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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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Grund. Auch die Wiederentdeckung Helwas durch die Cytrianer glückte nur durch das Wirken der Götter. Habe ich dir die Geschichte schon einmal erzählt?“
    Ewen verneinte und so berichtete er, wie es sich zugetragen hatte. „Alles begann damit, dass ein kleines Kind an die Küste Cytrias gespült wurde. Erst als das Mädchen erwachsen war, stellte sich heraus, dass sie von Helwa stammte. Da sie ihre Erinnerungen zurückerlangt hatte, konnte sie den Cytrianer helfen, eine Botschaft der Götter zu übersetzen, die in ihrer Muttersprache verfasst war. Darin hieß es, dass es drei Erwählten möglich sein würde, den Nebel zu durchdringen, der den Seeweg zwischen Cytria und Helwa versperrte. Daraufhin machten sich drei junge Frauen, eine davon war meine Mutter, auf und es gelang ihnen wirklich, Helwa zu erreichen. Dort angekommen sahen sie sich mit einem König konfrontiert, der um jeden Preis verhindern wollte, dass die Beziehungen zu Cytria wieder auflebten. Er verbot ihnen, Helwa je wieder zu verlassen. Doch mit der Hilfe des Prinzen, meines Vaters, gelang es ihnen, zu fliehen. Meine Mutter jedoch blieb bei meinem Vater und half mit, die Mission zu einem guten Ende zu führen. Unter der Regierung meiner Eltern wurden die Beziehungen zu Cytria aufgenommen und inzwischen herrscht ein reger Handel. Der Nebel zwischen den Ländern existiert nicht mehr.“
    „ Du meinst also, auch der Nebel, der Martul umgibt, wird verschwinden?“
    „ Es wäre möglich. Wenn dies geschieht, sollten die Menschen darauf vorbereitet sein. Zwar werden weder Helwa noch Cytria deinem Volk Schaden zufügen wollen, doch früher oder später werden sie es entdecken und besuchen. Die Menschen hier werden mit Dingen konfrontiert sein, die sie nicht verstehen werden. Daher halte ich es für besser, sie darauf vorzubereiten.“
    „ Was du sagst, klingt plausibel. Dennoch wünsche ich mir ein Zeichen der Götter, bevor ich anfange, das Wissen unter den Menschen zu verbreiten. Auch denke ich, dass wir ihnen keinesfalls sofort alles erzählen sollten. Es könnte sie überfordern. Schon für mich war es schwer, die Dinge, die du mir berichtet hast, in Gänze zu begreifen und zu verarbeiten, obgleich ich über das Wissen der Bewahrerin verfüge.“
    Er konnte ihr darin nur zustimmen, das Wissen musste den Menschen in kleinen Schritten vermittelt werden. Sicher würde es Jahrzehnte dauern, bis das gesamte Volk Martuls auf eine Begegnung mit Cytrianern oder Helwanern vorbereitet war. Bis spät in die Nacht redete sie darüber, wie sie am besten vorgehen sollten. Schlussendlich einigten sie sich darauf, dass zweierlei vonnöten war: Zum einen mussten sie eine Auswahl des wichtigsten Wissens treffen, zum anderen mussten sie sich überlegen, wie das Wissen der Bevölkerung vermittelt werden sollte. Beides wollten sie im kommenden Winter erledigen, damit sie, sobald das Frühjahr kam, aus den Bergen herabsteigen und mit der Umsetzung ihrer Planes beginnen konnten.
     

    Warum sie es gerade an diesem Abend tat, vermochte sie nicht zu erklären, doch nachdem sie sich mit Btol über ihr weiteres Vorgehen verständigt hatte, öffnete sie die Truhe in ihrer Schlafkammer, die Wilkas Sachen enthielt. Wehmütig nahm sie jedes einzelne Stück heraus und bei jedem dachte sie: 'Wenn Wilka jetzt hier wäre, sie könnte uns sagen, ob wir den richtigen Weg einschlagen wollen.' Auch verband sie mit jedem Ding irgendeine Erinnerung, meist waren es banale Alltagsgeschichten, die aber dennoch das Gefühl von Verlust verstärkten. So intensiv hatte sie es lange nicht mehr wahrgenommen. Eigentlich hatte sie gedacht, darüber hinweg zu sein.
    Am Boden der Truhe stieß sie auf ein Stück Papier. Sie konnte sich nicht erinnern, es in die Truhe gelegt zu haben. Neugierig entfaltete sie es und las:
     

    Der Eine, der den Nebel durchschritt, wird in seinen Grundfesten ihn erschüttern,
    Was undurchdringlich war, wird schwinden.
    Seid gewappnet, Bürger Martuls, denn wenn er kommt, so ist der Tag nicht fern,
    an dem der schützende Kokon verbricht.
     

    Doch jener, der Zerstörung brachte, vermag Heilung auch bringen, so er es wünscht.
    Nicht ewig wird sein Werk bestehen,
    doch schenkt es Schutz für ein Jahrhundert noch und Zeit, zu lehren und zu lernen,
    was hilft, im hellen Licht der Sonne zu bestehen.
     

    Der Text sagte viel, und ließ doch vieles offen. Auch gab es keinen Hinweis darauf, aus welcher Quelle er stammte. Hatte Wilka ihn in der Absicht zurückgelassen, dass

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