WELTEN-NEBEL
voran, schaute sich aber regelmäßig nach den beiden Frauen um. Bevan konnte schwimmen, doch sie war dabei nie besonders ausdauernd gewesen, ein Umstand, der ihr nun Schwierigkeiten bereitete. Wann immer sie jedoch die Kräfte zu verlassen drohten, war Rihnall zur Stelle. Dann brauchte sie nichts weiter zu tun, als sich auf den Rücken zu legen und sich von ihm ziehen zu lassen. Auch Süylin musste bisweilen auf diese Hilfestellung zurückgreifen, wenn auch, wie sie beschämt feststellen musste, deutlich seltener. Wie Süylin vorausgesagt hatte, gab es auch einige Felsen, auf denen sie rasten, oder, wenn sie gar zu klein waren, sich auch nur kurz festhalten konnten. Als dann irgendwann das Ufer in Sicht kam, war sie fast überrascht.
Doch der Eindruck trog. Nur weil sie es sehen konnten, hatten sie es noch lange nicht erreicht. Trotz der Bewegung begann sie irgendwann zu frieren. Auch Süylin klagte über die Kälte. Einzig Rihnall schien davon vollkommen unbeeindruckt.
Trotz der Pausen, die die Frauen immer wieder brauchten, gelangten sie noch vor Einbruch der Dunkelheit sicher und wohlbehalten ans Ufer. Gerne hätte Rihnall auch noch den Weg zur nächsten Siedlung auf sich genommen, doch Süylin und Bevan waren zu erschöpft. Sie zogen den Schlaf der Aussicht auf eine Mahlzeit vor. Also machten sie es sich unter einigen Bäumen bequem. Er entschied, ein Feuer zu entzünden, denn die Kraft der Sonne reichte nicht mehr, um die Kleidung zu trocknen. Auch war ihre Kleidung eigentlich zu dünn für die Kühle der Nacht. Vielleicht hätten sie doch alles von der Insel mitnehmen sollen.
Während er sich um das Feuer kümmerte, gelang es Bevan, im flachen Uferbereich einen großen Fisch mit bloßen Händen zu fangen. Sie würden also doch nicht hungrig bleiben müssen.
Der Fang garte über dem Feuer. Sie berieten währenddessen über ihr weiteres Vorgehen. Sie hatten kein Geld und auch sonst nichts von Wert bei sich, waren also auf die Mildtätigkeit der Menschen angewiesen. Wohin sollten sie ihre Schritte nun lenken?
Süylin sagte: „Wir sollten dem Uferverlauf bis nach Gal folgen. Schließlich wollten wir, bevor wir nach Atress versetzt wurden, den Spiegel in die Hauptstadt bringen. Nach allem, was wir erlebt haben, ist es umso wichtiger, dem König davon zu berichten.“
Er gab zu bedenken: „Zu Fuß ist es ein weiter Weg, Bellan liegt wesentlich näher. Von dort könnten wir ein Schiff nehmen. Atella und Tew werden uns sicher helfen.“
Süylin gab zurück: „Ich würde lieber versuchen, in der nächsten Siedlung einen der Fischer zur Hilfe zu überreden. Ein Fischerboot reicht vollkommen aus, um in die Hauptstadt zu kommen.“
„ Gut, wir werden es versuchen. Sollten wir in der nächsten Siedlung keine Hilfe erhalten, können wir immer noch in Richtung Bellan laufen. Jetzt lasst uns essen und dann schlafen.“
Obgleich sie nun zu Hause waren, stand ihnen wieder ein Fußmarsch bevor. Süylin wusste nicht genau, wo die nächste Siedlung zu finden war, hoffte aber das Beste. Auch war sie sich entgegen ihrer gestrigen Zuversicht nicht sicher, ob man ihnen dort Unterstützung gewähren würde. Schließlich waren sie kaum mehr als Bettler. Sie ließ sich ihre Zweifel jedoch nicht anmerken, plauderte munter mit Bevan, begann sogar mit dem Sprachunterricht für die Freundin.
Zumindest fiel ihr in Elung das Reisen leichter, denn hier fühlte sie sich außer Gefahr. Das Schlimmste, was ihnen hier widerfahren konnte, war, dass sie den ganzen Weg bis nach Gal würden laufen müssen.
Das Glück war ihnen hold, noch vor dem Mittag kam ein Dorf in Sicht. Sie brauchten sich auch nicht um die Aufmerksamkeit der Bewohner bemühen, Bevans Aussehen sorgte ganz alleine dafür. Kaum hatten sie die Siedlung betreten, kamen ihnen mehrere Männer entgegen. Die Begrüßung war höflich und man gab ihnen die Gelegenheit, ihr Anliegen vorzutragen. Man lud sie zu einer Mahlzeit ein und wollte ihre Geschichte hören.
Süylin und Rihnall aber bemühten sich, nicht allzu viel preiszugeben. Sie wollten unbedingt vermeiden, dass ihre Geschichte vor ihnen die Hauptstadt erreichte. Daher sagten sie nur, sie seien in einer bisher unbekannten Region gewesen. Bevan stammte von dort. Nun wollten sie zurück nach Gal, um dem König Bericht zu erstatten.
Was sie erzählten, reichte wohl, denn man bot ihnen an, sie am nächsten Tag mit einem Fischerboot in die Hauptstadt zu bringen.
Auch sonst waren alle überaus freundlich zu
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