WELTEN-NEBEL
ginge. Eigentlich war ihr Verhalten unverantwortlich, schließlich trug sie auch die Verantwortung für das ungeborene Kind. Wie um es zu beschützen, legte er die Hand auf ihren Bauch.
Obgleich das Bett breit genug für beide gewesen wäre, zog er es vor, sich auf dem zweiten Bett zur Ruhe zu legen.
Mond 8 Jahr 3688
Sommer
Steppe, Atress
Stille bestimmte die Tage der Reisegesellschaft, es wurde kaum noch ein Wort gesprochen. Die Zeiten des Pläneschmiedens waren vorüber. Alle Details des Vorhabens waren besprochen. Nun war es, als wolle niemand mehr darüber nachdenken, um Zweifel gar nicht erst aufkommen zu lassen. So kam es Bevan zumindest vor. Es ging nur darum, die Reise so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.
Dass die drei Anführer nur wenig sprachen, war nicht weiter verwunderlich, atressische Männer waren von Natur aus eher schweigsam, außer es ging darum, mit ihren Heldentaten zu prahlen. Aber auch zwischen Rihnall und Süylin herrschte immer häufiger Sprachlosigkeit. Sie hatte den Eindruck, dass dies kein einmütiges Schweigen war, vielmehr schien es Unstimmigkeiten zwischen den Eheleuten zu geben. Sie wusste weder den Grund, noch vermochte sie mit einer Lösung aufzuwarten, so gern sie dies getan hätte. Auch fand sie, es stand ihr nicht zu, sich in die Angelegenheiten ihrer Freunde zu mischen. Mehr, als immer ein offenes Ohr für die beiden zu haben, konnte sie nicht tun.
Die schlechte Stimmung beschwerte ihr Gemüt und so ertappte sie sich immer häufiger dabei, wie sie sich selbst wortkarg und unleidlich gab. Sie fieberte der Ankunft in der Zentralsiedlung des Steppenstammes entgegen. Die neuen Eindrücke würden zumindest zeitweilig für Ablenkung sorgen. Auch hoffte sie, sie würden erneut einige Tage verweilen, nicht nur Süylin benötigte eine Pause, auch Bevan machte das Laufen mittlerweile zu schaffen. Nun, da weder der Schatten der Bäume noch eine Meeresbrise Abkühlung brachten, war es bisweilen unerträglich heiß. Den ganzen Tag über brannte die Sonne herab. Die Männer schienen diesen Umstand nicht zu bemerken und sie wagte nicht, sich zu beschweren. Sie wollte keinesfalls, dass ihr Vater die Entscheidung, sie weiterhin an der Unternehmung teilhaben zu lassen, bereute. Daher sprach sie sich täglich neuen Mut zu. Lang konnte der Weg bis zur Steppensiedlung nicht mehr sein.
Sie spürte, wie der Schweiß ihren Rücken hinabrann. Was hätte sie für ein erfrischendes Bad gegeben. Doch wann immer sie an Wasserlöcher kamen, so waren es kaum mehr als modrige Pfützen. Warf meinte, es wäre normal zu dieser Jahreszeit. Wasser war in der Steppe ein kostbares Gut. Für Süylin, die stets in der Nähe des Galsees gelebt hatte, war Wasserknappheit eine vollkommen neue Erfahrung. Auch in der Zeit beim Bergstamm hatten sie nicht darunter zu leiden gehabt, zahlreiche Quellen und Bäche brachten selbst im Sommer kühles, klares Nass. Hier aber musste man jeden Schluck aus dem Trinkschlauch genau bedenken. Rihnall hatte ihr zwar mehrfach Anteile seines Wasservorrates angeboten, doch sie hatte es stets abgelehnt, so wie all seine Hilfe und Fürsorge. Sie konnte nicht zulassen, dass er ihre Schwäche entdeckte, und das würde er, sobald sie auch nur in einem Punkt nachgab. Würde ihre Erschöpfung offenbar, gefährdete sie damit die ganze Unternehmung, denn ihr Mann wäre so unvernünftig, ihr Wohl über das eines ganzen Volkes zu stellen. Das musste sie unbedingt verhindern.
Mond 9 Jahr 3688
Sommer
Steppensiedlung, Atress
Die runden zeltartigen Hütten waren schon weithin sichtbar gewesen. Nun hatten sie die Steppensiedlung erreicht, doch es war wieder nur ein Etappenziel, an dem sie nur wenige Tage zu verweilen gedachten.
Die Siedlung des Steppenstammes war viel kleiner als die der anderen Stämme, nur ein Dutzend der lederbespannten Behausungen hatte er gezählt. Von Warf aber wusste er, dass nur ein kleiner Teil des Stammes hier lebte. Ein Großteil zog mit den Viehherden durch das weitläufige Steppengebiet. Die Siedlung war einzig der feste Sitz des Anführers, damit jeder wusste, wo er ihn finden konnte.
Rihnall hatte das Gefühl, schon eine Ewigkeit unterwegs zu sein. Dabei war es noch keine sechs Monde her, dass er gemeinsam mit Süylin aufgebrochen war, die Ruinen in der Tiefe des Galsees zu erforschen. Hätte er doch niemals diesem Drang nachgegeben. Dann würden er und seine Frau ein behagliches Leben irgendwo in Elung führen, würden gemeinsam der
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