WELTEN-NEBEL
Sprache. Im Austausch für sein Wissen über Cytria, Helwa und Martul erhielt er von mir Informationen über Elung und Atress, an denen er ebenso interessiert schien, wie ich es an seinem Wissen war.
Im vierten Mond von Liwams Aufenthalt besuchte mich deine Mutter. Von Anfang an schien sie fasziniert von dem Fremden. Allerdings habe ich zu keinem Zeitpunkt geahnt, wie weit das gehen würde. Vielmehr glaubte ich, sie wolle nur mehr über das fremde Volk erfahren. Schon immer war sie diejenige von meinen Nichten und Neffen, die das größte Interesse an meiner Arbeit zeigte. Schon vor Liwams Ankunft hatte sie mich häufig bei meinen Forschungen unterstützt, hatte großes Interesse an Atress, der Heimat ihrer Mutter, gezeigt. Es hat ihr nie genügt, einfach nur Prinzessin zu sein, sie wollte Gelehrte werden. Ich dachte daher, sie habe nur ein wissenschaftliches Interesse an Liwam, bin nie auf die Idee gekommen, sie könnte Gefühle für ihn entwickeln. Sie hatte bis zu diesem Zeitpunkt, und sie war immerhin schon vierundzwanzig Jahre alt, noch nie Interesse an Männern gezeigt, warum also ausgerechnet an Liwam, der auch noch um einiges älter war als sie? Bald verbrachten die beiden viel Zeit miteinander, manchmal fehlte einen ganzen Tag lang jede Spur von den beiden.
Irgendwann aber verschwand Liwam spurlos. Er ist wohl nach Hause zurückgekehrt. Ich fand es zwar seltsam, hätte gedacht, er würde sich zumindest verabschieden, sah jedoch keine Veranlassung, nach ihm zu suchen. Vielleicht hätte ich es getan, hätte ich um die Gefühle Peerins gewusst und um das, was zwischen den beiden geschehen war. Doch sie verstellte sich so gut, dass niemand etwas von ihrem Kummer bemerkte. Ihre Eltern und auch ich erfuhren erst durch ihren Brief davon, welcher uns erst nach ihrer Abreise erreichte. Wie sehr muss sie gelitten haben. Auch für dich ist es sicher schwer gewesen, ohne Vater aufzuwachsen.“
„ Eigentlich nicht, bis vor Kurzem glaubte ich, er sei tot. Meine Mutter hat lange gewartet, bis sie mir die Wahrheit erzählte. Aber ich verstehe das, sie wollte mich und sich selbst schützen. Sie hat sicher angenommen, ein toter Vater wäre besser als einer, der die Mutter im Stich ließ. Doch seltsamerweise kann ich ihm deswegen nicht böse sein. Nichtsdestotrotz verlangt es mich, seine Motive zu erfahren. Warum ist er damals so plötzlich verschwunden und wohin?“
„ Leider kann ich dir dazu nichts sagen. Es tut mir leid. Wenn du nach Cytria reisen möchtest, um nach ihm zu suchen, so kann ich dir seinen Geburtsort nennen. Dort könntest du die Suche beginnen. Eine Passage auf dem nächsten Schiff dürfte kein Problem darstellen. Schon bald soll wieder ein Schiff mit Abgesandten des Königs aufbrechen. Auch einige Gelehrte werden mitfahren. In deren Obhut könnte ich dich geben. Bis zum Aufbruch könnte ich dich etwas Zyn lehren, an Bord des Schiffes können die Gelehrten den Unterricht fortsetzen. Die Fahrt nach Cytria dauert immerhin um die drei Monde.“
Ihel war erleichtert, so viel Unterstützung zu erfahren. Noch bevor ihre Großtante ihr all dies angeboten hatte, hatte sie entschieden, nach Cytria zu reisen. Die Antworten, die sie hier erhalten hatten, hatten schlichtweg nicht ausgereicht, ihre Fragen zu beantworten. Daher war es unerlässlich, ihren Vater zu finden.
AUF DER SUCHE
Mond 9 Jahr 3736
Herbst
Aaran, Cytria
Unruhig wälzte sie sich hin und her. Nach den Monden auf See vermisste Ihel das beruhigende Schaukeln des Schiffes, welches sie stets in den Schlaf gewiegt hatte. Das Bett in den Gästequartieren des Regierungspalastes war zwar überaus komfortabel, doch der Schlaf wollte sich nicht einstellen. Erst am Abend waren sie im Hafen von Aaran, der Hauptstadt Cytrias, vor Anker gegangen. Da sie Teil einer offiziellen elungischen Abordnung war, war sie Gast der cytrianischen Regierung. Der Empfang war entsprechend formell, die Bewirtung opulent und die Unterbringung wirklich hervorragend.
Am nächsten Tag schon würde sie all dies hinter sich lassen, dann trennte sich ihr Weg von denen der Gelehrten und Diplomaten. Ihr war ein bisschen unwohl dabei, wenn sie daran dachte, dass sie alleine durch ein fremdes Land würde reisen müssen. Sie versuchte sich zu beruhigen, indem sie sich ihre umfangreiche Vorbereitung ins Gedächtnis rief. Sie beherrschte neben Zyn auch einige Brocken Cytrian, würde sich also auf jeden Fall verständlich machen können. Ihr Kartenmaterial über Cytria war
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