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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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umfangreich, sie verfügte über eine gute Reiseausrüstung und auch über cytrianische Münzen. Süylin hatte wirklich an alles gedacht und Ihels Reise gut vorbereitet. Und das, obwohl sie in aller Heimlichkeit hatte vorgehen müssen. Einzig Süylin und ihre Familie hatten um Ihels Pläne gewusst. Sie hatten nicht gewagt, Bevan und Gelkan um ihre Zustimmung zu bitten, da diese darauf bedacht zu sein schienen, ihre Enkelin in ihrer Nähe zu behalten. Auch die Gelehrten, in deren Obhut Ihel gereist war, hatten nicht gewusst, wer ihr Schützling wirklich war. Ihel hoffte, dass es für Süylin keine Konsequenzen hätte, dass sie ihre Reisepläne befördert hatte.
    Um endlich schlafen zu können, schob sie bewusst alle Gedanken beiseite, konzentrierte sich einzig auf ihren Atem und die Weichheit ihrer Schlafstätte. Sie musste Kraft für die bevorstehende Reise sammeln.
     

    Mond 9 und 10 Jahr 3736
    Herbst
    Große Ebene, Cytria
    Ihr Weg führte sie durch Wiesen und Felder, auf denen die Bauern gerade dabei waren, letzte Früchte zu ernten. Ihr Ziel konnte nicht mehr fern sein, laut ihrer Karte lag das Dorf irgendwo hier auf der Großen Ebene. Wenn Ihel den Wegweiser richtig entziffert hatte, war es an der letzten Wegkreuzung ausgeschildert gewesen.
    Bei dem Gedanken, vielleicht bald ihrem Vater gegenüberzustehen, begann ihr Herz zu rasen. Sie bemühte sich, ihre Erwartungen zu dämpfen. Nur weil er dort geboren war, hieß das noch lange nicht, dass er auch heute noch dort lebte. Schließlich wusste sie nicht einmal, ob er überhaupt nach Cytria zurückgekehrt war. Ebenso gut hätte sein Weg ihn an andere Küsten führen können. Vielleicht hatte er auch die anderen Länder der Welt erkunden wollen. Dennoch, so ganz mochte sie ihre Hoffnungen nicht begraben.
    Sie malte sich aus, wie ihr Vater wohl reagieren würde, wenn er sie sähe. Bisher hatte sie gute Erfahrungen mit den Cytrianern gemacht. Sie schienen ein sehr offenes Volk zu sein. Obwohl erst seit wenigen Jahren Kontakt zu den Elungern bestand, wusste jeder zumindest ein wenig über sie Bescheid. Die blaue Haut war ja auch durchaus markant. Niemand fürchtete sich, alle waren interessiert an ihrer Geschichte. Wohin sie auch gekommen war, immer war sie eingeladen worden. Ständig hatte man sie ob ihrer Kenntnisse der cytrianische Sprache gelobt, auch wenn sie selbst sie eher als kümmerlich empfand. Doch Zyn war unter der einfachen Landbevölkerung nicht so verbreitet, als dass sie immer hatte darauf zurückgreifen können.
    Dennoch, es war etwas anderes, ob man eine Fremde für eine Nacht aufnahm, oder ob diese Fremde einem eröffnete, dass sie die eigene Tochter war, von der man nichts geahnt hatte. Was war, wenn Liwam ihr nicht glaubte? Sie hatte keinen Beweis für ihre Behauptung, hoffte, ihr Wort würde genügen. Sie sandte ein stilles Gebet an die Götter, bat sie um Segen, so wie sie es schon so oft während ihrer Reise getan hatte. Bisher waren sie ihr stets gnädig gewesen, hatten sie erst nach Elung und nun nach Cytria geführt. Sie hoffte, auch weiterhin unter ihrem Schutz zu stehen.
    Bevor sie aus Aaran aufgebrochen war, hatte sie den dortigen Tempel aufgesucht. Sie wusste, dass es hier üblich war, den Göttern in diesen speziellen Gebäuden zu begegnen. In Atress gab es so etwas nicht und erst recht nicht in Elung, wo man erst seit ungefähr fünfzig Jahren wieder um die Existenz der Götter wusste. Sie fand es aber durchaus angemessen, den Göttern eigene Gebäude zu widmen, besonders, wenn sie so prächtig waren wie der weiße Tempel in Aaran.
    Als das Dorf in Sicht kam, musste sie sich zurückhalten, um nicht in Laufschritt zu verfallen.
     

    Sie bemühte sich, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Es gab keinen Liwam in diesem Dorf. Da es aber das Dorf war, das Süylin ihr als Geburtsort ihres Vaters genannt hatte, fragte sie die Menschen, ob es hier einmal einen Liwam gegeben hätte. Eine kleine, ältere Frau ergriff das Wort. Sie erzählte, dass es hier einmal einen Mann jenes Namens gegeben habe, dass er aber vor langer Zeit fortgegangen sei. Inzwischen sei er sicher gestorben.
    Ihel fragte: „Könnt Ihr mir mehr über ihn erzählen?“
    „ Warum wollt Ihr das wissen?“
    „ Es könnte sein, dass er mein Vater ist.“
    Sie spürte, wie sie skeptisch gemustert wurde. Es war offenbar schwer vorstellbar, dass ein Cytrianer ein Kind mit einer Elungerin hatte. Die alte Frau glaubte ihr anscheinend dennoch und lud sie in ihr Haus

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