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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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Jahr 3688
    Spätsommer
    Gebirgsvorland, Atress
    Um unerwünschte Zusammenstöße mit dem Bergstamm zu vermeiden, hatten sie den östlichsten Zipfel des Gebirges angesteuert. Solange es möglich war, würden sie sich in Küstennähe halten und das Gebirge an der meerzugewandten Seite erklimmen. Soweit sie wussten, lag das Hochland zentral. Die Richtung, aus der sie sich näherten, war daher nebensächlich. Die Minen des Bergstammes lagen vornehmlich im zentralen und westlichen Gebirge, und auch wenn das östliche Gebirge formal zu ihrem Gebiet gehörte, so verirrten sie sich kaum einmal dorthin. So hatten es zumindest die Anführer der anderen Stämme gesagt. Rihnall hoffte, dass ihre Informationen korrekt waren. Einmal waren sie glücklich entkommen, auf einen weiteren Versuch wollte er es nicht ankommen lassen.
    Obgleich sie bisher noch nicht in die Berge hinaufgestiegen waren, sondern sich noch im Gebirgsvorland befanden, wurde es allmählich kühler. Der Herbst war nah und die Brise vom Meer tat ihr Übriges. Er vermutete, dass der Aufstieg länger dauern würde als die fünf Tage, die Süylin und er damals für den Abstieg gebraucht hatten. Hoffentlich würden sie nicht auf unüberwindliche Hindernisse stoßen. Jetzt, da das Ziel in greifbare Nähe gerückt war, wäre ein Scheitern umso tragischer.
     

    Morgen würden sie mit dem Aufstieg beginnen. Wenn sie die zu erklimmenden Höhen betrachtete, befielen sie Zweifel an der Machbarkeit. Sie waren zwar gut ausgerüstet, hatten auch Seile, um sich an schwierigen Stellen zu sichern, doch keiner von ihnen war ein geübter Kletterer. Ihr Vater und die anderen beiden Anführer gaben sich zwar zuversichtlich, doch vielleicht dienten ihre Sprüche nur dazu, sich selbst Mut zu machen. Ihre zur Schau getragene Sorglosigkeit nahm Bevan ihnen nicht ab. Da war ihr die eiserne Entschlossenheit, die Rihnalls Gesicht zeigte, fast noch lieber. Sie selbst bemühte sich, nicht allzu verzagt zu sein. Schließlich musste sie auch Süylin Mut machen. Im vertrauten Gespräch hatte diese schon mehrfach Ängste bezüglich der Berge geäußert, verständlich, wenn man ihre Erfahrungen bedachte.
    Jetzt, da sie diesen Weg eingeschlagen hatten, gab es jedoch kein Zurück mehr. Ihnen fehlte es schlichtweg an Alternativen. Sie mussten das fehlende Stück des Spiegels finden, es war der Wille der Götter. Und sie mussten es gemeinsam tun, warum sonst hatten sie zueinandergefunden? Selbst sie, die sie doch nur eine gewöhnliche junge Frau war, würde noch ihre Rolle zu spielen haben, das war gewiss. Sie dankte den Göttern, dass sie sie wohlbehalten bis hierher geleitet hatten, und bat um Segen für das, was noch vor ihnen liegen würde. Mit dem Wissen, dass dies alles auf den Wunsch und unter der Führung der Götter geschah, kamen ihr die Berge weit weniger bedrohlich vor.
     

    Mond 9 Jahr 3688
    Spätsommer
    Gebirge, Atress
    Es war der dritte Tag und noch immer waren die Gipfel nicht näher gekommen, so kam es Süylin zumindest vor. Auch hatte sie den Eindruck, sich mehr seitwärts, denn aufwärts zu bewegen. Immer wieder hatten sie in den vergangenen Tagen umkehren müssen, weil ihnen der Weg durch eine Spalte oder eine Felswand versperrt worden war. Heute war dadurch sogar die Anstrengung eines halben Tages umsonst gewesen. Dabei quälte sie sich mit jedem Schritt. Schlimmer noch als die körperliche Anstrengung aber war die seelische Anspannung. Nachts träumte sie davon, abzustürzen, tagsüber versetzte sie jeder Stein, der unter ihren Füßen ins Rollen kam, in Angst und Schrecken. Und wie um ihr Leid noch zu vergrößern, scherte sich Rihnall nicht darum. Es war Bevan, die immer wieder nach ihrer Hand griff, um ihr über schwierige Stellen zu helfen. Auch Setor, Warf und Terak hatten ihr ein ums andere Mal helfend zur Seite gestanden. Rihnall aber lief stets vorneweg, drehte sich nicht um. Bisweilen schien er ihre Anwesenheit ganz vergessen zu haben.
     

    Er konnte nicht mit ansehen, wie sehr sie sich quälte. Es war ihm unerträglich, sie so kämpfen zu sehen. Einerseits geschah es ihr nur recht, sie hatte auf diesen Plan bestanden, hatte seine Hilfe stets abgelehnt. Andererseits aber glühte sie immer wieder auf, seine Liebe für sie. Denn sie war keineswegs geschwunden, hatte nur unter all den anderen Gefühlen kaum Raum gehabt, sich zu entfalten. Mit jeder Zurückweisung war sie weiter verschüttet worden, begraben unter Kränkung und Unverständnis, unter Wut und Sorge.
    Es war

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