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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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geschüttelt. Um sie zu beruhigen, strich er ihr über das Gesicht. Augenblicklich hörte sie auf zu weinen. Sie griff nach seiner Hand, betrachtete sie. „Was ist mit deiner Hand geschehen, woher stammen die Wunden?“
    Nun konnte er sein Geheimnis nicht länger für sich behalten. Er musste es ihr sagen, sonst würde sie an Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit zugrunde gehen.
    Behutsam begann er: „Hast du dich nie gefragt, wohin ich jeden Tag gehe?“
    „ Wanderst du nicht ziellos über die Insel? Versuchst du nicht, meiner Gegenwart zu entfliehen, weil du ganz genau weißt, dass ich Schuld an deinem Elend bin?“
    „ Nein. Niemals würde ich dir die Schuld geben. Es war ganz allein meine Entscheidung, dich auf deinem Weg zu begleiten. Auch ist die Situation nicht so aussichtslos, wie sie dir erscheinen mag. Ich wollte es dir eigentlich erst erzählen, wenn ich meiner Sache sicher bin, doch nun kann ich es nicht länger für mich behalten. Meine Hände sind so voller Schwielen, weil ich an einem Boot baue. Schau nicht so ungläubig. Das Gewitter vor einigen Tagen fällte einen großen Baum. Ich bin im Begriff, ihn auszuschaben, um ein Boot daraus zu machen.“
    Hoffnung trat in ihren Blick. „Kann das wirklich funktionieren?“
    „ Ich kann dir nichts versprechen, doch ich bin guten Mutes. Mit etwas Glück und dem Segen der Götter werden wir schon in einigen Tagen diese Insel verlassen können.“
    „ Meinst du das ernst und sagt es nicht nur, um mich aufzumuntern?“
    „ Habe ich dich je belogen? Naja, abgesehen von meinen Behauptungen bei unserem ersten Zusammentreffen?“
    „ Nein. Zeig es mir, zeig mir das Boot.“
    „ Kannst du dich noch bis morgen gedulden. Im Dunkeln wirst du ohnehin nichts sehen.“
    Ihre Überschwänglichkeit ließ etwas nach und machte Dankbarkeit Platz. Mehrmals umarmte sie ihn, sagte immer wieder, wie dankbar sie ihm für seine Unnachgiebigkeit war, wie froh sie war, dass er nicht, so wie sie, aufgegeben hatte, sondern immer weiter nach einem Ausweg gesucht hatte.
     

    Tag 24 im Nebel
    Kleine Insel vor der Küste, Martul
    Seit er sie in sein Geheimnis eingeweiht hatte, hatten sie ihr Lager unweit des Ortes eingerichtet, an dem er das Schiff baute. So gut sie es vermochte, war sie ihm zur Hand gegangen. Wenn sie jedoch ehrlich war, erledigte er den Großteil der Arbeit. Manchmal musste sie seinen Tatendrang regelrecht bremsen. Er arbeitete stets bis zur völligen Erschöpfung und auch darüber hinaus. Woher nahm er nur die Kraft, trotz Schmerzen und Ermüdung immer weiter zu machen? Niemals würde sie ihm seinen Einsatz vergelten können.
    Der Rumpf war fast fertiggestellt, schon bald würden sie die Seetauglichkeit ihres Bootes prüfen können. Abends am Feuer schnitzte Waylen Ruder aus zwei starken Ästen. Sie hatte sie bereit erklärt, ihr Unterkleid zu opfern, damit ihr Schiff auch ein kleines Segel hatte. Der Stoff hatte zwar schon einige Löcher, doch es war besser, als immerzu rudern zu müssen.
     

    Tag 27 im Nebel
    Kleine Insel vor der Küste, Martul
    Der Tag der Entscheidung war gekommen, nun würde sich zeigen, ob das Boot auch schwimmen konnte. Mit vereinten Kräften schoben sie es zum Ufer. Waylen wollte zunächst alleine eine Probefahrt machen, bevor er das Risiko einging, auch Ihel an Bord zu nehmen. Als er einstieg, schaukelte das Boot etwas und er brauchte eine Weile, bis er es in Balance gebracht hatte. Dann aber ließ es sich mit den Rudern erstaunlich leicht vom Fleck bewegen. Auf den Einsatz des Segels verzichtete er, um sich nicht zu weit vom Land zu entfernen. Es schien ganz so, als habe sein Plan Erfolg gehabt. Jetzt mussten sie nur noch hoffen, dass im Nebel verborgen wirklich eine Küste lag, die sie erreichen konnten.
    Er kehrte zum Ufer zurück. An diesem Tag würden sie noch nicht aufbrechen, erst mal mussten sie noch etwas Proviant sammeln. Schließlich wussten sie nicht, wie lange ihre Irrfahrt über das Meer dauern würde. Wenn sie nur einen Anhaltspunkt hätten, in welcher Richtung die rettende Küste zu finden war.
     

    Tag 28 im Nebel
    Auf dem Meer
    Der Wind blähte das behelfsmäßige Segel und sie setzten Kurs nach Westen. Am Vorabend hatten sie lange beraten, welche Richtung sie einschlagen sollten. Ihel hatte versucht, sich an das schwache Abbild Martuls auf dem schwarzen Würfel zu erinnern. In ihrer Erinnerung hatte sie mehrere Inseln vor Augen gehabt, doch nur eine war klein genug, als dass es die hätte sein können, auf der sie

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