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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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erhalten. Wilka hatte gemeint, es sei an der Zeit, über das Abschirmen ihrer Schwingungen und die bloße gedankliche Kommunikation hinauszugehen. Bis jetzt waren die diesbezüglichen Lektionen aber nur theoretischer Natur gewesen, denn die Technik, die sie erlernen sollte, überstieg Wilkas Möglichkeiten bei Weitem, sodass Ewen sich nach den Anweisungen der Bücher richten musste. Noch hatte sie das Konzept des doppelten Schildes aber nicht vollends erfasst. Zwar hatte sie eine Vorstellung über den Nutzen und die generelle Funktion entwickelt, doch es bereitete ihr Schwierigkeiten, sich die notwendigen Schritte zur Errichtung einer solchen Barriere vorzustellen. Die schriftlichen Aufzeichnungen waren dabei keine ausreichende Anleitung, denn sie waren wage und teilweise widersprüchlich. Daher hatte sie beschlossen, dass es langsam an der Zeit wäre, praktische Versuche durchzuführen. Heute würde sie noch einmal mit Wilka besprechen, was sie über den doppelten Schild wusste, danach würde sie es versuchen. Auf einem Blatt Papier hatte sie die wesentlichen Punkte dazu notiert: äußere Barriere dünn, sodass sie nur scheinbar ein Hindernis darstellt; innere so stark wie möglich; Auswahl der Gedanken und Gefühle, die auf jeden Fall geschützt werden müssen; Gedanken hinter der inneren Barriere verbergen.
    Jetzt, da sie kurz vor der Anwendung dieser Technik stand, machte sie sich zum ersten Mal Gedanken über den Nutzen. Bisher hatte sie nur ein Mal miterlebt, dass jemand ihre Gedanken hatte sehen wollen, und das war Wilka gewesen, die ihr damit nicht hatte schaden wollen. Doch der doppelte Schild war dazu bestimmt, übelwollende Angreifer abzuwehren. Der andere Gedankenseher sollte den Eindruck gewinnen, in die Gedanken eingedrungen zu sein. Der ganze Schutz beruhte darauf, dass der Angreifer sich mit dem zufriedengab, was er fand, und dadurch die zweite Barriere nicht bemerkt. War dies nicht ein nutzloses Unterfangen? Warum war ihr das nicht früher aufgefallen? Ein Schild, der banale Gedanken schützte, würde doch eher neugierig machen als ablenken. Außerdem wies die Fähigkeit, ihre Gedanken abzuschirmen, sie doch gleich als Gedankenseherin aus. Wäre es nicht viel unauffälliger, wenn ihr Gegenüber ohne Hindernisse Zugang zu den harmlosen Dingen erlangen könnte? Ihre Gabe bliebe verborgen und der starke Schild, der den sensiblen Teil ihres Geistes schützte, vielleicht unbemerkt. Offenbar war noch niemand auf diese Idee gekommen, denn in keiner der Schriften über die Abschirmung des eigenen Geistes gab es einen Hinweis darauf. Vielleicht bedeutete dies, dass es nicht möglich war, aber einen Versuch war es wert.
    Sie beschloss, Wilka zunächst nichts von ihren Überlegungen zu erzählen. Zunächst wollte sie testen, ob es funktionierte.
     

    Ewen hatte sie gebeten, den Erfolg ihres doppelten Schirmes zu testen. Als sie das Nicken sah, streckte sie ihre Sinne aus und versuchte, in Ewens Geist einzudringen. Sie hatte Widerstand erwartet, doch da war nichts. Sie konnte die Gedanken ihrer Schülerin sehen. Sie dachte gerade daran, dass sie noch den Abwasch erledigen musste. Wenn sie solch banalen Sachen Priorität in ihrem Denken einräumte, so war es kein Wunder, dass der Versuch, diesen schwierigen Schutz zu meistern, missglückte. Gerade wollte sie Ewen ermahnen, ihre Anstrengungen zu erhöhen und sich zu konzentrieren, als sie am Rande von Ewens Geist ein Gefühl der Belustigung wahrnehmen konnte. Wilka war irritiert. So kannte sie ihre Schülerin nicht, für gewöhnlich ging sie alle Dinge mit der gebotenen Ernsthaftigkeit an. Es war sehr rätselhaft.
     

    Es funktionierte. Wilka schien nicht zu bemerken, dass sie getäuscht wurde. Vor lauter Freude hätte sie fast den Schild fallen gelassen, doch es gelang ihr, ihre Konzentration wiederzuerlangen. Sie wollte noch etwas Zeit verstreichen lassen, um zu testen, ob ihrer Lehrerin wirklich nichts auffiel, doch diese sprach sie an: „Was ist los, ich kann keinen Schild spüren, weder einen schwachen noch einen starken? Ich werde mich jetzt aus deinem Geist zurückziehen, damit du noch einmal versuchen kannst, den doppelten Schild zu errichten. Oder ist es vielleicht doch noch zu schwer für dich?“
    „ Ich habe gar nicht versucht, die Methode anzuwenden. Sag, was hast du in meinem Geist gesehen?“
    „ Nur banale Dinge. Ich konnte keinerlei Konzentration spüren.“
    „ Dann hat es funktioniert.“
    Sie sah, dass Wilka ungläubig schaute. Daraufhin

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