Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
Vom Netzwerk:
Und Martul braucht den Nebel. Auch im Dorf an der Rogmündung habe ich gehört, wie schlecht die Ernte war. Die Menschen und die Natur sind nicht bereit für das Versiegen des Nebels. Vielleicht wird das Böse dafür sorgen, dass der Nebel keine hundert Jahre lang Bestand hat, doch jedes Jahr, dass wir gewinnen, kann den Unterschied machen.“
    Sie hatte recht. Sie würden die Mission beenden, so schnell wie möglich. Mit der bösen Präsenz würden sie sich danach befassen. Er musste nur dafür sorgen, dass Ewen nicht wieder in Kontakt mit diesem Wesen kam, beim nächsten Mal würde es sie sicher töten. Aber jetzt, da er die Gefahr kannte, würde er sie beschützen.
    „ Also suchen wir jetzt die fünfte Quelle. Hast du irgendeine Idee?“
    Ewen nickte. „Ich vermute sie ganz in der Nähe, denn wir befinden uns fast in der Mitte Martuls. Es wäre nur logisch, wenn sie sich hier befände. Doch heute werden wir wohl nicht mehr weiterkommen. Die Sonne geht schon unter.“
    Also schlugen sie ein Lager auf. Schlaf aber fanden sie lange nicht, denn Ewen wollte wissen, wie es ihm ergangen war. Und so erzählte er. Dabei ließ er auch die Sorgen um sie nicht aus, die Erleichterung, als sie ihn endlich kontaktiert hatte. Auch sein Unbehagen bezüglich ihres Geheimnisses verschwieg er nicht. Er tat dies nicht, weil er ihr ein schlechtes Gewissen machen wollte, sondern nur, weil es ihn nach totaler Offenheit verlangte. Sie schien froh, dass er so offen über seine Gefühle sprach, richtig dankbar. Er hoffte, sie hatte verstanden, dass sie stets vollkommen ehrlich zu ihm sein konnte, er bereitwillig alle Sorgen mit ihr teilen würde.
    Als sie sich endlich zur Ruhe begaben, suchte er ihre Nähe, nahm sogar ihre Hand. Er wollte sich versichern, dass sie wirklich wieder bei ihm war. Sie ließ es zu.
     

    Jahr 3638 Mond 3 Tag 8
    Zentralmartul
    Sie mussten einen Fehler gemacht haben oder ihre Karte war falsch. Dabei hatten sie sorgfältig die Mitte Martuls bestimmt, das fragliche Gebiet weiträumig abgesucht … und nichts gefunden. Es gab keinen Hinweis auf die fünfte Nebelquelle. Ratlosigkeit erfasste sie. Dann erinnerte sie sich an etwas, was Btol ihr zwei Tage zuvor erzählt hatte. Sie ließ sich von ihm zeigen, wo in den Bergen er fehlgegangen war. „Meinst du, die Quelle könnte der Grund dafür gewesen sein.“
    „ Möglich. Und da wir keinen anderen Anhaltspunkt haben, sollten wir es versuchen.“
    „ Außerdem können wir an meinem Haus vorbeischauen. Wenn wir keinen Erfolg haben, können wir in der Höhle nach Antworten suchen.“
    Sie war froh, ein Ziel zu haben. Sie hoffte nur, dass sie sich nicht zu sehr von ihrer Sehnsucht nach dem Schutz ihres Hauses hatte leiten lassen. Aber sie konnten ja schlecht ziellos durch Martul irren.
     

    Jahr 3638 Mond 3 Tag 22
    Hort der Bewahrerin, Martul
    Ewen stieß die Tür auf, an der noch die inzwischen vergilbte Nachricht an etwaige Besucher hing. Ihnen schlug abgestandene Luft entgegen, Staub wirbelte unter ihren Schritten auf. Doch abgesehen davon fanden sie alles genau so vor, wie sie es vor mehr als sechs Monden verlassen hatten. Er fühlte sich sofort heimisch. Ewen ging es anscheinend ähnlich, sie entspannte sich sichtbar.
    Sie würden die Nacht hier verbringen und am nächsten Tag auf die Suche nach der letzten Quelle gehen. Er war sich sicher, sie waren auf dem richtigen Weg. Seit Tagen spürte er wieder diesen Sog. Die Quelle wies ihm den Weg, dessen war er sich gewiss. Bald hätten sie es geschafft.
    Zum ersten Mal kam ihm der Gedanke nach dem Danach. Wie würde es weitergehen? Sicher, es gäbe noch viel zu tun. Die Bewohner Martuls mussten die Wahrheit erfahren über ihre Geschichte, mussten Hilfe erhalten bei der Vorbereitung auf das, was noch vor ihnen lag. Ewen würde seine Hilfe sicher brauchen können, doch würde sie diese auch annehmen? Und wie sähe ihr Zusammenleben aus, würde er sich ewig vor ihren Besuchern verbergen müssen? Würde ihm ein solches Leben genügen? Sicher, er hatte Martul kennengelernt und seine Bewohner. Ihnen zu helfen erschien ihm selbstverständlich, doch würde das reichen, um Jahr um Jahr nur Ewens Assistent zu sein? Erhoffte er sich nicht mehr vom Leben, schließlich war er ein Prinz?
    Wenn er an Ewen dachte, so schien es ihm unmöglich, sie zu verlassen. Sie war ihm Freundin und Vertraute, sie war sein Schicksal. Die Entscheidung war einfach: Es gab keine Alternative zu dem Leben mit ihr, ganz egal, wie es sich gestalten würde.

Weitere Kostenlose Bücher