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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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Gelände fiel ihr schwer, mehrfach fiel sie fast, weil sie auf losem Gestein ausgeglitten war. Doch Rihnall war stets zur Stelle, um sie aufzufangen. Ohne ihn hätte sie sich wahrscheinlich einfach niedergesetzt und auf den Tod durch Kälte oder Hunger gewartet. Er aber machte ihr Mut. „Wir werden es schaffen. Sobald wir die Ebene erreicht haben, sind wir gerettet.“ Das sagte er ihr immer wieder. Bisweilen schenkte er ihr sogar ein aufmunterndes Lächeln. Wenn sie doch nur etwas von seiner Zuversicht hätte. Sie war so froh, diesen Mann an ihrer Seite zu haben. Sein Versprechen, sie könne sich auf ihn verlassen, waren keine leeren Worte gewesen.
     

    Fünf Tage liefen sie nun schon durch die Berge. Er war erschöpft, hungrig und jeder Muskel tat ihm weh. Nicht selten zweifelte er daran, dass sie die Ebene jemals erreichen würden. Doch er verbot sich jedes Wort der Klage oder des Zweifels. Er musste stark sein, für Süylin. Ihr galten alle seine Gedanken, er sorgte sich maßlos um sie. Er sah, wie sie von Tag zu Tag kraftloser wurde. Obgleich es schon merklich wärmer geworden war, fror sie ständig. Er mutmaßte, dass ihr Frieren ebenso Zeichen ihrer völligen Erschöpfung war wie ihre blutleeren Wangen. Er sah zu, wie die Frau, die er mehr liebte als sein eigenes Leben, langsam starb. Er half ihr, so gut er konnte, stützte sie, wärmte sie mit seinem eigenen Körper, versuchte, sie mit liebevollen Worten aufzumuntern. Ständig hielt er Ausschau nach essbaren Pflanzen, bisher jedoch ohne Erfolg.
    Er kannte keine der Pflanzen, die an den steilen Hängen und in den Felsspalten gediehen. Das verstärkte seinen Verdacht, dass sie sich nicht länger in Elung befanden. Zwar kannte er die Berge Elungs nur aus Erzählungen, doch er war sich sicher, hätte es dort ein Hochplateau gegeben wie das, auf dem sie erwacht waren, er hätte davon gehört. Sie mussten sich also in einem anderen Land befinden. Er verschwieg Süylin diesen Verdacht, um ihr nicht vollends den Mut zu nehmen. Sie sollte weiterhin glauben, dass die Rettung in der Ebene lag, auch wenn dies nicht unbedingt der Fall war. Schließlich konnte er nicht sagen, ob es dort Siedlungen gab und ob die Menschen ihnen freundlich gesonnen wären.
    Süylin geriet ins Straucheln, er fing sie auf und verordnete eine Pause, so sehr sie sich auch dagegen sträubte. Sie setzte sich, schloss die Augen, er selbst erkundete die nähere Umgebung, um herauszufinden, welche Richtung sie als nächste einschlagen sollten, wo der Abstieg am sichersten erschien. Plötzlich hörte er sie schreien. Er eilte zu dem Platz, an dem sie saß, und fand sie umringt von fünf Männern, die Speere auf sie richteten. Innerhalb von Augenblicken analysierte er die Lage, schätzte ihre Chancen ab. Diese Männer, es waren keine Elunger. Ihre Haut war nicht blau, sondern braun, ihre Haar schwarz. Alle waren groß, kräftig gebaut und in derbe Kleidung gehüllt. Sie wirkten grob und gewalttätig. Außerdem unterhielten sie sich in einer Sprache, die er nicht verstand, die aber ebenso hart klang, wie die Männer wirkten. Gegen diese Krieger hatten sie keine Chance, er musste sie also davon überzeugen, dass keine Gefahr von ihnen ausging. Er näherte sich und hob beschwichtigend die Hände. Die Fremden wirkten erstaunt, beäugten ihn neugierig.
    Es gelang Rihnall, zu Süylin vorzudringen. Er half ihr auf und nahm sie schützend in den Arm. Die Männer schienen zu begreifen, dass ihre Worte nicht verstanden wurden, und verlegten sich aufs Gestikulieren. Sie bedeuteten den beiden, ihnen zu folgen.
    Unter der Führung und Beobachtung der Männer liefen sie einen viertel Tag durch die Berge, bis sie endlich eine Siedlung erreichten. Auf dem Weg dahin hatte sich Rihnall mit Süylin über ihre Situation verständigt. Sie waren übereingekommen, sich ruhig zu verhalten und die Fremden nicht zu reizen. Sie wollten sie von ihren friedlichen Absichten überzeugen. Vielleicht gelänge es ihnen irgendwie, die Sprache zu lernen und so mehr über ihren Aufenthaltsort zu erfahren. Dies schien ihnen der einzige Weg, um zu überleben und einen Weg nach Hause zu finden.
    Ihre Ankunft sorgte für Aufregung in der Siedlung. Aus den Hütten, die um einen zentralen runden Platz angeordnet und mit einem hölzernen Zaun umgeben waren, strömten neugierige Menschen, alle von ähnlichem Aussehen wie die fünf Männer. Ihm wurde bewusst, dass sie selbst für diese Menschen ähnlich fremd wirkten wie diese Menschen für ihn

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