Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
Vom Netzwerk:
wecken.
     

    Etwas Kaltes tropfte ihm ins Gesicht. Es kostete ihn einige Mühe, die Augen zu öffnen, doch schließlich konnte er einigermaßen klar sehen. Da erblickte er sie: Ihre Haut war von einer unnatürlichen Blässe, die sie fast durchscheinend wirken ließ, und ihr Haar, das ihr in einem langen Zopf über die Schulter fiel, von solch einem hellen Blond, dass es kaum von Weiß zu unterscheiden war. Ihre Augen aber waren von einem strahlenden intensiven Blau, es war ihm, als schaue er direkt in die geheimnisvolle Tiefe des Meeres. Sie wirkte so klein und zierlich, dass er sie auf den ersten Blick für ein Kind hielt, doch ihr Körper wies unverkennbar weibliche Formen auf.
    Scheinbar hatte sie gemerkt, dass er aufgewacht war, denn sie hörte auf, ihre Kleidung über ihm auszudrücken, wofür er ihr sehr dankbar war; ihm hätte es an Kraft gefehlt, sie darum zu bitten. Sie kniete sich neben ihn und er versuchte, sich aufzurichten. Er musste in Erfahrung bringen, wo er sich hier befand und wer sie war. Sie drückte ihn jedoch behutsam zu Boden. Mit sanfter Stimme sprach sie: „Hab keine Angst. Bleib ruhig liegen, dir wird nichts geschehen. Du hast dir den Kopf angeschlagen und warst bewusstlos, ich vermag nicht zu sagen, wie lange. Du musst dich ausruhen.“
    Nur zu gerne leistete er ihrer Aufforderung Folge. Obwohl sie eine Fremde für ihn war und er nicht wusste, wo er sich befand, fühlte er sich nun sicher genug, um seine Augen wieder zu schließen. Sein Kopf hatte begonnen zu schmerzen und die Dunkelheit, die ihn nun wieder umfing, war eine Wohltat.
     

    Es schien ihm gut zu gehen. Als er zu Bewusstsein gekommen war, hatte sie ihre Sinne nach seinem Geist ausgestreckt. Ihre Gabe des Gedankensehens hatte ihr offenbart, dass er keine starken Schmerzen hatte. Den Anflug von Angst, der angesichts der fremden Umgebung aufgekommen war, hatte sie mit ihren Worten vertreiben können. Nun schlief er und gönnte seinem Körper die Ruhe, die dieser brauchte, um sich vollends zu erholen.
    Sie wagte es, ihn kurz in der Höhle allein zu lassen, um einige Dinge aus dem Haus zu holen. Als sie mit Wasser, Lebensmitteln und einigen Decken zurückkehrte, schlief Btol noch immer. Sie deckte ihn zu, bevor sie sich einen Platz suchte, von dem aus sie ihn im Auge behalten konnte, nur für den Fall …
    Es fiel Ewen nicht schwer, wach zu bleiben. Es gab genug, worüber sie nachdenken musste: Sie hatte geahnt, dass Btol irgendwann den Weg zu ihr finden würde, doch jetzt, da es so weit war, war sie dennoch überrascht. Sie fühlte eine gewisse Hilf- und Ratlosigkeit. Die Götter schienen zu erwarten, dass sie etwas unternahm, nur was? Sie bezweifelte, dass Btol wusste, warum er hier war. Die Aufgabe, über den Fortgang der Ereignisse zu entscheiden, war zweifelsohne die ihre.
     

    Als er erwachte, fühlte er sich erholt und erfrischt. Schwungvoll setzte er sich auf und schaute sich um. Die junge Frau saß ganz in seiner Nähe, sie lehnte mit geschlossenen Augen an einem Regal mit Büchern. Ihre zusammengesunkene Haltung verriet ihm, dass sie schlief. Er ließ seinen Blick weiter durch den Raum wandern. Er war annährend rund und die Wände waren beinahe vollständig mit Büchern gesäumt. Dort, wo er die Wände sehen konnte, waren sie aus Felsgestein. Er schaute zur Decke und sah seine Vermutung, dass er sich in einer Höhle befand, bestätigt. Auch erkannt er nun, woher das Licht stammte, die gesamte Decke leuchtete. Die Helligkeit war nicht so stark, dass er nicht ohne Probleme dazu aufsehen konnte, dennoch reichte sie aus, um die gesamte Höhle in ein angenehmes Licht zu tauchen. Leuchtende Steine, er konnte sich nicht erinnern, schon einmal von einem solchen Phänomen gehört zu haben. Aber eine Merkwürdigkeit mehr oder weniger spielte keine Rolle mehr. Seit er aus Helwa aufgebrochen war, hatte es einige davon gegeben: seine Errettung vor dem Ertrinken, von der er bis heute nicht wusste, wie sie sich zugetragen hatte; sein Weg hierher; die fremde Präsenz in seinem Geist; die Felswand, die unter seiner Berührung nachgab und ihn in diese Höhle brachte. Er würde sich wohl an solche Dinge gewöhnen müssen, denn sein Instinkt sagte ihm, dass seine Reise noch nicht zu Ende war.
    Er horchte in sich hinein, gespannt, ob er die fremde Präsenz spüren konnte. Wirklich, da war etwas, nicht stark, nur unterschwellig, ein Summen, ruhig und gleichmäßig, ganz so, als schlafe sie. Sein Blick richtete sich auf die fremde Frau. Er

Weitere Kostenlose Bücher