand auf den Boden zu legen. Sie versuchte etwas zu fühlen, doch was sie wahrnahm,
schien ihr allzu banal: Die unregelmäßige Steigung des Hügels, grauer Sand, scharfkantiges
Geröll, manche Bäume standen etwas schief, dazwischen gab es helle
Lichtflecken, warme Sonneninseln … und spüren konnte sie auch nichts Mystisches
oder Übernatürliches.
    Zuletzt gingen sie zur Klippe. Sie liefen über die
Holzplanken. Moryn zog sie an der ungefährlichen Seite drei Felsstufen hoch.
Dann setzte er sich und forderte sie auf, sich neben ihn zu setzen. Er nahm
ihre Hand und schob sie zur Felswand. Seine Hand legte er dabei auf ihre.
    »Kannst du etwas fühlen?«
    »Ja, ein ganz feines Vibrieren.«
    Er

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