WELTEN-NEBEL
hätte er selbst etwas geschlafen, doch es fiel ihm schwer, seine Frau alleine zu lassen. Schließlich aber wurde die Müdigkeit übermächtig. Er zwängte sich zu ihr in das schmale Bett. Er schmiegte sich dicht an sie, lauschte ihrem Atem, spürte ihren Herzschlag. Irgendwann schlief auch er ein.
Sie erwachte. Es dauerte etwas, bis sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten. Auch brauchte sie Zeit, um sich ihres Aufenthaltsortes zu erinnern. Nur verschwommen konnte sie sich daran erinnern, wie Rihnall sie hierher gebracht hatte. Sie setzte sich auf, vorsichtig, um ihren Mann nicht zu wecken. Schwindel erfasste sie und die Übelkeit stieg wieder auf. Sie fühlte sich krank und schwach. Daher legte sie sich wieder nieder.
Ihre Bewegungen hatten Rihnall aus dem Schlaf gerissen. Er wandte sich zu ihr, blickte sie fragend an. „Wie geht es dir?“
Um ihn nicht zu beunruhigen, entschied sie sich für eine Lüge: „Ich bin noch etwas müde, aber sonst geht es mir besser.“
Er nickte, doch sein Gesicht war noch immer sorgenvoll. Sie war sich daher nicht sicher, ob er ihr glaubte. Sie bemühte sich um einen Themenwechsel. „Was glaubst du, wo wir hier sind?“
„ Elung ist es nicht, so viel steht fest. Doch ich weiß nicht genug über die anderen Völker, um zu sagen, welchem wir uns hier gegenübersehen. Es wird einiger Anstrengungen und Zeit bedürfen, dies herauszufinden. Ich glaube, es ist das Beste, wenn wir versuchen, ihre Sprache zu lernen.“
„ Sollen wir wirklich längere Zeit bei ihnen bleiben? Sind sie nicht gefährlich?“
„ Ich glaube nicht, nur verunsichert. Sie wissen wahrscheinlich genauso wenig über uns wie wir über sie. Außerdem wäre es unklug, allzu schnell zu fliehen. Um hier zu überleben, brauchen wir diese Menschen. Und ohne zu wissen, wo wir sind, haben wir keine Chance, nach Hause zurückzukehren.“
Er hatte recht, ihnen blieb nur, das Beste aus der Situation zu machen. Da sie keine Ahnung hatten, wie sie überhaupt hierher gelangt waren, konnten sie aus eigener Kraft wohl keinen Weg zurück finden. Das Gefühl der Hilflosigkeit ließ sie sich noch elender fühlen. Er musste es ihr angesehen haben, denn er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände, schaute sie eindringlich an und sagte: „Bitte hab keine Angst. Egal, was geschieht, ich bin bei dir. Ich werde alles tun, damit wir wieder nach Hause kommen. Ich werde dich beschützen. Gemeinsam können wir alles überwinden.“
Er besiegelte sein Versprechen mit einem innigen Kuss. Sie spürte seine tiefe Liebe, und die ihre. Wie sehr sie ihn doch liebte, daran konnten selbst die widrigsten Umstände nichts ändern. In diesem Moment war es ihr egal, wo sie waren, es zählte nur, dass sie bei ihm war. Sie küssten sich erneut. Er nahm sie in den Arm. Sie fühlte sich vollkommen sicher und geborgen. Zuversicht erfüllte sie. Sie würden es schaffen, würden ein Weg nach Hause finden.
Mond 5 Jahr 3688
Frühling
Siedlung des Bergvolks, Atress
Zehn Tage lebten sie nun schon in der Siedlung. Sie konnten sich weitgehend frei bewegen, waren jedoch unter ständiger Beobachtung. Rihnall hatte sich vollständig von den Strapazen der Berge erholt und war voller Tatendrang. Wann immer sich die Gelegenheit ergab, suchte er den Kontakt zu den Menschen, um so viel wie möglich zu lernen. Einige Worte der Sprache hatte er schon aufgeschnappt. Er wäre damit schneller vorangekommen, wenn sich die Menschen weniger scheu und ängstlich gegeben hätten, die meisten gingen ihm und Süylin aus dem Weg. Es würde wohl noch einige Zeit dauern, bis sie sich an ihre Anwesenheit und ihr fremdes Aussehen gewöhnt hätten. Gerne hätte er etwas getan, um das Vertrauen zu gewinnen, doch bis jetzt war ihm noch nichts eingefallen.
Aber er konnte sich auch nicht ganz darauf konzentrieren, denn er machte sich Sorgen. Süylin schien ernstlich krank zu sein. Noch immer hatte sie sich nicht erholt. Auch wenn sie ihren Zustand zu verbergen suchte, so entging Rihnall nicht, wie es ihr wirklich ging. Noch immer war sie blass, aß mit wenig Appetit und wirkte schwach. Er hatte sie schon mehrfach darauf angesprochen, doch sie hatte stets behauptet, es ginge ihr gut. Sie wollte wohl nicht, dass er sich sorgte. Dennoch, er würde weiter auf sie achtgeben. Noch wusste er nicht, ob es in der Siedlung einen Heiler gab, doch sobald er einen gefunden hatte, würde er darauf dringen, dass Süylin diesen aufsuchte. Er hatte wirklich Angst um seine Frau. Was,
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