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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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dennoch, allzu konkrete Aussagen zu umgehen. Doch dies fiel Süylin erst gegen Ende des Abends auf. Insgeheim war sie enttäuscht, gerne hätte sie mehr über ihren Retter erfahren. Sie glaubte nicht, dass er sich absichtlich so bedeckt hielt, vielmehr schrieb sie es einfach seinem Naturell zu.
    Es war spät geworden und Rihnall wollte sich gerade verabschieden, als Atella das Wort ergriff. Erneut brachte sie die Dankbarkeit über Süylins Rettung zum Ausdruck. Sie meinte, es wäre unmöglich, Rihnall seinen Heldenmut zu vergelten, doch sie wolle es versuchen, indem sie ihm anbot, fortan im Gästezimmer des Hauses zu wohnen. Süylin wäre ihr am liebsten ins Wort gefallen. Wie konnte Atella so etwas vorschlagen? Sie wollte sich nicht einmal vorstellen, mit Rihnall unter einem Dach zu wohnen, ihn jeden Tag zu sehen. Seine Anwesenheit war zu verstörend, als dass sie diese längere Zeit ertragen hätte.
     

    Der Vorschlag überraschte ih n, kam ihm aber keineswegs ungelegen. So wäre er in Süylins Nähe. Die Art, wie sie sich den ganzen Abend verhalten hatte, und ihre Reaktion auf den Vorschlag ihrer Tante zeigten ihm, das sie bereit für den nächsten Schritt war. Ihre Nervosität war ein deutliches Zeichen für seine Anziehung auf sie.
    Dennoch gab er vor, zu zögern. Mit der gebotenen Bescheidenheit dankte er für das Angebot, sagte, er habe nichts getan, was eine solche Großzügigkeit rechtfertigte. Wie er gehofft hatte, ließen Tew und Atella nicht locker und so willigte er schließlich ein, scheinbar widerwillig.
     

    Er würde wirklich bei ihnen leben. Oh nein, wie sollte sie das bloß überstehen? Sie konnte nur hoffen, dass seine Abenteuerlust wirklich so groß war, wie er vorgab, und sein Aufenthalt in Bellan nur ein vorübergehender wäre. Aber vielleicht gewöhnte sie sich ja auch an seine Gegenwart.
     

    Mond 10 Jahr 3687
    Frühling
    Bellan, Elung
    Seit nunmehr drei Monden l ebte er im Haus von Süylins Verwandten, dennoch hatte ihre Beziehung noch keinerlei Fortschritte gemacht. Wann immer sie einander begegneten, war Süylin scheu und wenig mitteilsam, immer wieder entzog sie sich ihm. Langsam zweifelte er an seinen Fähigkeiten. Er war frustriert. Vielleicht sollte er seine Aufmerksamkeit auf ein anderes Ziel richten, ein lohnenderes. An Opfern mangelte es in Bellan keineswegs, doch sein Stolz ließ ein Aufgeben nicht zu. Noch hatte er Zeit. Da Kost und Logis ihn nichts kosteten, hatte er seine Geldreserven bisher kaum antasten müssen. Bisweilen verdiente er auch die ein oder andere Münze als Tagelöhner am Hafen oder auf dem Markt. Ansonsten blieb ihm aber viel Zeit. Anfangs hatte er sie genutzt, um Bellan zu erkunden, doch bald schon hatte er alles gesehen. Daher streifte er nun oft ziellos durch die Straßen.
    Einen Teil seiner Zeit verwendete er darauf, Atella oder Tew zur Hand zu gehen. Er musste ihnen die Gastfreundschaft irgendwie vergelten. Außerdem wollte er um jeden Preis einen guten Eindruck machen. Besonders gerne erledigte er jene Aufgaben, die ihm Zeit mit Süylin verschafften. Die junge Frau hatte bei ihren Verwandten eine Ausbildung zur Porträtmalerin begonnen. Als Lehrling war sie für allerlei niedere Tätigkeiten zuständig, wie das Reinigen der Arbeitsutensilien und das Sauberhalten der Arbeitsplätze. Dabei unterstützte er sie nur zu gerne, auch wenn er selten mehr als ein einfaches Danke im Gegenzug erhielt. Manchmal war es auch nur ein Nicken. Ihm war noch nie eine Frau untergekommen, die dermaßen schüchtern war. Zumal sie anfangs, auf dem Schiff, keineswegs diesen Eindruck gemacht hatte. Er redete sich ein, dass diese Veränderung in ihren Gefühlen für ihn begründet lag. Sie war noch jung, bestimmt verunsicherte sie die Anziehung, die zwischen ihnen bestand. Kein Grund, sich Sorgen zu machen.
    Eine andere Sache hingegen gab durchaus Anlass zu Besorgnis: Er träumte; Nacht für Nacht hatte er den gleichen Traum. Anfangs hatte er dem keine Bedeutung beigemessen, doch allmählich machte es ihn nervös. Seit dem Unwetter besuchte er im Traum immer wieder jene Ruinen in den Tiefen des Galsees. Er hatte damit gerechnet, dass die Erinnerung mit der Zeit schwächer werden würde, doch dem war nicht so, das Gegenteil war der Fall. Jede Nacht wurde das Bild detailreicher, in seinem Traum drang er in den Ruinen vor, sah sie nicht nur flüchtig an. Nacht für Nacht lernte er neue Gebäude kennen. Alles fühlte sie so real an. Und beim Erwachen verspürte er stets die Sehnsucht

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