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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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und Gesicht laufen.
    Erinnerungsfetzen drängten sich in ihre Gedanken. Zalym
hatte sie letzte Nacht vom Torbaum weggezerrt. Die Wächter hatten sie gewaltsam
vom Baum ferngehalten. Dämliche Dumpfbacken! Sie hatte keine Chance gehabt, gegen so viel Muskelkraft. Niemand schien zu
begreifen, dass sie unbedingt Moryn folgen musste …
    Im Gegenteil. Zalym hatte ununterbrochen auf sie eingeredet.
Moryn wisse, was er tue. Sie könne sich auf ihn verlassen. Er müsse allerdings
erst einmal die Kette mit dem Stein finden. Dann käme er wohlbehalten zurück.
    Doch Stunde um Stunde verging. Irgendwann in der Nacht hatte
ihre Mutter sie gezwungen, einen Beruhigungstee zu trinken und dann war sie
erschöpft eingeschlafen. Wer sie ins Bett gebracht hatte, wusste sie nicht.
Lange geschlafen hatte sie jedenfalls nicht, wenn es erst fünf Uhr war.
    Sie trat aus der Dusche und trocknete sich ab. Hastig zog
sie ein helles Hemd über und schlüpfte in eine schieferfarbene Trekking-Hose.
Dann schlich sie ins Freie und sog die kühle Morgenluft ein. Der Wald umgab sie
still und friedlich. Sein Grundrauschen klang wie das gleichmäßige Atmen eines
schlafenden Riesen. Alles in Ordnung, schienen ihr die Bäume zuraunen zu
wollen.
    Kleine, weiße Atemwölkchen bildeten sich vor ihrem Gesicht.
Ihre vom Duschen warme und feuchte Haut dampfte in der kühlen Morgenluft.
    Frierend lehnte sie ihren müden Körper gegen einen Baum mit
sternförmigen Blättern und überlegte, was sie tun sollte. Sich durch den Wald
zurück zum Torbaum schleichen? Das wäre das Beste, beschloss sie. Vielleicht
schliefen die Wächter ja jetzt.
    Sie blickte an sich herunter. Wenigstens Schuhe sollte sie
anziehen.
    Ein paar Bäume weiter vor ihr im Wald tauchte eine Gestalt
auf. Heather nahm zuerst nur den lautlosen Schatten aus dem Augenwinkel war.
Sie sah auf. Es war Moryn. Sie unterdrückte das Bedürfnis hysterisch zu
schreien. Verdammt, Moryn! Sie
schluckte wütend und zugleich erleichtert.
    Er kam mit schnellen Schritten näher und blieb dicht vor ihr
stehen.
    Heather griff hinter sich und krallte ihre zitternden Finger
in die Borke des Baumes, an dem sie gelehnt stand.
    Moryn neigte seinen Kopf zu ihr herunter und berührte mit
einer Hand leicht ihr Haar. Die Geste war weniger als eine Umarmung und doch so
viel mehr.
    »Guten Morgen«, flüsterte er und sah ihr in die Augen, als
sei nichts geschehen. »Schon auf?«
    Sie hätte ihn erwürgen können, so wütend war sie. Erst
verschwand er, obwohl es lebensgefährlich auf Tellus im Wald war, dann kam er
die ganze Nacht nicht zurück, und jetzt tat er so, als sei er Brötchen holen
gewesen. Aber statt ihn anzuschnauzen, wisperte sie nur: »Ich konnte nicht
schlafen.«
    »Ging mir auch so.«
    »Dir?« Sie riss die Augen auf. »Ich habe mir Sorgen gemacht.
Ich … dachte, du kommst nicht mehr zurück.«
    »Wieso das?« Er lächelte schief. »Ja, ich gebe zu … ich
musste in den Spalt klettern. Die Kette lag unten am Grund. Das war etwas
kniffelig, weil ich ja auch wieder raufklettern musste. Hat ein wenig gedauert,
aber …«
    Sie boxte ihn sanft in die Seite. »Blödmann. Warum machst du
so gefährliche Aktionen?«
    »Darum!«, sagte er trotzig und zog die Kette aus der
Hosentasche. Er öffnete den Verschluss, trat noch dichter an sie heran und
legte beide Hände um ihren Hals.
    Heather blinzelte verlegen. Moryn roch nach frischer Seife,
nach Waldluft und Morgentau, und er sah völlig entspannt und ausgeruht aus. Sie
hingegen hatte die Ausstrahlung eines verwirrten Gespenstes, wie sie im
Badezimmerspiegel gesehen hatte.
    »Hast du schon was gefrühstückt?«, fragte er.
    »Nein, aber ich habe sowieso das Gefühl, mein Magen ist wie
umgestülpt.«
    »Willst du lieber laufen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Freiwillig? Nein danke, dazu bin
ich zu müde.« Sie sah an sich herab. »Außerdem bin ich noch barfuß.«
    »Dann hol dir ein paar Schuhe, und wir laufen zum Bach
rüber. Wasserlaufen vertreibt die Müdigkeit aus den Knochen und … wirkt Wunder
gegen die Schaukelkrankheit.«
    »Moryn, ich glaub das jetzt nicht. Warum musste ich damals
zwei Tage lang kotzen?«
    Er grinste. »Frag Tessya und Zalym, warum sie mit dir die
harte Tour durchgezogen haben. Ich hatte
doch bei denen nichts zu sagen.«
    »Das werde ich.«
    »Was ist nun? Holst du dir Schuhe?«
    »Ja, warte!« Sie ging zurück in den Wohnraum des Hausbaumes,
griff sich ein paar Leinenschuhe, die wohl eher Hausschuhe sein sollten, und
huschte leise nach

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