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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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ihr alle Worte schal und inhaltsleer vorgekommen. Ihre Körper hatten gesprochen und somit war alles gesagt. Noch immer umspielte ein Lächeln ihre Lippen.
    Er schien genau zu wissen, wohin sie gehen mussten. Schließlich blieb er stehen. Eine Wand aus Nebel lag genau vor ihnen. Ewen schaute sich um. Sie kannte diesen Ort, auch wenn sie noch nie hier gewesen war. Sie hatte ihn nur durch die Augen eines anderen gesehen, durch Wilkas Augen. Hier war sie in den Nebel getreten, hier hatte sie sie verlassen. Also hatte sie das Wissen um die fünfte Quelle schon lange in sich getragen. Hätte sie Zweifel an Btols Führung gehabt, sie wären jetzt verflogen. Sie trat neben ihn und nahm seine Hand. „Lass mich zuerst gehen, ich will sehen, ob es sicher ist.“
    „ Nein, du darfst die Quelle nicht berühren. Wenn dir etwas zustieße, ich könnte es nicht ertragen.“
    „ Aber was ist mit dir?“
    „ Keine Widerrede. Du bist die Bewahrerin. Wenn ich scheiterte, so ist es deine Aufgabe, deinem Volk den Weg in die Zukunft zu weisen.“
    Er appellierte an ihr Pflichtgefühl. Dieser Argumentation konnte sie sich nur schwer entziehen. Als er sie dann noch küsste, zärtlich und voller Liebe, wusste sie, dass sie verloren hatte. Seine braunen Augen schenkten ihr einen Blick voller Wärme. „Ewen, was immer auch geschehen mag, ich liebe dich. Solange ich lebe, werde ich niemals aufhören, dich zu lieben.“
    „ Und ich liebe dich.“
    Diesmal ging der Kuss von ihr aus. Er dauerte nur Augenblicke und doch enthielt er das Versprechen eines ganzen Lebens. Als er endete, fühlte sie sich unendlich leer.
    Btol wandte sich um und ging ohne ein Wort auf den Nebel zu. Sie wollte ihm folgen, doch sie wusste, sie durfte es nicht tun. Schnell bediente sie sich ihrer Gabe, um wenigstens in seinem Geist bei ihm zu sein.
     

    Es hatte keinen Zweck, das Unausweichliche länger hinauszuzögern. Auch er hatte Angst, doch es musste getan werden, unabhängig von den Konsequenzen. Also trat er in den Nebel. Obgleich seine Sicht getrübt war, die Steinscheibe der Nebelquelle fand er fast augenblicklich. Er wandte sich um, blickte zu Ewen, doch er konnte nur einen Schemen erkennen. Doch sie war bei ihm, er konnte die Gegenwart ihres Geistes spüren.
    Er ging auf die Knie und berührte den Stein. Diese Quelle war stärker als alle anderen. Bedurfte sie überhaupt seiner Erneuerung? Trotz seiner Zweifel begann er mit der ihm inzwischen vertrauten Prozedur. Er spürte, wie Kraft aus seinem Körper in die Quelle floss.
    Der Nebel wurde noch dichter. Und dann war sie plötzlich da, jene böse Präsenz, vor der Ewen ihn gewarnt hatte. Sie sprach zu ihm, keine Worte im eigentlichen Sinne, vielmehr waren es Bilder, doch er verstand. Dieses Wesen hatte seinen Ursprung nicht im Nebel und seinen Quellen, es nährte sich lediglich daran und schwächte sie so. Seine Existenz jedoch verdankte es Btols Anwesenheit auf Martul, es wart geboren in dem Moment, als er den Nebel durchquerte.
    Doch jener, der Zerstörung brachte, vermag Heilung auch bringen, so er es wünscht.
    Es war an der Zeit, den Nebel erneut zu durchschreiten und Martul zu verlassen.
     

    Einen stummen Schrei, mehr brachte sie nicht hervor. Sie würde ihn verlieren. Sie spürte die Schmerzen, die ihm diese Entscheidung bereitete, aber auch seine Entschlossenheit. Seine Gedanken galten ihr, seine Trauer und sein Kummer gewannen fast die Oberhand. Doch er blieb fest in seinem Entschluss. Und sie sah ihn, Schritt für Schritt tauchte er tiefer in den Nebel ein. Ihre Verbindung zu ihm wurde schwächer, bis sie schließlich vollends schwand. Und ihr einsamer Verstand wurde von ihren eigenen Gefühlen überrollt. Schluchzend brach sie zusammen.
     

    Jahr 3638 Mond 3 Tag 23
    Hort der Bewahrerin, Martul
    Sie vermochte nicht zu sagen, wie sie es in ihr Haus geschafft hatte. Sie handelte wie in Trance. 'Er ist tot. Ich habe ihn verloren.' Das war der einzige Gedanke, zu dem sie fähig war. Nie wieder würde er sie in den Arm nehmen, nie wieder würde sie seine Küsse spüren, durch sein blondes Haar fahren. Alles, was ihr blieb, war die Erinnerung an ihre gemeinsame Reise und diese eine Nacht.
    Ihr Schmerz war so übermächtig, am liebsten wäre sie ihm in den Nebel gefolgt. Doch im hintersten Winkel ihres Bewusstseins gab es sie noch, die Stimme der Vernunft. Wenn sie ihr Leben beendete, so war auch sein Opfer umsonst gewesen. Er hatte seine Aufgabe erfüllt, der Nebel war gestärkt. Nun war es an ihr,

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