WELTEN-NEBEL
Verbundenheit, die körperliche Anziehung. Fast ehrfürchtig erkundete er ihren Körper, ganz so, als berühre er ihn zum ersten Mal. Er war trunken vor Glück. Könnte er dieses Gefühl doch nur für immer bewahren.
Schließlich schlief sie in seinen Armen ein, ein Lächeln auf ihren Lippen. Wie glücklich er sich doch schätzen konnte, sie an seiner Seite zu haben. Er hoffte, dass es ihm gelingen würde, sie ebenso glücklich zu machen, wie sie ihn.
Es war wahr, es gab sie wirklich, die Länder, die die Karte zeigte. Die Zeichnungen und Texte an den Wänden bestätigten es. Verborgen unter den Wasserpflanzen hat er zahlreiche weitere Karten gefunden, außerdem Bilder und Beschreibungen der Länder und ihrer Bevölkerung. Es hatte den Anschein, als habe es einst vielfältige Beziehungen zwischen den Völkern gegeben. Noch wusste er nicht, wann und warum dies ein Ende gefunden hatte. An einer Wand entdeckte er dann Zeichnungen, die so gar nicht zu den anderen passen wollten. Sie zeigten Krieg und Zerstörung. Sie waren eher grob gearbeitet, so, als seien sie in großer Eile angefertigt worden. Texte gab es keine, nur einen Satz, ganz am unteren Ende der Wand:
Die Götter werden uns austilgen mitsamt unserer Sünden, ein Nebel senkt sich über uns und die Stadt beginnt zu sinken.
Das war es, mehr gab es für ihn hier nicht zu entdecken, ein Gefühl der Endgültigkeit bemächtigte sich seiner, kaum dass er den Satz zu Ende gelesen hatte. Daher kehrte er zu Süylin zurück.
Er beendete seinen Bericht an Süylin mit eben jenem Satz, der für ihn der Schlusspunkt seiner Suche zu sein schien. Sie fragte: „Was bedeutet das?“
„ Die Stadt ist untergegangen, ganz so, wie wir es vermutet haben.“
„ Das habe ich auch verstanden, doch was hat der Rest zu bedeuten. Die Sünden der Menschen, damit ist sicher der Krieg gemeint. Was aber ist das mit dem Nebel und wer sind diese Götter? “
„ Ich habe heute einige Passagen über Götter gelesen. Offenbar glaubten die Menschen, die die Wandbilder schufen, an mächtige Wesen, die Einfluss auf ihr Leben hatten. Sie beteten sie an und baten sie um ihr Wohlwollen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sie glaubten, sie könnten sie auch für ihre Sünden bestrafen.“
„ Aber die Katastrophe hat doch tatsächlich stattgefunden. Bedeutet das, es gibt sie wirklich?“
„ Es wäre eine Erklärung, doch ich glaube es eher nicht. Meinst du nicht, wir wüssten es, wenn irgendwelche höheren Mächte unser Leben beeinflussen würden?“
„ Tun sie das nicht? Ich habe schon von so vielen Dingen gehört, für die es keine Erklärung gibt. Denk nur an deine besondere Gabe und deine Träume von den Ruinen. Woher sollen sie gekommen sein? Woher wusstest du, dass du hier etwas so Bedeutsames finden würdest? Meinst du nicht, eine höhere Macht wollte, dass du auf diese Informationen stößt?“
Ihre Argumente waren nicht von der Hand zu weisen. Doch wenn seine Entdeckungen wirklich der Wille irgendwelcher höheren Mächte waren, was bezweckten sie damit? Was sollte er nun mit dem Wissen anfangen? Sollte er es irgendjemandem enthüllen? Und was würde dann geschehen? Wie sollte es überhaupt weitergehen? Was sollten sie nun, da sie diese Suche abgeschlossen hatten, tun, wohin sollten sie gehen? Er merkte, dass er kein Ziel mehr hatte. Diese Erkenntnis ließ ihn zusammensinken. Dann aber warf er einen Blick auf Süylin, die gerade damit beschäftigt war, das Feuer zu schüren, um eine warme Mahlzeit zuzubereiten. Sein Leben hatte doch einen Sinn, er musste sie glücklich machen, ihr ein guter Ehemann sein. Er musste sie nur nach ihren Wünschen fragen, um ihrem gemeinsamen Leben die richtige Richtung zu geben. Er richtete das Wort an sie: „Und, was sollen wir nun tun? Wohin sollen wir gehen? Wo werden wir in Zukunft leben? Und was fangen wir mit dem Wissen um die anderen Länder an?“
Ihre prompte Antwort zeigte ihm, dass sie sich bereits Gedanken darüber gemacht hatte: „Ich glaube, wir müssen das Wissen teilen. Am besten wird es sein, wenn wir nach Gal gehen und dem König Bericht erstatten. Er wird bestimmt sofort Schiffe losschicken, um die Länder zu suchen. Vielleicht können wir ja an Bord eines der Schiffe gehen. Ich würde sie zu gerne kennenlernen, diese fremden Völker.“
Er hätte nicht gedacht, dass sie auf Abenteuer aus war. Als es um die Erkundung der Ruinen gegangen war, war sie wesentlich zurückhaltender, ängstlicher gewesen. Jetzt aber
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