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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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wieder ganz ihrer Arbeit widmete, blieb noch etwas zu tun. Bisher hatte Btol auf dem Boden der Wohnstube genächtigt, doch ein solch provisorisches Lager konnte sie ihm auf Dauer nicht zumuten. Daher hatte sie sich schweren Herzens dafür entschieden, Wilkas ehemalige Schlafkammer für ihn herzurichten. Nur selten hatte sie diese nach Wilkas Tod betreten. Eine dicke Staubschicht lag auf allem. Sie reinigte und lüftete den Raum, legte frische Decken bereit. Wilkas persönliche Dinge hatte sie schon vor einiger Zeit in einer Truhe verstaut, die sie nun in ihre Schlafkammer hinübertrug. Ein letztes Mal schaute sie sich in dem Schlafraum um, bevor sie Btol gestattete, sich dort einzurichten.
     

    Jahr 3637 Mond 9 Tag 1
    Hort der Bewahrerin, Martul
    Der Sommer verging. Er hatte Gefallen an der Abgeschiedenheit des Lebens in den Bergen gefunden. Auch wenn Ewen den größten Teil des Tages mit ihren Aufgaben als Bewahrerin beschäftigt war, wurde ihm die Zeit nie zu lang. Er hatte die komplette Hausarbeit übernommen, sogar Kochen gelernt. Inzwischen gelangen ihm die meisten Gerichte gut, nur noch selten verzog Ewen das Gesicht ob seiner Kochkünste.
    Die ihm verbleibende Zeit verbrachte er häufig in den Bergen, lief herum und ließ seine Gedanken schweifen. Es gab viel, worüber er nachdenken konnte: Ewen hatte ihm einige Bücher zu lesen gegeben, sodass er einen Überblick über die Geschichte Martuls erhalten hatte. Auch über die Zeit vor der Zeitenwende, als noch zwei Völker sich dieses Land teilten, hatte er Schilderungen gelesen.
    Immer wieder stellte er nun Vergleiche zwischen Martul auf der einen und Cytria und Helwa auf der anderen Seite an. Wie unterschiedlich sich die Länder doch nach der Zeitenwende entwickelt hatten. Dabei hatten sicher überall ähnliche Verhältnisse geherrscht, damals, nachdem die Götter die streitenden Völker mittels des Welten-Nebels voneinander getrennt und sie einander hatten vergessen lassen. Auf den ersten Blick war er versucht gewesen, Martul als weniger weit entwickelt anzusehen, doch der Austausch mit Ewen hatte ihn einsehen lassen, dass in Helwa mitnichten alles besser war als hier. Zwar gab es in Martul weder einen König noch eine andere Form der Regierung, auch keine Gesetze, die das Zusammenleben regelten, dennoch lebten die Menschen in Eintracht miteinander. Jeder einzelne konnte viel stärker bestimmen, wie er leben wollte, den alle wichtigen Entscheidungen in den Dörfern wurden gemeinsam getroffen. Jeder Bewohner ab dem vierzehnten Lebensjahr hatte die Möglichkeit, seine Meinung zu der Sache kundzutun. Am Ende stimmte die Dorfgemeinschaft über die unterschiedlichen Möglichkeiten ab und die Mehrheit gewann. Das erschien Btol durchaus vernünftig, da stets diejenigen die Entscheidung fällten, die von ihr betroffen waren.
    Auch von der Regierung erlassene Gesetze schienen den Bewohnern nicht zu fehlen, sie hatten ein intuitives Verständnis dafür, was falsch und was richtig war. Wenn jemand einem anderen Schaden zugefügte, so sorgte die Dorfgemeinschaft dafür, dass eine entsprechende Wiedergutmachung festgelegt wurde sowie eine Strafe für den Schuldigen. Schlimme Verbrechen waren ohnehin eher selten. Je mehr er über Martul erfuhr, umso klarer wurde ihm, dass es anders, aber nicht schlechter oder besser als Helwa oder Cytria war.
    Im Hinblick auf den Erwerb von Wissen und die Schöpfung neuer Dinge zeigten die Bewohner keinerlei Ehrgeiz, was wahrscheinlich dazu geführt hatte, dass es nur die notwendigsten Werkzeuge und handwerklichen Fertigkeiten gab. Auch schien es keinerlei Form von Kunst zu geben, Dinge herzustellen, nur weil sie schön anzusehen waren, dieses Konzept war den Martulern fast vollkommen fremd. Es hatte ihn einige Mühe gekostet, es Ewen auch nur annährend verständlich zu machen. Für die Menschen hier hatten nur Dinge einen Wert, die zu ihrem Überleben beitrugen. Das Konzept, einer Sache einen Wert in Form von Geld beizumessen war ihnen fremd, Handel gab es nur in Form von Tausch Waren gegen Waren oder Dienstleistungen. Da es weder tiergezogene Karren noch Schiffe gab, gestaltete sich der Transport von Gütern schwierig, was den Handel zwischen den Dörfern begrenzte.
    Da das Wissen um Handel und Geld vor der Zeitenwende vorhanden gewesen sein musste, hatte er Ewen gefragt, ob es in den Büchern überliefert worden war. Sie hatte dies nur teilweise bejahen können, musste aber zugeben, dass sie bei Weitem nicht den Inhalt aller Bücher

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