WELTEN-NEBEL
Ausführungen. Sie berichtete in aller Ausführlichkeit, was sich damals im Jahre 3717 zugetragen hatte, als Liwam plötzlich in Gal aufgetaucht war: „Nach dem, was er mir seinerzeit berichtete, ist er an der bewaldeten Westküste an Land gegangen. In den Wäldern ist er auf Holzfäller gestoßen. Diese haben wohl erkannt, dass er kein Elunger ist, haben ihn jedoch für einen Atresser gehalten. Da sie noch nie einen solchen gesehen hatten, konnten sie ja nicht wissen, dass deren Haut braun und nicht olivfarben ist, wie die Liwams. Da sie sich nicht mit ihm verständigen konnten, haben sie ihn einfach nach Gal geleitet. Dort traf ich ihn zum ersten Mal. Durch mein Wissen um den Weltenspiegel – du weißt, was das ist? –, war mir schnell klar, dass er aus einem der noch unentdeckten Länder stammen muss. König Gelkan und Königin Bevan entschieden, dass seine Ankunft zunächst geheim gehalten werden sollte, bis wir mehr über ihn wussten. Ich nahm ihn mit in dieses Dorf, um mich in Ruhe mit ihm beschäftigen zu können.
Anfangs war es beschwerlich, mich mit ihm zu unterhalten, wir waren auf Zeichen angewiesen. Doch er begann schnell, mir eine Sprache beizubringen, die sich, wie ich später erfuhr, Zyn nennt. Liwam sagte mir, es handele sich dabei um eine Sprache, die früher von allen Völkern gesprochen wurde. Sie diente damals, als die Völker noch Kontakt zueinander hatten, als Handelssprache. Soweit ich weiß, ist es heute wieder die Sprache, mit der sich Helwaner und Cytrianer austauschen. Daher hielt es Liwam wohl für besser, mich diese Sprache zu lehren, anstatt seine Muttersprache Cytrian. Je besser ich die Sprache beherrschte, umso mehr konnte ich auch über Cytria erfahren. Dein Vater erzählte mir aber nicht nur von seiner Heimat, er hatte auch Informationen über das benachbarte Helwa.“
Süylin zog eine Karte hervor, auf der sie Ihel die Lage der Länder zeigte. Insgesamt gab es fünf Inseln. Die in der Mitte trug den Namen Helwa. Nördlich davon lag Cytria, die Heimat ihres Vaters. Elung lag südlich von Helwa, während Atress östlich davon verzeichnet war. Ihre Großtante wies auf die westliche Insel. Dort standen zwei Namen, Margan und Tulup. Sie erklärte ihr, dass dies wohl nicht mehr den tatsächlichen Gegebenheiten entsprach. Laut Liwams Angaben existierte dort heute nur noch ein Land namens Martul, über das er aber auch nicht viel zu berichten wusste, da weder die Cytrianer noch die Helwaner regelmäßigen Kontakt mit diesem pflegten. Nur einmal sei wohl ein Helwaner in Martul gewesen, doch dies lag inzwischen fast ein Jahrhundert zurück.
So interessant die Ausführungen Süylins auch waren, es verlangte sie, endlich mehr über ihren Vater zu erfahren. Doch sie wagte nicht, ihre Großtante zu unterbrechen. Diese aber hatte ihre Unruhe wohl bemerkt, denn sie brachte sie Sprache schon bald auf Liwam.
„ Ich weiß, dass du mehr über deinen Vater erfahren möchtest. Leider kenne ich nur Teile seiner persönlichen Geschichte. So mitteilsam er auch in Bezug auf seine Heimat und die anderen Länder war, über sich selbst hat er nur wenig preisgegeben. Das, was ich weiß, werde ich jedoch gerne mit dir teilen. Wie schon erwähnt, stammt er von Cytria. Nach Elung gelangte er mit einem kleinen Boot, dass ich zwar selbst nie sah, da er es an seinem Ankunftsort zurückließ, das er mir aber beschrieb. Soweit ich es beurteilen kann, war es ein ziemlich tollkühnes Unterfangen, sich mit einem solch kleinen Schiff und vollkommen alleine auf den Weg über das Meer zu machen. Er muss großes Vertrauen in den Schutz der Götter gehabt zu haben, um dies zu wagen, oder eine sehr starke Motivation. Leider habe ich ihn nie gefragt, warum er überhaupt herkam. Ich bin wohl einfach davon ausgegangen, dass es Forschergeist war, der ihn trieb. Die Cytrianer wussten zu dieser Zeit mehr über die anderen Völker als wir, da ist es verständlich, dass sie versuchten, Kontakt zu ihnen aufzunehmen. Wir haben ja nichts anderes getan, als wir vor zehn Jahren nach Helwa und vor acht Jahren nach Cytria aufbrachen. Es ist übrigens der Verdienst deines Vaters, dass wir es schon so früh wagten. Ohne ihn hätten wir wohl noch eine Weile abgewartet. Sein Wissen war es, das unsere Neugier so weit wachsen ließ, dass wir schließlich Expeditionen starteten. Aber ich schweife ab.
Dein Vater weilte insgesamt rund fünf Monde unter meinem Dach. In dieser Zeit brachte er mir Zyn bei, lernte aber auch etwas von unserer
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