WELTEN-NEBEL
finden können. Das Cytrian des jungen Mannes hatte ausgereicht, um mit ihm ein Treffen im Gasthaus zu vereinbaren. Gleich würde es so weit sein.
Er klopfte an Ihels Tür. Sie bat ihn herein.
„ Was ist?“
„ Ich habe eine Überraschung für Euch.“
„ Was ist es?“
„ Kommt einfach mit.“
Sie tat es und folgte ihm in den Gastraum. Der Helwaner war schon dort. Waylen machte ihn und Ihel miteinander bekannt. Sofort verfielen die beiden in die Handelssprache Zyn und ihm blieb nichts, als stumm danebenzusitzen. Erst als sich der Mann nach einer ganzen Weile verabschiedete, hatte er wieder Ihels Aufmerksamkeit. Doch bevor er sie fragen konnte, was sie von dem Helwaner hatte erfahren können, umarmte sie ihn kurz. „Danke. Wie habt Ihr diesen Mann nur gefunden?“
„ Zufall. Nichts zu danken. Habt Ihr etwas Interessantes herausgefunden?“
„ Zu viel, um es in aller Kürze zu erzählen. Und es wird noch mehr werden. Er hat eingewilligt, mich die Grundlagen seiner Muttersprache zu lehren. Zwar werde ich mit Zyn seiner Meinung nach gut zurechtkommen, doch es ist mir lieber, wenn ich wenigstens etwas Helwarisch spreche. Schon morgen treffe ich mich wieder mit ihm.“
„ Das ist schön. Habt Ihr auch schon etwas über die Wüste erfahren können?“
„ Nein, heute ging es mehr um allgemeine Dinge. Aber es bleibt ja noch Zeit. Frühestens in einem Mond wird sich mir die Möglichkeit bieten, nach Helwa aufzubrechen.“
Damit schien das Thema für sie zur Genüge behandelt. Er war etwas enttäuscht. Gerne hätte er mehr erfahren, doch sie hielt es wohl nicht für notwendig. Sie hatte damit ja nicht ganz unrecht, schließlich würde sie und nicht er nach Helwa reisen. Dennoch fühlte er sich ausgeschlossen.
Mond 3 Jahr 3737
Winter
Syyn, Cytria
Das Gefühl, immer weni ger Teil von Ihels Plänen zu sein, verstärkte sich bei Waylen, je mehr Zeit sie mit dem jungen Helwaner verbrachte. Stets traf sie sich allein mit dem Mann, und immer kam sie mit vor Aufregung leicht geröteten Wangen von den Treffen zurück. Nie berichtete sie mehr als einige Worte von dem, was sie gelernt und erfahren hatte.
Um seine Tage zu füllen, hatte er eine Arbeit als Hafenarbeiter angenommen. Schließlich konnte er nicht die ganze Zeit auf Ihels Kosten leben. Natürlich hätte er auch nach Aaran zurückkehren können, doch er wollte sein Versprechen einlösen und bis zum Ablegen ihres Schiffes in Ihels Nähe bleiben. Da nun beide unabhängig voneinander einer täglichen Beschäftigung nachgingen, trafen sie zumeist erst abends aufeinander. Dann bemühte er sich stets um ein Gespräch, doch immer häufiger war Ihel schweigsam, beantwortete seine Fragen einsilbig, was ihn sehr betrübte.
Ihre Treffen mit dem jungen Helwaner waren unerwartet aufschlussreich. Der Mann war ein guter Erzähler, vermochte es, sein Heimatland in den schillerndsten Farben zu beschreiben. Auch war er ein guter Lehrer. In nur wenigen Tagen hatte er sie die wichtigsten Worte und Sätze seiner Muttersprache gelehrt. Immer wieder pries er ihre schnelle Auffassungsgabe und ihr Sprachtalent, doch sie wusste, dass dies nur Schmeichelei war, so wie viele seiner Worte. Bisweilen wurde ihr seine überbordende Freundlichkeit fast zu viel. Der junge Mann war für ihren Geschmack etwas zu aufdringlich, wollte ständig etwas über sie und ihr Leben wissen, stellte Fragen, die ihr viel zu persönlich waren. Um ihre Beziehung auf eine geschäftliche Ebene zu bringen, hatte sie angefangen, ihn für seinen Unterricht zu bezahlen, doch das hatte nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Noch immer kam er ihr näher, als es ihr angenehm war. Einzig der Wunsch, mehr zu lernen, ließ sie weiteren Treffen zustimmen.
Gerne hätte sie Waylen gebeten, sie zu den Treffen zu begleiten, doch sie wagte es nicht. Zum einen, da er dann hätte seine Arbeit aufgeben müssen, um sich in ihrem Unterricht zu langweilen, zum anderen wollte sie auch nicht zugeben, dass sie mit der Aufdringlichkeit des Helwaners nicht alleine zurechtkam. Waylen äußerte ohnehin oft genug Bedenken, ob es eine so gute Idee war, allein auf Reisen zu gehen, sie wollte ihn darin nicht noch bestärken. Nachher versuchte er noch, ihr die Reise auszureden. Also schwieg sie, redete sich ein, es wäre nicht so schlimm.
Irgendetwas war anders an diesem Abend. Beim Abendessen im Gastraum war Ihel nicht nur schweigsam, sondern regelrecht abwesend, und dass, wo man ihr ihre Aufregung doch ansehen
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