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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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sollte, war ihr plötzlich all dies zuwider gewesen. Immer wieder hatte sie ihren Vater angefleht, die Hochzeit nochmals zu überdenken, doch er hatte nicht mit sich handeln lassen. Nun, dafür hatte er nun seine älteste Tochter verloren. Hoffentlich schmerzte ihn das wenigstens etwas. Auch hoffte sie, dass er sie nicht einfach durch eine ihrer drei jüngeren Schwestern ersetzen würde. Sicher hätten diese nicht den Mut, von Zuhause fortzulaufen.
    Ob der düsteren Gedanken hatte sie zu weinen begonnen. Ein Schluchzen schüttelte ihren ganzen Körper. Ohne es zu merken, lehnte sie sich an Rihnall, der daraufhin mit beiden Armen ihre Taille umfing und sie festhielt, bis sie sich wieder beruhigt hatte. Das Gefühl der Geborgenheit tat ihr wohl.
    Erst als ihre Tränen allmählich versiegten, wurde ihr bewusst, wie verfänglich die Situation doch war. Schnell machte sie sich los. „Ich denke, es wird Zeit, zu Bett zu gehen. Ich wünsche dir eine gute Nacht.“
    Ohne sich auch nur nach ihm umzudrehen, eilte sie zu ihrer Kabine.
    Außer Atem verschloss sie die Tür und lehnte sich dagegen. Sie war verwirrt, ohne den Grund dafür benennen zu können. War es die Nähe zu Rihnall gewesen oder der Gedanke an ihre Familie?
     

    Der Verlauf des Abends war mehr als zufriedenstellend gewesen. Er hatte ihre Schwäche gespürt und gut genutzt. Er wusste, dass nicht mehr viel fehlte, damit sie sich in ihn verliebte. Wenn dies erst geschehen war, so wäre sie Wachs in seinen Händen. Noch wusste er nicht, wie viel ihm dies einbringen würde, doch unvermögend war sie gewiss nicht. Sicher hatte sie das Vermögen ihrer Eltern geerbt. Ihr ganzes Verhalten zeigte ihm, dass sie bisher ein angenehmes Leben gehabt hatte. Er hatte ihre Hände gesehen, die keine Spuren von körperlicher Arbeit aufwiesen. Die Verbindung zu Süylin würde sich sicher als einträglich erweisen. Die einzige Unsicherheit stellten ihre Verwandten dar. Doch auch wenn sie ihn ablehnten, ließ sich durchaus Kapital daraus schlagen. Schon verschiedentlich hatten ihm die Angehörigen seiner Opfer viel Geld gezahlt, damit er die Heiratspläne aufgab und aus deren Leben verschwand. Insgesamt war seine Bilanz als Heiratsschwindler fast makellos. Erst zwei Mal hatten sich seine Investitionen nicht doppelt und dreifach wieder ausgezahlt. Wenn Bellan sich als ebenso ergiebig wie Gal erweisen würde, wäre er in zwei bis drei Jahren ein wohlhabender Mann. Was für ein Aufstieg. Dass dieser durch unlautere Mittel zustande gekommen war, spielte für ihn keine Rolle. Eigentlich war er sogar stolz auf das, was er tat. Schließlich konnte er ja nichts dafür, dass seine Opfer sich so bereitwillig betrügen ließen.
    Er dachte an Süylin und spürte das wohlvertraute Kribbeln, das ihn stets befiel, wenn eine neue Unternehmung an Fahrt gewann. Die Aufregung des Spiels reizte ihn ebenso wie der mögliche Gewinn. Doch ein neuer Unterton hatte sich eingeschlichen, fast eine dunkle Vorahnung. Er wusste sie nicht zu deuten und tat sie als bedeutungslos ab. Er war sich seiner Sache sicher.
     

     

    Mond 7 Jahr 3687
    Winter
    Bellan, Elung
    Da Rihnall noch immer zur Schiffs besatzung gehörte, konnte er nicht gemeinsam mit den Passagieren von Bord gehen. Als der Kapitän ihn schließlich entließ, konnte er Süylin nirgends entdecken. Er hoffte dennoch, ihr bald wieder zu begegnen.
    Er nahm Quartier in einem günstigen Gasthaus und machte sich daran, die Stadt zu erkunden.
     

    Ellina hatte ihr den Weg zum Haus ihres Onkels beschrieben. Die Zeit hatte nicht gereicht, um ihre Ankunft anzukündigen. So wusste Süylin nicht, wie sie aufgenommen werden würde. Daher fiel ihr Klopfen etwas zaghaft aus. Als sie sich dann jedoch Ellinas Tante gegenübersah, fielen alle Sorgen von ihr ab. Sie blickte in ein gutmütiges Gesicht, das zu einer kleinen, etwas rundlichen Frau mittleren Alters gehörte. Noch bevor sie ihr Anliegen vortragen konnte, wurde sie auch schon hineingebeten. Als sie in der gemütlichen Küche saß, überreichte sie Ellinas Brief und ließ der Frau Zeit, ihn zu lesen.
    Als sie geendet hatte, nickte Ellinas Tante und sagte: „Es ist ein Risiko, dich aufzunehmen, ich werde mit meinem Mann darüber sprechen müssen. Allerdings glaube ich, dass er meine Meinung teilen wird.“
    Süylin verbrachte einige bange Augenblicke, bis die Frau weitersprach: „Ich halte es für richtig, dich aufzunehmen. Ich kann deinen Schritt verstehen. Daher werden wir dich behandeln, als wärst du

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