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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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kannte. Daher konnte sie nicht ausschließen, dass sie über einen Schatz an Wissen verfügte, der dem Helwas oder Cytrias entsprach oder diesen sogar überstieg.
    Er überlegte, ob dies vielleicht der Grund seiner Anwesenheit auf Martul war, vielleicht sollte er die Menschen an das verlorene Wissen erinnern. In den vergangenen Tagen war dieser Gedanke in ihm gereift. Er würde bei Gelegenheit mit Ewen darüber sprechen. Da er ihr die praktischen Arbeiten gänzlich abgenommen hatte, fanden sie jeden Abend Zeit, sich auszutauschen. Mal waren die Gespräche tiefgründig, mal dienten sie nur dem Austausch von Kindheitserinnerungen, doch stets genoss er Ewens Gesellschaft.
     

    Jahr 3637 Mond 9 Tag 7
    Hort der Bewahrerin, Martul
    Wann immer ein Dorfbewohner Ewen besuchte, bat sie Btol, sich zu verbergen. Sie wollte nicht, dass jemand von seiner Anwesenheit hier erfuhr. Auch heute hatte er sich wieder völlig ruhig in seiner Schlafkammer aufhalten müssen, während sie den Boten des Dorfes Kwat empfangen hatte, der die Aufzeichnungen des vergangenen Jahres überbrachte. Da sie die Dorfchroniken stets einer kurzen Prüfung unterzog, bevor sie den Überbringer entließ, für den Fall, dass sich Fragen ergaben, war Btol auch diesmal einen halben Tag in seinem Versteck eingesperrt.
    Am Abend fragte er sie erstmals nach dem Grund für dieses Verhalten. Sie antwortete: „Nun, eigentlich lebt die Bewahrerin allein auf dem Berg.“
    „ Ist dies eine Regel oder nur eine Gewohnheit?“
    Sie musste darüber nachdenken, war sich nicht sicher. Wilka hatte nie etwas von festgeschriebenen Regeln erwähnt. Bei allem, was sie ihr im Laufe ihrer Lehrzeit beigebracht hatte, hatte sie sich stets darauf berufen, dass die Dinge schon lange so praktiziert wurden, manchmal schon seit den Tagen der ersten Bewahrerin. Schließlich antwortete sie: „Ich glaube nicht, dass es vorrangig um das Alleinsein geht, auch wenn dies eine bessere Konzentration auf die Arbeit ermöglicht. Es geht wohl eher um den Schutz des Wissens. Nur die Bewahrerin darf Zugang dazu haben. Es ist leichter, Geheimnisse zu bewahren, wenn es niemanden gibt, mit dem man sie teilen könnte.“
    „ Das mag wahr sein, doch vieles von dem, was du hier als Geheimnisse ansiehst, die Existenz anderer Länder, das Wissen um das Goldene Zeitalter, wusste ich schon, bevor ich zu dir kam. Damit dürfte dieser Grund in Hinblick auf mich entfallen.“
    „ Da magst du recht haben, doch wissen das meine Besucher nicht, oder hast du hier außer mir jemanden getroffen, der dir glaubt, dass du aus einem anderen Land stammst?“
    Er schüttelte den Kopf und sie sprach weiter: „Selbst wenn sich die Menschen keine Sorgen wegen meiner Stellung als Bewahrerin machen würden, so bin ich dennoch eine Frau und du bist ein Mann. Ich weiß nicht, wie das in deiner Heimat ist, doch hier leben Männer und Frauen nur zusammen, wenn sie einander als lebenslange Partner erwählt haben. Ich möchte nicht, dass die Leute denken, dass wir beide …“
    Sie merkte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Sie hatte zwar nur eine wage Vorstellung davon, was es bedeutete, mit einem Mann eine Partnerschaft einzugehen, doch das, was sie über den körperlichen Aspekt wusste, war ihr mehr als unangenehm. Es hätte sie aufs Äußerste beschämt, wenn jemand von ihr gedacht hätte, sie würde mit Btol eine solche Art der Beziehung unterhalten.
     

    Er fand: Die sanfte Röte, die ihre Wangen überzog, stand ihr gut. Dennoch wollte er nicht, dass sie sich unwohl fühlte, daher bemühte er sich, das Thema zu wechseln. Er sagte: „Ich verstehe deine Bedenken. Ich werde mich auch weiterhin versteckt halten, wenn du Besuch erhältst. Lass uns auf das Wissen zurückkommen, das du hier hütest. Ich habe viel darüber nachgedacht und ich glaube, ich weiß, warum ich hier bin. Ich denke, die Götter wollen, dass dein Volk Gebrauch von dem Wissen macht, welches Jahrtausende lang hier bewahrt wurde. Vielleicht ist es an der Zeit, den Menschen von der Vergangenheit zu erzählen? Ihnen zu sagen, dass eine Welt außerhalb Martuls existiert.“
    „ Warum? Was müssen sie von einer Welt wissen, die sie niemals werden erreichen können?“
    „ Bist du sicher, dass der Nebel noch immer undurchdringlich ist? Schließlich konnte ich Martul erreichen.“
    „ Du bist eine Ausnahme. Ohne die Hilfe der Götter hättest du es nicht vermocht, eigentlich hättest du ertrinken müssen.“
    „ Das ist wahr, doch die Götter tun nichts ohne

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