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Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition)

Titel: Welt der Elben (Band 2: Weltenriss, Götterwille, Herzblut) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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Tessya
einfach nicht denken. Er kannte sich nun wirklich zu gut mit den Steinen und
dem Boden aus. Das war undenkbar. Moryn war zwar ein Hitzkopf, aber kein
Dummkopf. Im Gegenteil. Er hatte eine gewisse Genialität an sich, um die sie
ihn insgeheim immer beneidet hatte.
    »Okay«, sagte Aarab gedehnt und sah dabei an Tessya vorbei.
»Sollte er hier irgendwann auftauchen, dann … dann … schick mir eine
Nachricht!«
    »Ich sag ihm, dass du ihn gesucht hast, okay?«
    »Ja, oder so.«
    »Aarab?«
    »Was?«
    »Sind bei euch auch alle Torbäume geschlossen?«
    »Ja, alle. Rumms.« Er machte eine ausladende Handbewegung.
»Quasi über Nacht. Heute Morgen die letzten.«
    »Meinst du, sie gehen irgendwann wieder auf?«
    »Keine Ahnung.«
    Verlegen trat Tessya von einem Bein aufs andere. Auch Aarab
schwieg. Er bückte sich nach einem Stück Ast und pulte an der Rinde. »Ist
vielleicht besser so.«
    »Wie meinst du das?«
    »Na ja. Viele Elben hatten Angst vor den Menschen. Nun, wenn
bald alle Wege verschwunden sind, dann …« Er brach den Ast durch. »Dann ist der
Streit endlich vorbei.«
    »Aber ein paar Leute von uns sind noch drüben.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Dumm gelaufen. Aber du bist ja
zurück.«
    Wie er es sagte,
stand es im Widerspruch zu dem, was er
sagte. Seine Stimme klang freudlos und seine Miene war verschlossen. Tessya
konnte sich nicht über seine Worte freuen. Sie fragte sich, ob er sich Sorgen
um Moryn machte und es vor ihr verbergen wollte.
    In diesem Moment drängte sich erneut Nelly an ihre Seite und
leckte ihr mit nasser Riesenzunge über die Hand. Sie hockte sich hin und
streichelte noch einmal ausgiebig die Hündin.
    »Bleibt ihr Zwei?«, versuchte sie so belanglos wie möglich
zu fragen.
    »Nein.«
    Sie richtete sich wieder auf.
    Aarab berührte sie kurz am Arm. »Schön, dich gesehen zu
haben, Tessya. Ich muss zurück. Sonst heißt es später bei uns, ich würde mich
um die Aufräumarbeiten drücken.«
    »Ist bei euch so viel zerstört worden?«
    »Ja, wir haben ein paar ordentliche Schneisen im Wald. Und
einen ganz neuen Flusslauf … und die Küstenlinie erkennst du auch kaum wieder.«
    »So schlimm?«
    »Nichts, was wir nicht wieder hinkriegen.«
    »Habt ihr Verletzte?«
    Er nickte.
    »Auch Tote?«
    »Einen.«
    »Das tut mir leid. Kannte ich ihn?«
    »Wohl kaum. Reyn Mynz.«
    »Nie gehört.«
    Aarab drehte den Kopf weg. Sollte sie nicht sehen, was er fühlte?
    »Komm Nelly!«, rief er mit gesenktem Kopf und trabte langsam
los. Seine Hündin folgte ihm aufs Wort. Sie sprang freudig an ihm hoch. Er
gebot ihr mit einem Fingerschnippen, dass sie neben ihm laufen solle.
    Tessya sah ihm nach, wie er zwischen den Bäumen verschwand.
Er war nur gekommen, um Moryn zu treffen. Vermutlich war er die ganze Nacht
durchgelaufen. Sonst wäre er nicht am Morgen hier angekommen.
    Er hätte wenigstens eine Stunde bleiben können – wenigstens
das.
    Sie schluckte und unterdrückte die Tränen.
    Die Erkenntnis versetzte ihr einen Stich ins Herz.
    Nicht meinetwegen.

31 Flugquallen

 
    D ie Steinplatten lagen im
niedrigen Flussbett wie umgekippte Dominosteine. Heather balancierte darüber
und versuchte Moryns Tempo mitzuhalten. Er hatte sein Hemd ausgezogen und um
die Hüften gebunden. Der weiße Leinenstoff flatterte im Wind und die
Ärmelspitzen waren nass vom Wasser, ebenso der Saum an seiner knielangen
Shorts. Hin und wieder übersprang er ein paar Steine und das Wasser spritzte
nach allen Seiten hoch. Heather hampelte hinter seinem Rücken. Seine Eleganz
würde sie nie erlangen – aber Hauptsache, sie fiel nicht bäuchlings ins Wasser.
Sie hatte wenig Lust auf sein Gespött. Zappelnd, mit weit ausgestreckten Armen,
hielt sie die Schuhe hoch. Die Hose hatte sie bis übers Knie hochgekrempelt.
Das Wasser umspülte ihre Füße mal knöchelhoch, dann bis zum Hosenumschlag.
    An einigen Stellen waren die Abstände zwischen den Steinen
so groß, dass sie nicht hinüberspringen konnte. Sie musste durchs Wasser waten.
Der Bach war wärmer als sie erwartet hatte. Sie war kein Experte für
Bergflüsse, aber sie erinnerte sich sehr gut an einen Urlaub und an einen
eisigen Wildfluss am Lago Maggiore. Die Verzasca. Darin zu schwimmen fühlte
sich an wie ein Bad im Schnee. Das Wasser hier jedoch erinnerte sie eher ans
Mittelmeer.
    »Moryn, warte mal!«
    Er drehte sich um. »Was gibt’s?«
    »Sind eure Bäche immer so warm?«
    »Was meinst du?«
    »Müsste das Wasser nicht sehr viel kälter sein?«
    »Nein,

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