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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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zu befreien, vermochte sie selbst nicht zu sagen. Es war ein Wunder. Bei dem Gedanken, wie es hätte ausgehen können, schlotterten ihr noch immer die Knie. Und jetzt erfuhr sie, dass der Schiffsjunge versucht hatte, sie aus den Fluten zu retten. Sie dankte allen himmlischen Mächten, dass er diesen tollkühnen Einsatz überlebt hatte. Sie hätte es sich nie verzeihen können, wenn er bei dem Versuch umgekommen wäre.
    Als sie ihm nun gegenüberstand, wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Ein einfaches Danke würde wohl nicht genügen, insbesondere eingedenk der Tatsache, dass sie sich noch immer nicht für ihr erstes unglückliches Zusammentreffen entschuldigt hatte. Eine Weile schaute sie ihn einfach nur an, wie er tropfnass dastand, umgeben von den anderen Matrosen. Sie stammelte: „Ich weiß nicht, wie ich dir für deinen Mut danken soll.“
    Er aber winkte ab: „Du brauchst mir nicht zu danken, schließlich habe ich dich nicht gerettet, ich war nur dumm genug, es zu versuchen.“
    Er ging, ohne ihr auch nur einen weiteren Blick zu schenken.
     

    Rihnall versuchte einzuschätzen, ob sie wirklich so dankbar war, wie sie vorgab. Sicherheitshalber hatte er sich in Bescheidenheit geübt, denn diese stand einem Helden stets gut zu Gesicht. Ob es ihm wirklich gelungen war, die Fremde zu beeindrucken, würde sich noch zeigen müssen.
    Am Abend suchte sie ihn auf, während er gerade das Deck auf etwaige Beschädigungen durch den Sturm untersuchte. Sie schien sich einen Text zurechtgelegt zu haben, denn ehe er ihr auch nur einen schönen Abend wünschen konnte, sprudelte es schon aus ihr heraus: „Ich möchte mich nochmals bei dir bedanken. Was du heute getan hast, war wirklich sehr mutig. Dabei spielt es keine Rolle, dass du mir nicht helfen musstest. Was zählt, ist die Absicht. Ich kenne wirklich niemanden, der sich getraut hätte, in die Wellen zu springen, um jemanden zu retten. Ich stehe in deiner Schuld, bitte gestatte mir, diese zu begleichen. Außerdem wüsste ich gerne deinen Namen.“
    „ Mein Name ist Rihnall. Und du brauchst dich mir wirklich nicht verpflichtet zu fühlen. Allerdings würde ich gerne deinen Namen erfahren.“
     

    „ Ich heiße Süylin.“
    „ Wie die Prinzessin?“
    Mist, sie hatte ihm doch wirklich ihren richtigen Namen genannt. Dabei hatte sie sich doch als Kallyn verstellen wollen. Nun, das ließ sich nun nicht mehr ändern. Glücklicherweise war Süylin ein gebräuchlicher Name. Als Antwort auf seine Frage nickte sie.
    „ Es freut mich, dich kennenzulernen, Süylin. Was ist der Grund für deine Reise nach Bellan?“
    „ Ich bin auf dem Weg zu meiner Tante und meinem Onkel, um bei ihnen zu leben.“
    „ Also bleibst du länger?“
    „ Ja. Ich nehme an, dass du nur so lange in Bellan sein wirst, bis das Schiff wieder ablegt.“
    „ Nein, ich bin nur für diese Fahrt Teil der Mannschaft. Ich hätte zwar auch als Passagier an Bord gehen können, doch ich fand es spannender, auf diese Art zu reisen.“
    „ Du bist wohl immer auf der Suche nach Spannung und Gefahr. Da wundert es mich kaum noch, dass du dich für ein Bad im Galsee entschieden hast.“ Natürlich war diese Bemerkung als Scherz gemeint, sie hoffte, er verstand es als solchen. Keinesfalls wollte sie seinen Mut herabsetzen.
    Da er seine Antwort mit einem Schmunzeln verband, hatte er es wohl richtig gedeutet. „Das kann man durchaus so sehen. Aber was mich wirklich zu dem kühnen Sprung veranlasste, war der Gedanke an die vielen Männer, die im Falle deines Ertrinkens nie in den Genuss deines lieblichen Anblicks gekommen wären.“
    Als Prinzessin war sie Komplimente gewöhnt gewesen, doch sie war keine Prinzessin mehr. Daher musste sie annehmen, dass das Kompliment wirklich ihrem Aussehen und nicht ihrer Stellung galt. Ob dieser Erkenntnis spürte sie eine sanfte Röte in ihren Wangen aufsteigen. Schnell senkte sie den Blick. Sie wollte nicht, dass er es bemerkte. Sie musste das Gespräch irgendwie auf unverfänglichere Themen lenken. „Und was führt dich nach Bellan?“
    „ Die Neugier. Ich hatte Gal einfach satt. Ich weiß noch nicht, ob ich überhaupt in Bellan bleibe oder von dort weiterziehe.“
    Er war also ein Abenteurer. Sie hatte zu viele dieser Männer kennengelernt, als dass Berichte von Heldentaten noch ihr Interesse wecken konnten. Hier aber lag der Fall anders, denn Rihnall hatte seinen Mut bewiesen. Noch immer wusste sie nicht, wie sie ihm seine tapfere Tat vergelten sollte. Wenn er wirklich nur

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